Österreich haftet für Einlagen russischer Staatsbank

Hundert-Euroscheine werden gezaehlt
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Die russische VTB-Bank geht in Deutschland auf Kundenfang. Für die eingesammelten Gelder haftet indirekt der österreichische Staat.

1,5 Milliarden Euro möchte die russische VTB-Bank in Deutschland bei Sparern einsammeln. Dazu hat sie mit „VTB-Direkt" in Gladbeck eine Direktbank gegründet. Um möglichst viele Kunden zu gewinnen, sind die Konditionen besonders attraktiv gestaltet. Für täglich fällige Spareinlagen zahlen die Russen 2,4 Prozent pro Jahr. Wer sein Geld ein Jahr lang liegen lässt, bekommt drei Prozent.
Zum Vergleich: In Österreich erhalten Sparer für täglich fällige Einlagen höchstens 1,8 Prozent. In der deutschen Finanzszene sorgt der Vorstoß der Russen für Wirbel. Denn diese überbieten den Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank, der derzeit bei 1,5 Prozent liegt. Hinter vorgehaltener Hand sprechen Banker in Deutschland von kriegsähnlichen Zuständen im Wettbewerb um Kundengelder.

Das Besondere an der Expansion der VTB-Bank ist, dass für die in Deutschland eingesammelten Kundengelder indirekt der österreichische Staat haftet. Wie ein Gütesiegel heißt es auf der Homepage von VTB-Direkt fett gedruckt, dass für das Institut der österreichische Einlagensicherungsfonds zuständig ist. Wie geht das? Die VTB-Bank hat in Wien ihre Zentrale für Westeuropa errichtet. Die deutsche Direktbank ist eine hundertprozentige Tochter der Wiener VTB-Bank und unterliegt damit dem österreichischen Einlagensicherungssystem, wonach pro Institut und Person bis zu 100.000 Euro abgesichert sind. Bei Problemen springen zunächst die anderen österreichischen Banken ein. Reichen die Mittel nicht aus, kommt der Staat zum Handkuss.

Obwohl VTB der österreichischen Einlagensicherung angehört, bietet sie die guten Zinssätze nur in Deutschland an. Das Institut wirbt in einer Aussendung mit der Botschaft: „Jetzt das Ersparte wetterfest machen" - denn an den Finanzmärkten würden raue Winde herrschen. Und bei der VTB-Bank sei die „Sicherheit der Anlagen" gewährleistet.

"Keine Gefahr für Österreich"

Ein Sprecher der österreichischen Einlagensicherung sagt, das Vorgehen von VTB sei korrekt. Auch die Denizbank und Vakifbank (aus der Türkei) expandieren von Österreich aus nach Deutschland. Die Institute werden von der Wiener Finanzmarktaufsicht kontrolliert.
Experten vermuten, dass sich die Banken mit der türkischen oder russischen Einlagensicherung wesentlich schwerer tun würden, in Westeuropa Sparer zu finden. Die „Financial Times Deutschland" schreibt, ganz so einfach seien die Strukturen der VTB-Bank wegen des Umwegs über Österreich nicht zu verstehen. Zudem würde das russische Institut bei der Ratingagentur Standard & Poor's über ein Rating von „BBB" verfügen - der vorletzten Stufe vor dem „Ramschstatus".

Ein Sprecher der VTB-Bank in Wien meint dazu: „Eine Gefahr für den österreichischen Steuerzahler ist nahezu auszuschließen." Das in Deutschland eingesammelte Geld werde zu einem nicht unbedeutenden Teil in den österreichischen Markt investiert. Die Gelder werden nicht an die Mutter in Russland weitergereicht.
Die Konditionen von VTB-Direkt seien gut, „aber von aggressiv kann keine Rede sein". Der russische Staat sei mit 75,5 Prozent an der Moskauer Mutter beteiligt. „Ein Rückgriff auf die österreichische Einlagensicherung ist praktisch ausgeschlossen", versichert der Sprecher. Russland habe nach der Krise 1998 sämtliche Staatsschulden ohne „Haircuts" (Abschläge) beglichen.

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