Westbahn: Stundentakt bis 2021

Seit 2011 macht die Westbahn den ÖBB auf der Strecke zwischen Wien und Salzburg Konkurrenz.
Seit 2011 macht die Westbahn den ÖBB auf der Strecke zwischen Wien und Salzburg Konkurrenz.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Westbahn stellt vorübergehend von Halbstunden- auf Stundentakt um. Hintergrund ist die Erneuerung ihrer Flotte. 17 Westbahn-Züge gehen an die Deutsche Bahn, 15 neue sind bestellt.

Wien. Der ÖBB-Konkurrent Westbahn verkauft alle seine 17 Züge in zwei Tranchen an die Deutsche Bahn. Gleichzeitig werden 15 neue Züge beim Schweizer Hersteller Stadler bestellt. Als Folge der Umstellung wird der derzeitige Halbstundentakt auf der Westbahnstrecke ab Dezember für zwei Jahre auf einen Stundentakt umgestellt. Ab 2021 soll dann wieder im Halbstundentakt zwischen Wien und Salzburg gefahren werden.

Das kündigten Westbahn-Chef Erich Forster und Westbahn-Eigentümer Hans Peter Haselsteiner am Montag vor Journalisten in Wien an. Auch werden ab Dezember die Haltestellen ab Wien-Praterstern (mit Hauptbahnhof und Meidling) nicht mehr angefahren, die Züge fahren nur mehr ab Wien-Westbahnhof.

„Günstige Finanzierung“

Erst seit Dezember 2017 fährt die Westbahn im Halbstundentakt zwischen Wien und Salzburg, zuvor fuhr jede Stunde ein Zug.
Eine Zeitlang hatte sich die Westbahn mit dem Gedanken getragen, die neuen Züge beim chinesischen Schienenfahrzeughersteller CRRC (China Railway Rolling Stock Corporation) zu kaufen; für die alten Züge der Westbahn hatten sich auch die ÖBB interessiert. Als Begründung für den Austausch der Züge gab die Westbahn das günstige Zeitfenster an, das sich biete: Der Bahnmarkt benötige kapazitätsstarke moderne Fahrzeuge, wie sie die Westbahn betreibe. Andererseits könne die Westbahn, die selbst kein „schwerfälliges Beschaffungsregime“ habe, rasch Neufahrzeuge bestellen.

Die 15 neuen Doppelstockzüge aus der Schweiz kosten die Westbahn nun 292 Mio. Euro. Die Zuggarnituren, über die man mit den Chinesen verhandelt hatte, wären billiger gewesen. Doch gehe es nicht nur um den Preis, sondern auch um die Finanzierung. Man könne die neuen Züge aus der Schweiz dank des niedrigen Zinsumfeldes derzeit sehr günstig finanzieren – jedenfalls weitaus günstiger als vor zehn Jahren, als die Finanzkrise Kredite erschwert hatte, sagte Haselsteiner. Zudem habe man auch den Aufwand und die notwendige Zeit für die Zulassung der chinesischen Züge in Europa in Betracht gezogen.

Die Westbahn war 2011 in Österreich an den Start gegangen und bietet seitdem Fernverkehrsverbindungen zwischen Wien und Salzburg auf der gleichnamigen Westbahnstrecke an. Seit ihrem Bestehen habe die Westbahn Verluste von 83 Mio. Euro angehäuft. Das könne so nicht weitergehen, sagte Haselsteiner. „Ich habe ja keinen Geldscheißer im Keller.“ An der Westbahn-Muttergesellschaft hält die Haselsteiner Familienprivatstiftung 49,9 Prozent, die Schweizer Augusta Holding des Unternehmers Erhard Grossnigg 32,7 Prozent und die französische Staatsbahn SNCF 17,4 Prozent.

Einmal mehr warfen Haselsteiner und Forster den ÖBB vor, zu niedrige Ticketpreise zu verlangen. „Als Staatsunternehmen kann man so etwas ja tun, das zahlt eben dann der Steuerzahler.“ Auch die Rahmenbedingungen für die Westbahn würden erschwert.

ÖBB: „Keine Marktverzerrung“

Die Westbahn liefert sich seit Jahren Rechtsstreitigkeiten mit den ÖBB, bei denen es unter anderem um die Kosten für die Infrastruktur (Netznutzung, Energie), den Fahrplan oder den Zugang zu Wartungseinrichtungen geht.

Die ÖBB bedauerten in einer ersten Reaktion gegenüber der APA die Angebotsreduktion der Westbahn: „Im Sinne des Klimaschutzes braucht es mehr Bahnangebot, nicht weniger.“ Die wahre Konkurrenz sei nicht auf der Schiene, sondern auf der Straße. Die Staatsbahn wolle nun die Ausfälle auf der Westbahnstrecke bestmöglich kompensieren, eine Ausweitung des ÖBB-Fernverkehrangebots auf den Wiener Praterstern werde es aber nicht geben, da die Strecke für den Nahverkehr bzw. Pendler konzipiert sei. Eine Marktverzerrung sehen die ÖBB nicht.

Der Preis für die gebrauchten Züge, die die Westbahn an die Deutsche Bahn verkauft, war vorerst nicht bekannt. Auch sie stammen von der Firma Stadler. Die Deutsche Bahn will die Züge ab dem Frühjahr auf der IC-Linie Dresden–Berlin–Rostock einsetzen. Insgesamt werde die Sitzkapazität so um 7000 Plätze erweitert. Die Züge seien größtenteils zwei Jahre alt und könnten 200 Stundenkilometer schnell fahren, teilte die Deutsche Bahn mit. (b. l./APA)

Auf einen Blick

Die Westbahn-Züge werden ab Dezember nur noch im Stundentakt – statt wie bisher im Halbstundentakt – zwischen Wien und Salzburg verkehren. Zwei Jahre später soll dann wieder auf Halbstundentakt umgestellt werden. Hintergrund ist eine Umstellung der Westbahn-Flotte. Das Unternehmen verkauft 17 gebrauchte Züge an die Deutsche Bahn und legt sich seinerseits 15 neue Züge des Schweizer Herstellers Stadler zu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2019)

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