Abgehört: Grasser gab Meischberger "harmlosen Rat"

Abgehört: Grasser gab Meischberger
Abgehört: Grasser gab Meischberger "harmlosen Rat"Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (c) APA (Roland Schlager)
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Ein abgehörtes Telefonat zwischen Ex-Finanzminister Grasser und seinem Freund Meischberger könnte die beiden belasten. Meischberger wusste nicht mehr, wofür er eine Provision bekommen hatte.

Polizeiliche Telefonabhörprotokolle von Gesprächen zwischen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und dessen Freund und Geschäftspartner Walter Meischberger hat die Wiener Wochenzeitung "Falter" nach eigenen Angaben "zugespielt" erhalten. Der Telefonlauschangriff belaste Grasser und Meischberger, heißt es in der morgen erscheinenden neuen Ausgabe.

Im Zentrum stehen rund 800.000 Euro vom Baukonzern Porr. Der börsenotierte Baukonzern hat alle Schmiergeldvorwürfe bisher entschieden zurückgewiesen. Um die hohe Provisionssumme bei Einvernahmen der Polizei zu erklären, habe Meischberger mit Grasser telefoniert - nicht wissend, dass die Gespräche abgehört und aufgezeichnet wurden, so der "Falter". Aus medienrechtlichen Gründen könne man die Gespräche nicht veröffentlichen. Die rudimentären Gesprächsnotizen von "Gespräch Nr. 34" vom 1.2.2010 um 20.32 Uhr zwischen Grasser und Meischberger sowie von einem "Gespräch Nr. 29" zwischen beiden vom 29.1.2010 um 18.38 Uhr geben nur wenige Worte wieder.

"Gedächtnis auf die Sprünge helfen"

Grassers Anwalt Manfred Ainedter sagte dazu zum "Falter": "Karl-Heinz Grasser hatte damals mit Meischberger am Telefon beratschlagt, wie Meischberger feststellen kann, welche Leistungen er für die Porr erbracht hat. Er riet ihm, im Internet zu recherchieren, in welchen Ländern die Porr tätig ist, damit er seinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge hilft. Es war der harmlose Rat eines Freundes, aber keinesfalls der Versuch, Einfluss auf seine Aussage zu nehmen."

Anders die Reaktion der Behörden auf die Telefonate, berichtet der "Falter": Während die Polizei Meischberger wegen Verabredungsgefahr in U-Haft nehmen habe wollen, habe die Justiz davon abgesehen, weil die Beschuldigten dann volle Akteneinsicht bekommen hätten.

Keine Erklärung für hohe Provisionen

Porr habe laut Magazin "gerade zu jener Zeit, als Karl Heinz Grasser seine Beamten aus den Immobilien des Staates in private Hochhäuser umsiedelte", rund 825.000 Euro an Meischberger und Hochegger überwiesen. Bei den Einvernahmen habe Meischberger aber keine Erklärung für die hohen Provisionen anzubieten gehabt. Laut bei einer Hausdurchsuchung in Meischbergers Villa sichergestellten Honorarnoten hatte Meischberger am 23. Mai 2005 an die Porr-Tochterfirma "UBM-Realitätenentwicklung AG" eine 600.000 Euro-Provision fakturiert. Seine Werbeagentur "zehnvierzig" habe dafür einen Mietvertrag im Hotel "Holiday Inn" in München vermittelt.

Die Ermittler hätten jedoch einen anderen Verdacht: "Es besteht der Verdacht", so das Bundeskriminalamt laut "Falter", "dass die Zahlung der UBM in Höhe von 600.000 Euro an Meischbergers "zehnvierzig GmbH", die über das Projekt Holiday Inn Hotel München in der UBM widerrechtlich verbucht wurde, tatsächlich jedoch im Zusammenhang mit der Brehmstraße in Wien steht und unter Umständen für das Zustandekommen eines Mietvertrages zwischen der UBM und dem Bundesministerium für Finanzen bezahlt wurde."

Weitere Zahlung gibt Rätsel auf

Auch eine Porr-Zahlung von rund 200.000 Euro an Meischberger gebe Rätsel auf, heißt es. In einer Selbstanzeige bei der Finanz habe Meischberger noch gemeint, es sei bei diesem Porr-Auftrag um die "Erarbeitung strategischer Konzepte im Zusammenhang mit einem Autobahnprojekt in Osteuropa (Rumänien oder Ungarn)" gegangen. Er habe eine Studie abgegeben, sagte er dann später, doch "er könne nicht angeben, wer diese gemacht hat" und sich leider auch nicht mehr erinnern, mit welchen Porr-Managern er damals zu tun hatte.

Der Anwalt von Meischberger, Gerald Toifl, war auf APA-Anfrage am Dienstag nicht zu sprechen.

(APA)

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