Telekom und Hochegger: Wofür flossen die Millionen?

(c) APA (Barbara Gindl)
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Der PR-Profi Peter Hochegger soll binnen zehn Jahren rund 25 Millonen Euro Honorare von der Telekom Austria kassiert haben. Wofür, untersucht die Staatsanwaltschaft. Die Führung der Telekom Austria reagiert scharf.

Wien/Eid. „Was hast Du dort getan?“: Diese Frage, die Walter Meischberger in einem der von der Staatsanwaltschaft Wien im Zusammenhang mit der Buwog-Affäre abgehörten Telefonate an den Immobilien-Tycoon Ernst Karl Plech richtete, hätte er auch seinem langjährigen Geschäftspartner Peter Hochegger stellen können. Und zwar im Zusammenhang mit Hocheggers Arbeit für die Telekom Austria (TA). Hochegger hat über zehn Jahre – von 1998/99 bis 2009 – von der TA Honorare über rund 25 Mio. Euro kassiert, berichtet das „Profil“. Wofür, untersucht die Staatsanwaltschaft.

Es ist bekannt, dass Hochegger, gegen den die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Buwog-Affäre ermittelt und für den die Unschuldsvermutung gilt, für die TA gearbeitet hat. Im Mai 2010 wurde publik, dass Hochegger über seine Firma Valora Honorare der TA kassiert habe und ein Teil dieser Gelder an Vertreter und Einrichtungen von SPÖ, ÖVP und FPÖ geflossen sein soll. Das Ausmaß der Geschäfte überrascht allerdings auch Insider. Die TA-Führung reagiert scharf: Hannes Ametsreiter hat die interne Revision eingeschaltet und fordert „lückenlose Aufklärung“. Man habe umfangreiche Unterlagen an die Behörden übergeben. Die TA habe sich dem Verfahren gegen Hochegger und Meischberger als Privatbeteiligte mit einem Streitwert von 9,058 Mio. Euro angeschlossen. Es wurden strengste Compliance-Regeln eingeführt.

Viele Fragen bleiben offen:
• Wofür gab es die Honorare? Bei der Arbeit Hocheggers über die HocheggerCom und die Valora ging es um die Beratung der Telekom-Pressestelle, die Organisation von Pressekonferenzen und Veranstaltungen – wie etwa Dinner-Partys, um Telekom-Vorstände ins rechte Licht zu setzen. Da flossen für das Konzept einer Rede schon 100.000 Euro, heißt es.

Hochegger soll aber auch bei der Übernahme von Unternehmen bei Regulierungsbehörden und Regierungsvertretern im In- und Ausland lobbyiert haben. Bei vielen „Tätigkeiten“ ist die Leistung zumindest auf den ersten Blick nicht erkennbar.

Das nährt auch bei der Staatsanwaltschaft Wien den Verdacht auf Scheingeschäfte: „Wir ermitteln wegen des Verdachts der Untreue und untersuchen Zahlungsflüsse, die nicht nachvollziehbar sind“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Vecsey, zur „Presse“.

• Wer war „Ansprechpartner“? In dem relevanten Zeitraum gab es drei TA-Chefs: Heinz Sundt, Boris Nemsic und Hannes Ametsreiter. Letzterer ist aus der Schusslinie, weil er erst seit April 2009 Konzernchef ist. Beste Kontakte zu Hochegger und Meischberger werden dem ehemaligen TA-Festnetz-Chef Rudolf Fischer nachgesagt.

Fischers plötzliches Ausscheiden aus der TA im August 2008 aus „persönlichen Gründen“ erscheint nun in einem anderen Licht. Möglicherweise erfolgte der Abgang auf Druck seines damaligen Chefs Nemsic, der von den Geschäften Wind bekommen haben könnte.

Fischer war Chef des Festnetzes. Die Expansion der TA erfolgte jedoch ausschließlich im Mobilfunk. Da hatte die TA ein ganz anderes Kaliber als Türöffner: Der Investor Martin Schlaff hat die bulgarische Mobiltel und die weißrussische Velcom gekauft und mit hohem Gewinn an die TA weiterverkauft. Die serbische Mobtel, die Schlaff ebenfalls besaß, ging zwar an die Telenor; Schlaff ebnete der TA aber den Weg zu einer Handylizenz in Serbien. „Herr Schlaff möchte die Berichte zu Hochegger nicht kommentieren“, lässt Schlaffs Sprecher Michael Fink die „Presse“ wissen.


• Wohin ging das Geld? Mit Zuwendungen an parteieigene oder -nahe Einrichtungen dürfte Hochegger Stimmung für die TA gemacht haben. Faktum ist, dass der weitaus größte Teil der Geschäfte in die Amtszeit von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (2000 bis 2006) fällt. Er war Eigentümervertreter der TA. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik war Grasser zwischenzeitlich Geschäftspartner von Hochegger und Meischberger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2011)

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