Der heutige Vorstand habe "mit den Machenschaften der Vergangenheit" nichts zu tun, so der Telekom-Chef. Er trete für lückenlose Aufklärung ein.
Der Skandal rund um die Kursmanipulation bei der Telekom Austria weitet sich aus. "Ich bin über die Situation schockiert", eröffnete CEO Hannes Ametsreiter am Mittwoch die Halbjahresbilanzpressekonferenz in Wien. Der jetzige Vorstand habe aber "mit den Machenschaften der Vergangenheit", also dem verdächtigen Kurssprung der Telekom-Aktie im Jahr 2004, nichts zu tun, versicherte er. Dass er selber seinen damals als Marketingleiter erhaltenen 92.000 Euro-Bonus auf ein Treuhandkonto eingezahlt habe, sei "kein Schuldeingeständnis".
Mittlerweile wurde in der Kursaffäre auch eine Anzeige eingebracht. Anzeigen gegen Ex-CEO Heinz Sundt und gegen Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo würden geprüft, bestätigte Ametsreiter. Beide bestreiten die Vorwürfe.
Schadenersatzklagen
Bei der Kursmanipulation werde man außerdem gegen Vize-Finanzvorstand Gernot Schieszler und Festnetzvorstand Rudolf Fischer sowie den früheren Geschäftskundenleiter Josef Trimmel "die vollen Schadenersatzansprüche" geltend machen, also auf neun Millionen Euro Schadenersatz klagen.
Die Bonuszahlungen von insgesamt neun Millionen Euro an 100 damalige Telekom-Manager will der Konzern offenbar wiederhaben. Eine mögliche Rückforderung der Zahlungen werde noch arbeitsrechtlich geprüft, erläuterte Ametsreiter. Er selber wolle jedenfalls nicht von einem Bonus profitieren, der offenbar unrechtmäßig zustande kam, "das ist eine Frage des Anstands".
Der Rechtsstreit in der Kursaffäre werde nicht lange dauern, glaubt Ametsreiter: "Wir erwarten einen schnellen Prozess, weil die Verantwortlichkeiten eindeutig zuordenbar sind" und verwies auf ein Geständnis eines Mitarbeiters. Außerdem habe sich Gernot Schieszler der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge angeboten, dies habe er über die Medien erfahren.
Beteiligung an Ermittlungen gegen Hochegger
In der Causa Valora hat sich die Telekom als Privatbeteiligte den strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Lobbyisten Peter Hochegger angeschlossen, kündigte Ametsreiter zudem an.
Hochegger hatte zwischen 2004 und 2008 der Telekom für 16 Aufträge 9,06 Millionen Euro in Rechnung gestellt - laut internen Telekom-Untersuchungen ohne erkennbare Gegenleistung.
"Zusammenhänge zwischen der Causa Valora und der Kursmanipulation sind dem internen Untersuchungsbericht der Telekom zu entnehmen, der bei der Staatsanwaltschaft liegt", so Ametsreiter. Weiter wolle er das nicht kommentieren.
Anzeige im Immo-Bereich
Eine weitere Baustelle ist offenbar der Immobilienbereich: Hier habe die Telekom vergangene Woche eine Anzeige gegen einen früheren leitenden Mitarbeiter eingebracht, so Ametsreiter. Nähere Angaben machte der Telekom-Chef dazu noch nicht.
Kursaffäre bei der Telekom
Ein Kurssprung, ausgelöst durch einen einzigen Kaufauftrag über 900.000 Aktien, machte 100 Telekom-Manager im Februar 2004 um 9,2 Mio. Euro reicher. Die FMA fand damals jedoch keine Beweise, dass Telekom-Manager dahintersteckten: Der damalige Euro-Invest-Chef Johann Wanovits hatte beteuert, die Aktien im eigenen Namen gekauft zu haben.
Aufgeflogen ist die Causa im Jahr 2010 im Zuge der Ermittlungen gegen Peter Hochegger. Die Ermittler haben bei einer Razzia eine Rechnung der Euro Invest über 170.000 Euro gefunden. Es dürfte sich um einen Teil der Provision gehandelt haben, die Wanovits für den Aktiendeal erhielt. Dieser nannte schließlich im heurigen Juli seine "Verbindungsmänner" bei der Telekom.
(APA)