Telekom-Kursaffäre - FMA findet 2004 keine Hinweise

Die Kursaffäre um die Telekom Austria wirft auch ein schlechtes Licht auf die FMA
Die Kursaffäre um die Telekom Austria wirft auch ein schlechtes Licht auf die FMA (c) APA (Robert Jaeger)
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Laut Finanzmarktaufsicht hätten damals die richtigen Waffen zur Aufdeckung von Manipulationen gefehlt. Ein Profilbericht verweist auf 16 fragwürdige Transaktionen.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat heute einmal mehr ihr Vorgehen bei dem auffälligen Kursprung der Telekom Austria-Aktie am 26. Februar 2004 verteidigt. Denn obwohl in den Medien der Kurssprung in letzter Minute im Jahr 2004 umfangreich thematisiert wurde, konnte die Aufsichtsbehörde keine Auffälligkeiten entdecken. "Es gibt keine Hinweise dass das Management in die Abläufe am 26. 2 in die Schlussauktion involviert gewesen wäre", so FMA-Vorstand Kurt Pribil vor sieben Jahren. Genauere Angaben könne die FMA wegen ihrer Pflicht zur Amtsverschwiegenheit derzeit nicht machen, wurde den Medien beschieden.

Im heurigen Frühjahr meinte Pribil, der FMA hätten damals die richtigen Waffen gefehlt. "Da gab es nur die Möglichkeit, Scheingeschäfte als Marktmanipulation aufzudecken", schilderte vor einigen Monaten die FMA-Führung. Sie hatte 2004 gegen die Wiener Euro Invest Bank, über die die vermeintliche Kursmanipulation gelaufen sein soll, nach mehrmonatigen Ermittlungen einen Strafbescheid verhängt - Begründung: Die "Schädigung des Rufs der Wiener Börse". Die genaue Höhe der Strafe wurde nicht bekannt, der Strafrahmen lag bei bis zu 20000 Euro. "Wir haben es dann versucht unter Schädigung des Ansehens der Wiener Börse". Das habe nicht gehalten, hieß es dazu heuer.

Ex-Manager als Kronzeuge?

Für das ehemalige Topmanagment der Telekom Austria könnte es nun eng werden. Denn Ex-Vorstand Gernot Schieszler hat sich der Staatsanwaltschaft in der Telekom-Kursaffäre als Kronzeuge angeboten, berichtet das Nachrichtenmagazin "Format".  Die Staatsanwaltschaft Wien hat den Bericht gegenüber der APA bestätigt. Schieszler wolle Kronzeuge werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Thomas Vecsey. Ob er den Kronzeugenstatus allerdings wirklich bekommt oder nicht wird erst am Ende des Ermittlungsverfahrens entschieden.

Laut dem Magazin führt die Staatsanwaltschaft Ex-Telekomchef Heinz Sundt, die früheren Vorstände Rudolf Fischer und Stefano Colombo als Beschuldigte, weiters den PR-Unternehmer Peter Hochegger und den Investmentbanker Johann Wanovits. Auch Sundt-Nachfolger Boris Nemsic stehe auf der Liste. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Keine belastenden Hinweise liegen gegen den aktuellen Telekom-Chef Hannes Ametsreiter vor. Die StA Wien bestätigte diese Angaben.

Hausdurchsuchung als Auslöser

Aufgeflogen ist die Causa nun im Zuge der Ermittlungen gegen den Lobbyisten Peter Hochegger wegen der Buwog-Affäre. Die Ermittler haben bei einer Hausdurchsuchung bei Hochegger verdächtige Telekom-Belege gefunden. Beachtlich sind die Zahlungen an Hochegger. Für ein dreimonatiges "Screening" osteuropäischer Telekom-Unternehmen etwa verrechnete Hochegger laut Revisionsbericht insgesamt 1,5 Millionen Euro - macht fast 20000 Euro pro Werktag.

Wie das Nachrichtenmagazin "profil" heute vorab schreibt, ist die Telekom bei ihrer internen Revision mittlerweile auf 16 fragwürdige Transaktionen zwischen dem teilstaatlichen Konzern und Lobbyisten gekommen. So soll auch der Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly im Jahr 2008 ein Honorar von 1,1 Millionen Euro erhalten haben. Laut Revisionsbericht ohne "feststellbaren Leistungen". Der Anwalt von Mensdorff-Pouilly wies die Vorwürfe auf APA-Anfrage zurück.

Moser fordert Einzahlung auf Treuhandkonto

Die Grüne Telekom-Bereichszuständige Gabriela Moser, die mit ihrer Sachverhaltsdarstellung die ganze Angelegenheit nach sieben Jahren wieder ins Rollen brachte, hat ihre Forderung erneuert, dass die Begünstigten des Stock Option-Programmes aus dem Jahr 2004 diese Einnahmen auf ein Treuhandkonto legen sollen. "Es ist ohnehin schwer nachvollziehbar, dass er (Anm. Hannes Amesreiter) bei den merkwürdigen Kurssprüngen im Jahr 2004, die auch ihm zu einem Bonus verhalfen, nicht misstrauisch wurde." Der gegenwärtige Telekom-Chef hat inzwischen nach Eigenaussagen seine 92.000 Euro aus dem Bonusprogramm auf ein Treuhandkonto gelegt.

Die Forderung von Moser dürfte von Telekom-Gremien auch erhört werden. Wie das Magzin "Format" schreibt, soll eine Rückforderung möglicherweise bereits beim Telekom-Aufsichtsrat nächste Woche Dienstag beschlossen werden. Telekom-Sprecherin Elisabeth Mattes hatte bereits zuvor gegenüber der APA angekündigt, dass entsprechende Gutachten in Arbeit sind, die Materie rechtlich aber sehr komplex sei.

Von den knapp hundert Mitarbeitern, die fast zehn Mio. Euro an Boni kassiert haben, sind mittlerweile nur mehr rund 30 bei der Telekom. Der damalige Personalchef Fanz Nigl wechselte kurz nach dem Stock Option Programm in den Chefsessel der ÖBB-Personalabteilung und ist mittlerweile Personalvorstand der Post.

Auch Immobiliendeals im Revisionsbericht

Dem Vernehmen nach soll es beim internen Revisionsbericht der Telekom, der zu Wochenbeginn bei der Staatsanwaltschaft Wien abgegeben wurde, auch um umstrittene Immobiliendeals gehen.

Bereits 2008 war ein Immobiliendeal der Telekom im Umfeld des damaligen Festnetzvorstandes Rudolf Fischer und des damaligen ÖBB-Chefs Martin Huber ein heißes Thema. Anlegerschützer Rasinger kündigte damals an, dass "der Schillerplatz-Verkauf sicher ein Thema bei der nächsten Hauptversammlung" Ende Mai sein werde. "Es muss geklärt werden, ob aus Sicht der Telekom vernünftig verkauft und im Interesse des Unternehmens gehandelt wurde", sagte Rasinger damals. Ex-General Heinz Sundt bestätigte damals dem "WirtschaftsBlatt", dass er als Generaldirektor die "Letztverantwortung" getragen habe. Dass er persönlich davon profitiert haben könnte, wies er jedoch klar zurück.

(APA)

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