Telekom-Kursaffäre: Aufsichtsrat fordert Boni zurück

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THEMENBILD: �TELEKOM AUSTRIA�(c) APA (Robert Jaeger)
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Eine Kursmanipulation soll im Jahr 2004 die Telekom-Vorstandsmitglieder reicher gemacht haben. Ehemalige Vorstände werden auf Schadenersatz geklagt.

In der Kursaffäre der Telekom Austria erhöht der Konzern die Schlagzahl. Bei der Aufsichtsratssitzung wurde am Dienstag einstimmig beschlossen, den ehemaligen Finanzvorstand Rudolf Fischer, den damaligen Vize-Finanzchef Gernot Schieszler und einen kürzlich entlassenen leitenden Mitarbeiter des Geschäftskundenbereichs auf Schadenersatz zu klagen. Eingeklagt wird die komplette Schadenssummer

Außerdem sollen sämtliche Begünstigte aus dem 9 Millionen-Euro-Bonusprogramm darüber informiert werden, dass sich der Konzern eine Rückforderung der Boni vorbehält. Ob diese Zahlungen von allen rund 100 Begünstigten dann auch tatsächlich eingefordert werden, müsse aber noch geprüft werden, so Telekom-Aufsichtsratschef Markus Beyrer Dienstagabend zur APA. Entsprechende Gutachten hätten jedenfalls diese Möglichkeit bejaht.

Weiters könnten auch auf andere ehemalige Vorstände Schadensersatzansprüche zukommen. Die Rolle von Konzernchef Heinz Sundt. Finanzvorstand Stefano Colombo und Mobilkom-Boss Boris Nemsic werde noch geprüft. Keinerlei Verdachtsmomente gebe es gegen den jetzigen Telekomchef Hannes Ametsreiter, der damals Marketingvorstand der Mobilkom war. Er habe sich vielmehr offensiv für die Aufklärung der möglichen Kursmanipulation im Jahr 2004 eingesetzt, so Beyrer. Ametsreiter wie Nemsic haben ihre Boni mittlerweile auf ein Treunhandkonto eingezahlt.

Im Vierervorstand der Telekom saßen 2004 Konzernchef Sundt, Festnetzboss Fischer, Finanzvorstand Colombo und Mobilkom-Boss Nemsic. Fischer soll bei Einvernahmen durch die Staatsanwaltschaft Wien Sundt und Colombo belastet haben, hieß es in Medienberichten. Ob Nemsic bei entscheidenden Besprechungen dabei gewesen war, soll Fischer nicht mehr erinnerlich gewesen sein. Alle genannten haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Sehr auskunftsfreudig ist laut Staatsanwaltschaft der ehemalige Finanz-Vizechef Gernot Schieszler, er hat sich als Kronzeuge angeboten.

Die Telekom hatte vor einer Woche der Staatsanwaltschaft einen 400 Seiten starken Revisionsbericht vorgelegt, der sich mit den Ungereimtheiten in der Telekom beschäftigt. Vor allem geht es hier um Aufträge für den Lobbyisten Peter Hochegger, aber auch umstrittene Immobiliengeschäfte sollen dabei beleuchtet werden. Hier erhofft sich auch die Telekomsprecherin der Grünen, Gabriela Moser, mehr Aufdeckung. Sie hat für morgen, Mittwoch, zu einer Pressekonferenz geladen und will unter anderem wissen, ob die Telekom auch bei den Immodeals reinen Tisch machen will.

Für die ÖIAG geht es auch um Vergangenheitsbewältigung. Sie hatte aufgrund der schiefen Optik das Bonusprogramm nur unter Vorbehalt ausgezahlt, hatte aber den bisherigen Vorstand nur wenige Monate später komplett wiederbestellt. Bisher wurde darauf verwiesen, dass die Finanzmarktaufsicht (FMA) damals nichts Verdächtiges entdecken konnte. Die wiederum rechtfertigt sich, dass ihr im Jahr 2004 die rechtlichen Instrumente gefehlt hätten, um die Manipulation aufzudecken. Schwung kam in die Affäre erst wieder, als im Zuge der Buwog-Affäre bei Hausdurchsuchungen bei Hochegger verdächtige Rechnungen gefunden wurden.

(APA)

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