Anlage: Empörte Versicherungen

(c) Clemens Fabry
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Die Versicherungen weisen die Kritik des VKI zurück, wonach Lebensversicherungen intransparent seien.

Wien(nst). Nachdem der Verein für Konsumenteninformation (VKI) das Produkt Lebensversicherung vor wenigen Wochen scharf kritisiert hat, holt der Verband der Versicherungsunternehmen (VVO) nun zum Gegenschlag aus.

Der VVO ist nämlich der Ansicht, dass Lebensversicherungen einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der heimischen Volkswirtschaft leisteten. Der Verband argumentiert das so: 65 Mrd. Euro an Vermögen hätten die Österreicher in Form einer Lebensversicherung gebündelt. Ein Teil des Geldes wird von den Assekuranzen in heimischen Bundesanleihen veranlagt. Die Versicherungswirtschaft halte mit rund zehn Mrd. Euro ein knappes Viertel aller inländischen Staatsschulden.

Hinzu komme, dass die jährlich ausbezahlten Beträge von gut sechs Mrd. Euro in die Erhöhung der Kaufkraft fließen würden. Und dass Lebensversicherungen eine Existenzsicherung für Hinterbliebene bieten. Schließlich trete bei rund 42.000 Versicherten im Jahr der Tod noch vor Ende der Vertragslaufzeit ein, sagt VVO-Präsident Wolfram Littich. Jährlich werden für alle Todesfälle in Summe 390 Mio. Euro ausbezahlt.

In Summe gibt es in Österreich 10,4 Mio. Lebensversicherungsverträge. Jeder siebte Euro der veranlagt wird, fließt in dieses Produkt, sagt der VVO.

Den Konsumentenschützern ist das „volkswirtschaftliche Argument“ zu wenig. Sie verweisen darauf, dass die Hälfte aller Versicherungen nach sieben Jahren wieder gekündigt wird. Alle drei Jahre finden Vertragsänderungen statt. Ob das von Zufriedenheit zeugt? „Die Laufzeiten sind meist lang. Dass sich im Laufe des Lebens daher etwas ändern kann, ist klar“, verteidigt sich Littich.

VKI kritisiert hohe Kosten

Aus Sicht des VKI sind Lebensversicherungen nicht zu empfehlen. Die Assekuranzen veranlagen nicht den angesparten Betrag, sondern nur jene Summe, die nach Abzug aller Kosten übrig bleibe. Laut VKI können die Kosten gut ein Fünftel der einbezahlten Prämie ausmachen. „Der Kostenfaktor hält sich in Grenzen“, sagt wiederum Littich.

Der VKI moniert weiters, dass über die Höhe der Kosten Unklarheit herrsche. Der Versicherungsverband lässt das nicht gelten. „Wir schlüsseln unsere Leistungen auf“, sagt Littich. Verwaltungs- und Abschlusskosten seien ebenso in Prozent angeführt. Der VKI würde sich allerdings eine Aufschlüsselung der Kosten in absoluten Zahlen, also Eurowerten, wünschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2010)

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