AMS-Chef: "Besser vier Leute drei Monate lang arbeitslos als einer zwölf Monate"

(c) Clemens Fabry
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Die lange Arbeitslosigkeit sei das größte Problem am Arbeitsmarkt, erklärt AMS-Chef Kopf. Die Dauer der durchschnittlichen Beschäftigungsverhältnisse geht immer weiter zurück.

Im Durchschnitt waren laut Arbeitsmarktservice (AMS) im Vorjahr 312.107 Menschen arbeitslos, ein Rückgang von 8,2 Prozent gegenüber 2017. "Das erklärt sich einerseits aus dem überproportionalen Rückgang an Langzeitarbeitslosen", erläuterte AMS-Chef Johannes Kopf. Deren Zahl sank um 13,5 Prozent oder 7.794 Personen im Vergleich zu 2017.

Weitaus höher ist mit 918.119 die Zahl der Menschen, die zumindest einen Tag arbeitslos gemeldet waren, auch wenn das verglichen zu 2017 ein Minus von 3,7 Prozent oder 35.270 Personen darstellt. Mit diesen Zahlen zeige sich aber auch die massiv gestiegene Dynamik am Arbeitsmarkt, so Kopf. Arbeitslosigkeit gehört inzwischen zu einem normalen Arbeitsleben dazu.

Ein großes Problem sei dem AMS-Chef zufolge die lange Arbeitslosigkeit. "Sie führt zu Armutsgefährdung, dem Verlust von Selbstvertrauen und Qualifikationen und man wird von Firmen schwieriger genommen." Daher sei es "besser wenn vier Leute drei Monate lang arbeitslos sind als eine Person über zwölf Monate", meint Kopf.

Immer mehr wechseln den Job

Die Beschäftigungsverhältnisse werden prinzipiell immer kürzer. "Es sind im Durchschnitt schon weniger als zwei Jahre, es gibt immer mehr Jobwechsel", so Kopf. Der größte Teil der Arbeitslosigkeit stammt aus der "Jobwechsel-Arbeitslosigkeit", das ist eine Art der sogenannten friktionellen Arbeitslosigkeit und keine strukturelle Arbeitslosigkeit. "Wir empfehlen, nicht zu kündigen bevor man einen neuen Job hat, denn Arbeit findet sich leichter aus einer Arbeit heraus. Aber Menschen verlieren eben Jobs, wollen wechseln und es gibt auch die saisonale Arbeitslosigkeit." Prinzipiell habe das AMS jedenfalls nicht weniger zu tun, wenn die statistische Arbeitslosigkeit zurückgeht: "Wenn es fünf Prozent weniger Arbeitslose gibt, haben wir nicht um fünf Prozent weniger zu tun."

Beide Statistiken - also der Durchschnittsbestand zum Monatsende und die Betroffenheitszählung - haben gemein, dass es voriges Jahr den stärksten Rückgang seit dem Jahr 2000 gab. In der Betroffenen-Statistik wird eine Person, die etwa drei Mal im Jahr nur einen Tag arbeitslos ist, übrigens auch nur einmal gezählt.

(APA)

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