Telekom Austria: Geschäfte liefen wie geschmiert

MEDIENVERFAHREN GARSSER GEGEN RAMPRECHT
MEDIENVERFAHREN GARSSER GEGEN RAMPRECHT(c) APA/ROLAND SCHLAGER (Roland Schlager)
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PR-Mann Peter Hochegger bediente mit den von ihm kassierten neun Mio. Euro Politiker und Parteien großzügig – auch um neue Geschäfte anzubahnen.

Wien. Was passierte eigentlich mit den Millionen, die der PR-Mann Peter Hochegger über seine Firma Valora jahrelang von der Telekom Austria (TA) kassierte? Flossen sie nur in seine Tasche? Hochegger betrieb ja mit den beiden TA-Managern Rudolf Fischer und Gernot Schieszler eine „Firma in der Firma“. Die Antworten darauf sucht die Justiz, die auf Basis des von der TA erstellten Revisionsberichts ermittelt. Der Eindruck, den Verhöre und erste Razzien festigen, übersteigt bisherige Vermutungen bei weitem: Geld floss wie geschmiert in großem Ausmaß auch in die Politik.
16 Projekte mit einem Volumen von neun Mio. Euro hat die TA bei ihren Untersuchungen gefunden. Den Auftrag haben Fischer und Schieszler zwischen 2004 und 2008 an die Valora erteilt – ein adäquater Leistungsnachweis dafür wurde allerdings nicht gefunden.

Fünfzehn Prozent in die eigene Tasche

Hochegger selbst soll rund fünfzehn Prozent der Gelder für sich behalten haben. Der Rest ging in einen Topf – und wurde dann offenbar „nach Bedarf“ verteilt – an Politiker, Parteien beziehungsweise Vereine und andere Institutionen im Dunstkreis von Parteien, aber unbestätigten Informationen zufolge auch an Beamte. Geld floss zudem für Feste, Jagdgesellschaften und andere Events, die der Anbahnung neuer Geschäfte – auch für die Telekom – gedient haben sollen.

Eine heiße Spur führt, wie die „Presse“ in Erfahrung bringen konnte, in den Dunstkreis der FPÖ: Die „Projektentwicklung Werbeagentur Schmied GmbH“ mit Sitz in Wien hat von der TA 600.000 Euro erhalten. Das geht aus einer Rechnung hervor. Die Überweisung dazu soll von Fischer gekommen sein, ist in dem TA-Revisionsbericht festgehalten. Eine plausible Gegenleistung sei nicht gefunden worden, heißt es. Die TA hat auch diese Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Kripo soll daraufhin in der Vorwoche die Firma aufgesucht haben.

Thomas Vecsey, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, gibt sich auf „Presse“-Anfrage dazu zugeknöpft. Er könne aufgrund laufender Ermittlungen keine Stellungnahme abgeben – weder zu möglichen Razzien noch zu weiteren Verdächtigen.

Die „Projektentwicklung Werbeagentur Schmied“ ist interessant, weil sie – zumindest früher – in Geschäftsbeziehungen zu Gernot Rumpold gestanden haben soll. Der einstige Bundesgeschäftsführer der FPÖ (1990 bis 1996) ist im Zusammenhang mit der Eurofighter-Affäre in die Schlagzeilen geraten. Mittels überhöhter Rechnungen – etwa 96.000 Euro für eine Pressekonferenz – sollen er und seine Frau Erika Millionen kassiert haben.

Telefon abgeschaltet?

Es habe Kontakte zwischen der „Projektentwicklung“ und Rumpold gegeben, kann sich ein ehemaliger FPÖ-Mitarbeiter im Gespräch mit der „Presse“ erinnern. Bei der „Projektentwicklung“ war zu der Causa keine Stellungnahme zu bekommen, da die Telefonnummer offenkundig abgestellt und die Website nicht mehr zugänglich ist.

Schon im Vorjahr bekannt wurde die Zahlung  von 192.000 Euro als „Druckkostenbeitrag“ an die „Neue Freie Zeitung“ (das Parteiorgan der FPÖ). Mit den Geldflüssen an die FPÖ sollte offenbar die als „rot-lastig“ geltende TA in der damaligen schwarz/blau/orangen Regierung besser positioniert werden.

Bandenwerbung für SV Sierning

Um weitaus geringere Summen geht es – soweit bisher bekannt ist – bei der ÖVP. Abgesehen von den ebenfalls bekannten 30.000 Euro „Marketingszuschuss“ an die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) ist eine neu aufgetauchte Rechnung bemerkenswert: Der Fußballverein SV Sierning hat der Valora von Hochegger (die übrigens nicht zu verwechseln ist mit der Valora Solutions von Walter Meischberger) eine Rechnung für Bandenwerbung gestellt. Die Summe ist mit 20.000 Euro niedrig, sie erscheint jedoch Kennern der Sportszene für einen Unterliga-Verein dennoch zu hoch.

Interessant ist jedoch auch, dass als Adressat nicht allein die Valora aufscheint, sondern ein Michael Fischer. Fischer war ÖVP-Direktor, managte Finanzen und Wahlkämpfe der Partei und galt als Vertrauter von Ex-Vizekanzler, ÖVP-Chef und Finanzminister Wilhelm Molterer. Dieser stammt aus Sierning und engagiert sich stark für den Fußballverein.

Fischer wechselte 2007 zur Telekom, als Head of Public Affairs, was er noch ist. Laut Firmenbuch ist er auch Geschäftsführer von zwei Werbefirmen (Mediaselect und Omnimedia). Seine Tätigkeit als Geschäftsführer der ÖVP-Agentur Alpha Medien Service, die er auch parallel zur TA innehatte, wirbelte wegen Interessenskonflikten viel Staub auf. Erst im Juli legte Fischer auf Druck der TA die Funktion bei der Alpha nieder. Bei der Valora war Michael Fischer nie beschäftigt. Im Konzern wird erzählt, dass die beiden Fischers gemeinsam Projekte abgewickelt hätten.

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