Grasser-Stiftungen: Zehn Hausdurchsuchungen

HAUSDURCHSUCHUNG BEI VALUECREATION GMBH
HAUSDURCHSUCHUNG BEI VALUECREATION GMBHAPA (GEORG HOCHMUTH)
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Grasser wird verdächtigt, Honorare von der ehemaligen Meinl-Gesellschaft International Power in der Höhe von vier Mio. Euro nicht versteuert zu haben.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat in den heutigen Morgenstunden im Finanzstrafverfahren gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser an insgesamt zehn Privat- und Firmenadressen in Wien, Kärnten und Tirol Hausdurchsuchungen durchgeführt. An den gerichtlich bewilligten Durchsuchungen seien mehr als 60 Beamte der Steuerfahndung und des Bundeskriminalamtes beteiligt gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft Wien mit.

Grasser soll Honorare in der Höhe von 4 Millionen Euro, die er von der ehemaligen Meinl-Gesellschaft Meinl International Power (MIP) erhalten hat, nicht versteuert haben, demnach Abgaben über 2 Millionen Euro hinterzogen haben. "Karl-Heinz Grasser steht in diesem - von der Strafsache Buwog unabhängigen - Verfahren in Verdacht, seit dem Jahr 2003 unter Beteiligung seines Steuerberaters Abgaben hinterzogen zu haben", gibt die Staatsanwaltschaft an, und weiter: "Grasser steht unter Verdacht, ihm zugeflossene Honorarzahlungen über Gesellschaften in Liechtenstein, den British Virgin Islands und Zypern geleitet zu haben, um sie der österreichischen Besteuerung zu entziehen."

Razzia bei Steuerberater

Razzien sind auch bei Grassers Steuerberater Peter Haunold, der bei Deloitte Österreich tätig ist, im Gange. Er wird verdächtigt, Grasser bei der mutmaßlichen Steuerhinterziehung geholfen zu haben. 

Deloitte hat in einer Aussendung den Verdacht gegen Haunold entschieden zurückgewiesen und gegen die Hausdurchsuchung Rechtsmittel eingelegt. Durch den Einspruch wird das beschlagnahmte Material versiegelt und darf vorerst nicht eingesehen werden. Die Unterlagen von Steuerberatern unterliegen einem speziellen Berufsschutz.

Meinl-Standorte wurden dem Vernehmen nach nicht durchsucht. Dieses Finanzstrafverfahren sei vom Buwog-Strafverfahren unabhängig, so die Staatsanwaltschaft.

Honorarzahlungen umgeleitet

Grasser soll ihm zugeflossene Honorarzahlungen über Gesellschaften in Liechtenstein, den British Virgin Islands und Zypern geleitet haben, um sie der österreichischen Besteuerung zu entziehen.

Nach den Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden war dem Finanzamt dabei nur ein Teil der gewählten Stiftungs- und Gesellschaftskonstruktion offengelegt worden, um eine Bestätigung steuerlicher Unbedenklichkeit zu erwirken.


Die Hausdurchsuchungen an den zehn Privat- und Firmenanschriften Karl-Heinz Grassers haben um etwa 9 Uhr in der Früh begonnen und sind immer noch im Gange. Neben diversen Wiener Standorten filzen die Ermittler auch Grassers Bauernhaus in Kitzbühel.

Thomas Vecsey, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, schloss nicht aus, dass auch bei weiteren Personen Razzien durchgeführt werden. Weitere Details wurden nicht bekanntgegeben.

Ainedter: "Skandal"

Der Anwalt von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Manfred Ainedter, hat Donnerstagnachmittag seinen Unmut über die Aktion der Justiz kundgetan. Es sei "ein Skandal, vor einer Hausdurchsuchung eine Pressaussendung zu schicken", sagte er bei einer Pressekonferenz vor der von der Justiz durchsuchten Privatwohnung und dem Firmensitz der Valuecreation GmbH seines Mandanten im 1. Wiener Bezirk.

(APA)

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