Gutachten: Constantia manipulierte Immoeast-Kurs nicht

PK IMMOFINANZ UND IMMOEAST
PK IMMOFINANZ UND IMMOEAST(c) APA (Robert Jaeger)
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Die Constantia Privatbank steht in Verdacht, den Kurs der Immoeast-Aktien künstlich hoch gehalten zu haben. Ein Gutachten widerlegt das nun. Für die Immofinanz haben Anlegerklagen damit keine Grundlage mehr.

Die Immofinanz AG sieht den in Anlegerprozessen geltend gemachten Vorwurf einer Kursmanipulation bei Immoeast-Aktien durch die frühere Constantia Privatbank (CPB) aufgrund eines gerichtlichen Sachverständigen-Gutachtens als unzutreffend an. Eine Anlegerin hatte in dem Verfahren am Handelsgericht Wien behauptet, dass der Immoeast-Aktienkurs durch Handelsaktivitäten der früheren Immofinanz-Tochterbank 2007 manipuliert und daher überhöht gewesen sei. Der Anwalt der Anlegerin war am Dienstag nicht erreichbar.

Der vom Handelsgericht Wien beauftragte Sachverständige Christian Immo, früher Vorstand der Wiener Börse AG, habe in seinem Gutachten das Vorliegen einer behaupteten Kursbeeinflussung der Aktien der damaligen Ost-Immobilien-Tochter der Immofinanz durch die Constantia Bank (heute die im Eigentum der Immofinanz stehende Aviso Zeta Bank) verneint, stellte die Immofinanz am Dienstag ad-hoc fest.

Immofinanz: Anlegerklagen ohne Grundlage

Wörtlich heißt es laut Immofinanz in dem den Parteien zugestellten Imo-Gutachten: "Die vorliegende Untersuchung hat ergeben, dass es keine ausreichend wahrscheinlichen Anhaltspunkte dafür gibt, dass die Handelsaktivitäten der Beklagten im gegenständlichen Zeitraum die Kursbildung von Immoeast nachhaltig beeinflusst bzw. verändert hatte."

Damit sei "einem zentralen Argumentationspunkt der Anlegerklagen betreffend Immoeast- und auch Immofinanz-Aktien die Grundlage entzogen", erklärt Rechtsanwalt Andreas Zahradnik von der Wiener Anwaltskanzlei Dorda Brugger Jordis, die die Immofinanz-Group vertritt. Dieses Gutachten sei "auch für alle anderen anhängigen Verfahren, die Immofinanz- und Immoeast-Anleger angestrengt haben, relevant". Aus dem Gutachten ergebe sich nämlich eine marktkonforme Entwicklung des Aktienkurses für den gegenständlichen Zeitraum, so Rechtsanwalt Zahradnik.

Zehn Milliarden Euro Kurswert vernichtet

Das sehen freilich nicht alle Rechtsvertreter der hunderten Anlegerklagen in Sachen Immofinanz/Immoeast so. Der Wiener Anwalt Christoph Kerres, dessen Kanzlei einige Dutzend Verfahren mit mutmaßlich 20 Millionen Euro Schadenersatz betreut, erinnerte APA daran, dass vom maximalen Kurswert der Immo-Gruppe von 13 Milliarden Euro mehr als 10 Milliarden Euro "vernichtet" worden seien. Seit 4. Jänner 2010 verfüge er über ein - noch nicht rechtskräftiges - Urteil des HG Wien, wonach die seinerzeitigen CPB-Vorstände (Petrikovics, Gertner, Arco) in Sachen Immoeast-Aktien bzw. Immoeast-Kapitalerhöhung nicht "ehrlich, redlich und professionell und in bestmöglichem Kundeninteresse" gehandelt hätten, wie dies § 38 Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG) von Rechtsträgern bei Wertpapierdienstleistungen, also auch von Banken, verlange.

HG-Urteil: Machenschaften verheimlicht

Das HG Wien habe in dem Urteil von Jänner festgehalten, dass die drei Ex-Bank-Vorstände bewusst Machenschaften im Zusammenhang mit den Immo-Aktien getätigt hätten, die sie gegenüber den Kunden verheimlicht hätten, so Anwalt Kerres - bis zur Rechtskraft eines Urteils gilt die Unschuldsvermutung. Daher sei auch Schadenersatz zu leisten, verfügte das Gericht laut Kerres, der in diesem Fall 68.000 Euro eingeklagt hatte. Es habe unrechtmäßige Handlungen bei der Mega-Kapitalerhöhung 2007 der Immoeast gegeben, so der Anwalt, indem eine der vier Milliarden Euro "höchst ungesetzlich" auf Nostro-Portfolios gelegen sei, "versteckt in zweihundert Töchtern". Maximal auf Nostro erlaubt gewesen wären 20 Prozent von 60 Millionen, also zwölf Millionen Euro.

Insgesamt ist am Handelsgericht Wien eine dreistellige Zahl an Verfahren gegen die Constantia Privatbank bzw. die heutige "Bad Bank" Aviso Zeta anhängig. Für die Abwicklung von Altlasten aus der Vergangenheit wurde wie berichtet die Aviso Zeta Bank gegründet, die so genannte "Bad Bank" der früheren CPB. Die Aviso Zeta wurde um einen Euro von der Immofinanz erworben. Der "gute" Teil, für den zunächst fünf Großbanken zuständig waren, wurde unter neuem Namen als Semper Constantia Privatbank von Investoren unter Führung von Erhard Grossnigg, Hans Peter Haselsteiner und Alain de Krassny erworben.

(APA)

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