Volksbanken: Nach Stresstest-Problem schrillen die Alarmglocken

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Mangels Kaufinteressenten will die Österreichischen Volksbanken AG die Rumänien-Tochter selbst sanieren. Bund ist bei Bedarf zu weiteren Hilfszahlungen bereit. Bankspitze will eine Verstaatlichung verhindern.

Wien. Bei der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) reißen die Probleme nicht ab: Denn die russische Sberbank will zwar die ÖVAG-Osteuropa-Sparte Volksbank International kaufen, doch die Rumänien-Tochter ist in der Transaktion nicht enthalten. Das ist für die ÖVAG ein Rückschlag. Denn die Rumänien-Tochter ist die mit Abstand größte innerhalb des VBI-Netzwerks, von den 547 Filialen in Osteuropa befinden sich 236 in Rumänien. Dem Vernehmen nach macht die Aufsicht Druck, dass auch die Bukarester Tochter abgestoßen wird. Doch das dürfte aktuell schwierig werden. Denn die Volksbank Rumänien ist im Vorjahr mit 31,45Mio. Euro in die Verlustzone gerutscht.

Laut rumänischen Medienberichten soll sie auf faulen Krediten im Volumen von 200 bis 300Mio. Euro sitzen. Ein ÖVAG-Sprecher kommentiert dies nicht. Meldungen, wonach die ungarische OTP Bank ein Angebot für das Rumänien-Geschäft abgegeben haben soll, sind laut „Presse“-Informationen falsch. Finanzkreisen zufolge will die ÖVAG die Rumänien-Tochter nun selbst sanieren, bevor sie verkauft wird.

Dabei ist das Volksbanken-Spitzeninstitut erst am Wochenende beim europäischen Stresstest durchgefallen – neben zwei griechischen und fünf spanischen Instituten. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) erklärte daraufhin, der Staat sei zu weiteren Hilfen bereit. Sie schloss auch eine Verstaatlichung der Bank nicht aus. Doch davon will ÖVAG-Chef Gerald Wenzel nichts wissen.

Schwierige Umstrukturierung

Beim Stresstest-Szenario hat das Volksbanken-Spitzeninstitut mit 4,5 Prozent die erforderliche Kernkapitalquote von fünf Prozent klar verfehlt. Doch nun beruhigt Wenzel. Er habe bereits zahlreiche Maßnahmen eingeleitet – wie die Fusion mit der Investkredit, den Verkauf der Volksbank International (ohne Rumänien). Auch die RZB-Beteiligung soll versilbert werden. Berücksichtigt man diese Schritte, die in den nächsten Monaten umgesetzt werden, kommt die ÖVAG nach eigenen Angaben im Stresstest-Szenario auf eine harte Kernkapitalquote von 6,6Prozent. In absoluten Zahlen entspricht dies einem Wert von 1,735 Mrd. Euro.

Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass in den 1,735 Mrd. Euro bereits die im Zuge der Finanzkrise gewährte Staatshilfe von einer Mrd. Euro inkludiert ist. Und dieses Geld soll die Bank in den nächsten Jahren zurückzahlen. Doch das dürfte nicht einfach werden. Denn ähnlich wie die Hypo Alpe Adria hat die ÖVAG bereits in den vergangenen beiden Jahren nicht einmal die Zinsen für das Staatsgeld beglichen. „Wir sind nur für die Einhaltung der Kapitalvorschriften zuständig“, heißt es dazu bei der Finanzmarktaufsicht.

Wegen der Staatshilfe müsse man bei der ÖIAG-Bankentochter Fimbag nachfragen. Diese arbeitet nach dem Prinzip Hoffnung: „Wir gehen davon aus, dass die ÖVAG heuer die erste Tranche von 300 Mio. Euro zurückzahlen wird“, sagt Fimbag-Vorstand Klaus Liebscher. Damit werde ein wichtiges Etappenziel erreicht. „Dann muss man der Bank eine Chance und auch Zeit geben“, so Liebscher. Die zweite Tranche von 300 Mio. werde bis 2014 fällig, die restlichen 400 Mio. Euro bis 2018. Doch gerade die hohen Zinsen für die Staatshilfe sind für die ÖVAG eine finanzielle Hürde.

Laut Vertrag mit dem Finanzministerium muss die Bank, sobald sie im Einzelabschluss einen Gewinn verbucht – was heuer der Fall sein soll – 9,3Prozent Zinsen zahlen. Für die 700 Mio. Euro werden jedes Jahr 65,1 Mio. Euro fällig.

Bankenabgabe als Belastung

Hinzu kommt die 2011 eingeführte Bankensteuer. Diese wird die ÖVAG mit 37 Mio. Euro belasten. Dass Teile des Osteuropa-Geschäfts verkauft werden, ist für die Berechnung irrelevant. Denn die Höhe der Bankenabgabe wurde bis Ende 2013 eingefroren. Auf Grund dieser Faktoren kann die ÖVAG nicht allzu viel Geld zur Seite legen. Trotz aller Probleme will Wenzel in den nächsten Jahren einen Gewinn nach Steuern von rund 125 Mio. Euro erzielen. Damit bleiben in puncto Staatsgeld zwei Möglichkeiten offen: Der Bund verzichtet auf einen Teil, oder die Eigentümer, die 62Bundesländer-Volksbanken und die deutsche DZ Bank, springen ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2011)

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