Schuldenschnitt droht in drei Euroländern

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Die Märkte haben "Haircut" in Griechenland, Irland und Portugal schon "eingepreist". Mit dem Schuldenschnitt ist die Krise für die Schuldenländer aber noch nicht überstanden.

Berlin/Ju. Während auf politischer Ebene noch versucht wird, einen „Haircut“ für griechische Staatsanleihen (also einen Teilschuldennachlass) zu verhindern, rechnen die Finanzmärkte bereits fix damit. Und zwar nicht nur in Griechenland, sondern auch in Irland und Portugal. Nach Berechnungen der Allianz Global Investors sind Schuldennachlässe für diese drei Länder bereits in deren Anleihenkurse „eingepreist“. Allerdings sei der Markt ein wenig zu pessimistisch, meint der Investmentchef der Allianz-Global-Invest-Tochter RCM, Andreas Utermann.

Realistisch sei ein Schuldennachlass von maximal 45 Prozent für Griechenland, 30 Prozent für Irland und 10 Prozent für Portugal, meint Utermann. Und zwar erst für Anleihen, die ab 2013 „abreifen“. Vorher würden die Euroländer versuchen, eine Schuldenumstrukturierung zu verhindern. Man werde auch versuchen, die Umstrukturierung scheibchenweise durchzuführen, weil ein hastiger Schuldenschnitt eine Finanzkrise auslösen könnte.

Mit dem Schuldenschnitt ist die Krise für die Schuldenländer aber noch nicht überstanden. Um aus der Schuldenfalle zu kommen, würde Griechenland auch noch einen Primärüberschuss von bis zu acht Prozent benötigen. Das heißt, die „Kernausgaben“ (ohne Zinsen für die Staatsschuld) müssten die Einnahmen (ohne Privatisierungserlöse) stark übersteigen. Auch Irland und Portugal würden nach dem Schuldenschnitt Primärüberschüsse (allerdings kleinere) benötigen. Für Spanien sieht Utermann keinen „Haircut“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2011)

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