Ex-Minister Reichhold stand auch auf Hochegger-Liste

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Der ehemalige FPÖ-Verkehrsminister soll für Beratertätigkeiten 72.000 Euro erhalten haben. Reichhold bestätigt über seinen Anwalt Michael Rami, für Hochegger tätig gewesen zu sein.

Wien/Red. Nicht nur Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach hat nach seinem Ausscheiden aus der Politik vom PR-Mann Peter Hochegger Geld erhalten: Auch Gorbachs Vorgänger im Verkehrsministerium, Mathias Reichhold (FPÖ), stand auf Hocheggers Gehaltsliste, berichtet „News“. Reichhold habe 72.000 Euro für Beratungsleistungen für die Telekom Austria kassiert, geht aus einer Rechnung von Hocheggers Firma Valora hervor.

Reichhold bestätigt über seinen Anwalt Michael Rami, dass er rund drei Jahre nach dem Ausscheiden aus der Politik im Zusammenhang mit der EU-Präsidentschaft Österreichs für Hochegger tätig gewesen sei. Er habe seine Kontakte zur Verfügung gestellt. Ansprechpartner sei immer Hochegger und nicht die Telekom gewesen. Das vereinbarte Pauschalhonorar sei „ordnungsgemäß verrechnet und in Österreich versteuert worden“.

Indes kommen auch Details zu bisherigen Gerüchten über Geschäfte Hocheggers mit den gefeuerten Ex-Bewag-Chefs Hans Lukits und Josef Münzenrieder ans Tageslicht. Laut „News“ ermittelt die Staatsanwaltschaft. Es gilt die Unschuldsvermutung. Demnach seien 1,2 Mio. Euro an die Hochegger Kft in Ungarn bezahlt worden, obwohl die Ex-Bewag-Vorstände gewusst hätten, dass es sich dabei um Schmiergeld für ungarische Amts- und Entscheidungsträger gehandelt habe.

Der burgenländische Energieversorger hat Anfang Mai die einvernehmliche Trennung von den beiden Managern in eine „Fristlose“ umgewandelt. Wie die „Presse“ berichtete (26. Juli), wurde ihnen Kompetenzüberschreitung vorgeworfen. Konkret ging es um einen Auftrag für ein Marketingprojekt in Höhe von 60.000 Euro, den sie nicht mehr allein hätten abschließen dürfen.

Die Causa Telekom

In der Telekom-Affäre gibt es eine Reihe von Ungereimtheiten.

So steht eine Gruppe früherer Telekom-Führungskräfte im Verdacht, den Auftrag zur Manipulation des Kurses der Telekom-Aktie gegeben zu haben. Der Wiener Broker, der im Februar 2004 dazu angestiftet wurde, soll mehr als eine halbe Million Euro dafür erhalten haben. Mit der Kursmanipulation wurden Boni in der Höhe von 8,7 Millionen Euro für rund 100 leitende Angestellte erlöst.

Der Auftrag für den österreichischen Blaulichtfunk war an das Konsortium mastertalk rund um Siemens und RZB vergeben, als der damalige Innenminister Strasser die Zusage unerwartet zurückzog. Im Jahr 2004 kam im zweiten Anlauf eine Gruppe aus Alcatel und Motorola bei dem 310 Millionen Euro schweren Projekt zum Zug. Die Telekom Austria soll als Lieferant des Netzinfrastruktur 50 Millionen € an dem Deal verdient haben. Im Zuge der Neuvergabe sollen 3,7 Millionen Euro an Provisionen an den Lobbyisten Mensdorff-Pouilly geflossen sein.

Weiters stehen einige Politiker im Verdacht, Zahlungen zwecks Gesetzesbeeinflussung erhalten zu haben. Gelddrehscheibe war der Lobbyist Peter Hochegger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 1. September 2011)

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