Immobilien: 240.000 sind auf Wohnungssuche

Ein eigenes Häuschen im Grünen ist für jeden zweiten Österreicher das Traumziel. Doch es wird immer teurer. Als Zukunftsmarkt entpuppt sich das Weinviertel.

Wien. Eigentum wird teurer, Mieten stagnieren. So liest sich der aktuelle Trend in der heimischen Immobilien-Branche. Ganz oben auf der Wunschliste der Österreicher steht das eigene Haus mit Garten. Jeder Zweite träumt davon. 400.000 Haushalte denken an einen Umzug. 240.000 wollen sich bereits heuer wohnlich verbessern. Noch einen Trend erkennt Michael Pisecky, Geschäftsführer von "s Real": Es wird immer seltener selber gebaut. Nicht Grundstücke werden vermehrt nachgefragt, sondern fertig gebaute Häuser. Das heiße nicht, dass Grundstücke weniger begehrt sind. "Aber es gibt zu wenige in guter Lage", erklärt Pisecky die Nachfrage-Verschiebung.

"Vor allem außerhalb von Wien ist die Eigentumswohnung eher eine Notlösung", sagt der Immobilienmakler. Wenn das Geld nicht reicht, wird auf das Haus verzichtet und eine Wohnung gekauft oder gemietet. "Mieten tun in der Regel jene, die sich kein Eigentum leisten können, sagt Alexander Ertler, Geschäftsleiter der Internet-Plattform Immobilien.NET, die derzeit monatlich rund 45.000 Immobilien im System hat. Tatsächlich weniger nachgefragt wurden in den vergangenen zwei Jahren Reihenhäuser und Häuser in Miete. Hier veränderten sich auch die Preise kaum.

Zurück zu den begehrten Objekten: Häuser im Speckgürtel der Städte und Top-Eigentumswohnungen in den Stadtzentren. Hier steigen die Preise vor allem aus zwei Gründen: Die Österreicher werden immer mobiler. Eine Eigentumswohnung zu kaufen, bedeutet längst nicht mehr, dass man dann dort den Rest des Lebens verbringt. Dementsprechend öfter kommen Immobilienmakler zum Zug. Und: In jüngster Zeit drängen immer mehr wohlhabende Ausländer auf den heimischen Immobilienmarkt. "Das treibt die Preise vor allem in Salzburg, Kitzbühel und in Wien in die Höhe", betont Michael Pisecky.

Ein Blick ins Grundbuch vom ersten Bezirk in Wien enthülle eine ziemlich internationale Eigentümerschaft. Vor allem wohlhabende Menschen aus Osteuropa finden hier eine neue Heimat.

Insgesamt gibt es in Österreich ein markantes West-Ost-Gefälle bei den Preisen. "Innsbruck und Salzburg sind wesentlich teurer als Wien", sagte Pisecky. Während das ohnedies hohe Preisniveau in Innsbruck 2006 nahezu unverändert blieb, schnellten die Quadratmeterpreise in der Mozartstadt um fast acht Prozent in die Höhe. Gleichzeitig gaben die Mietpreise in Salzburg im Schnitt um 5,1 Prozent nach.

Doch auch in Wien haben die Immobilienpreise 2006 mit einer Verteuerung um fast vier Prozent doppelt so stark wie die Mietpreise (plus zwei Prozent) zugelegt - bei einer Jahresinflationsrate von 1,5 Prozent. Als wahrlich goldener Boden für Immobilien-Unternehmen erwies sich im Vorjahr der achte Bezirk. In der Josefstadt zahlte man für eine Eigentumswohnung im Schnitt um 25 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.

Im internationalen Vergleich sei Österreich - und vor allem auch Wien - trotz der jüngsten Preisanstiege immer noch ein eher günstiges Pflaster, meinen die Immobilien-Experten. Ebenfalls ein zu beobachtender Trend: Die Single-Wohnung wird immer größer. Waren es früher 40 bis 60 Quadratmeter, so suchen Singles heute eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 60 bis 80 Quadratmetern. Paare halten vermehrt Ausschau nach Vier-Zimmer-Wohnungen mit 80 bis110 Quadratmetern.

Steigende Preise sagen Pisecky und Ertler auch der Region zwischen Wien und Pressburg voraus. In den teuren Wohngegenden südlich von Wien sei der Markt gesättigt. Die Preise seien bereits sehr hoch. Umso mehr dürfte nun die Region nördlich und östlich von Wien interessant werden.

"Es wird eine Nordautobahn geben und ein Zusammenrücken der Wirtschaftsräume rund um Brünn und Pressburg und davon werden auch die Immobilien im österreichischen Grenzgebiet profitieren", meint Pisecky. So stehe etwa der Region Hollabrunn eine sensationelle Entwicklung ins Haus. Auch die Gegend um Hainburg werde sehr interessant. Denn Pressburg ist mittlerweile teurer als Hainburg. Ebenfalls ein Zukunftsmarkt sei das nördliche Burgenland.

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