Die Reichen sind am Wort: Hans Peter Haselsteiner

(c) Clemens Fabry
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Alter Adel, agile Erbin und Baumogul – Drei Reiche reden mit der "Presse am Sonntag" offen, worüber man nicht gerne spricht: über das eigene Geld, wie man mit ihm lebt und was der Staat davon bekommen soll.

Käme die berühmte Fee mit ihren drei Wünschen: „Reichtum“ wäre wohl eine häufige Antwort auf die Frage, wonach man sich denn am meisten sehnt.
Aber in der Öffentlichkeit als reich gelten und auch darüber reden? Bloß nicht. Während eine „Reichensteuer“ auf Vermögen oder Einkommen allseits debattiert wird, wollen sich viele Betroffene dazu nicht äußern. Zu heikel sei das Thema, man wolle sich an politischen Debatten nicht beteiligen, nicht in eine Schublade gesteckt werden. Auch über ihre Wohltätigkeit schweigen viele lieber. Wie die Familie Essl, die neben ihren Kunststiftungen auch jährlich einen Sozialpreis in der Höhe von einer Million Euro aus der Baumax-Dividende vergibt.
Mit der „Presse am Sonntag“ aber haben drei reiche Österreicher gesprochen – über ihr Leben mit viel Geld, ob es eine „Hetze“ gegen Reiche gibt und wie sie zu höheren Steuern stehen.

Der reiche Hausierer mit edlen Ideen

Hans Peter Haselsteiner ist Bauunternehmer, Expolitiker – und ein Steuerrebell, über den Menschen mit Geld gern die Nase rümpfen.  von Jakob Zirm

In einem gewissen Sinne ist er der Warren Buffett von Österreich: ein reicher Mitbürger, der verlangt, dass er und seinesgleichen mehr Steuern bezahlen. Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner machte sich vor drei Jahren unter Topverdienern kaum Freunde, als er eine Anhebung des Spitzensteuersatzes auf 80 Prozent forderte. Haselsteiner, der das Kärntner Bauunternehmen seines Schwiegervaters groß machte, hat die politische Konfrontation freilich noch nie gescheut. Der Tiroler kämpfte von 1994 bis 1998 für das Liberale Forum im Nationalrat.
Über seine sozialen Aktivitäten – dem Vernehmen nach in Osteuropa – möchte er nicht sprechen. Nur so viel: „Ich kann mich in den Spiegel schauen.“ Ein „angemessenes Verhalten“ der Reichen gehöre auch dazu, um den sozialen Frieden zu wahren. Haselsteiner, der sich selbst lieber als „wohlhabend“ bezeichnet, sieht in Österreich noch keine „Hatz auf Reiche“. Dies könne sich aber auch ändern.

Keine Zeit für Luxus. Reich ist in seinen Augen jemand, „der mehr Geld hat, als er sinnvoll ausgeben kann oder als Sicherheit für die Zukunft sparen muss“. Er selbst komme kaum in die Verlegenheit, im Luxus zu schwelgen, weil sein Beruf ihm zu wenig Zeit dafür lasse. „Der Luxus, den ich mir leiste, sind Helikopter-Skifahren, teure Zigarren und teurer Wein“, gesteht Haselsteiner. Und teuer ist eine Flasche Wein für den Bauindustriellen ab einem Preis von 50 Euro. In den Urlaub fliege er nicht auf jeden Fall mit dem Privatjet, sondern weitere Strecken wie in die USA „ganz normal“ mit einer Linienmaschine.
In den vergangenen Jahren zeigte der politisch weiterhin sehr wache Haselsteiner auch offen Sympathien für die SPÖ. Dennoch hat er keine Freude über die von dieser Partei angestoßene Diskussion über eine Reichensteuer. Allerdings nicht, weil er grundsätzlich gegen eine stärkere Beteiligung wohlhabender Menschen an der Steuerleistung ist. „Das ist jedoch eine Hatz auf die Steuerzahler, um die eigenen Versäumnisse zu kompensieren. Denn es ist eine Schande und Unverantwortlichkeit der Politiker, dass sie die vorhandenen Einsparpotenziale nicht erschließen, weil sie ihre Klientel schützen und wiedergewählt werden wollen.“ So seien etwa Vorschläge für eine Bundesstaatsreform bereits seit Jahren bekannt und eine solche notwendig.
Aber: „Wenn die Politik einmal ordentlich gespart hat, dann ist es wichtig, dass die Verteilung der Steuerlast als gerecht empfunden wird. Und das ist derzeit nicht der Fall“, sagt Haselsteiner im nächsten Atemzug. So könnten Reiche mehr zum Steueraufkommen beitragen, etwa indem Erträge aus Grund- oder Kapitalvermögen stärker besteuert würden. „Wenig halte ich von einer Substanzbesteuerung, weil das den Erhalt von Vermögen schwierig macht. Wenn die Kasse klingelt, sollen aber auch die Vermögen drankommen.“ Auch eine Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer wird von Haselsteiner befürwortet.

Steuern statt Spenden. Bei der Einkommensteuer steht der Bauunternehmer weiterhin zu seinem Vorschlag, wonach „absurde Gehälter“ auch mit „absurden Steuersätzen“ von 80 oder 85 Prozent besteuert werden sollten. Ab wann ein Gehalt „absurd“ wird, will er nicht definieren. „Es ist jedoch sicher deutlich höher als jene 60.000 Euro im Jahr, bei denen heute der Spitzensteuersatz beginnt.“
Haselsteiner steht auch zum europäischen Grundsatz: Der Staat treibt Steuern ein und verteilt sie an sozial Schwache. Dem Ansatz im angloamerikanischen Raum, dass Hilfe für Arme durch freiwillige Aktivitäten der Reichen zustande kommen soll, kann er wenig abgewinnen: „Freiwilligkeit anstelle von Steuern? Das lehne ich ab. Das ist, wie wenn man zu zehnt regelmäßig ins Wirtshaus geht. Beim Zahlen sind dann immer drei auf dem Klo und vier schauen in die Zeitung. Und die Rechnung übernehmen immer die gleichen drei.“

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Die Superreichen

Knapp 80.000 Millionäre leben in Österreich – und stehen damit im Vermögenssteuer-Visier der SPÖ. 27 Prozent des Gesamtvermögens aller Österreicher werden von diesem einen Prozent der Bevölkerung gehalten.
Als reichster Österreicher gilt Red-Bull-Gründer und -Miteigentümer Dietrich Mateschitz. Sein Vermögen soll jenseits der Fünf-Mrd.-Euro-Grenze liegen.

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