IHS-Felderer: EFSF-Hebelung Gefahr für Ratings

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Felderer(c) (Clemens Fabry)
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IHS-Chef Bernhard Felderer sieht durch die Hebelung des Rettungsschirms eine Gefahr für AAA-Länder.

IHS-Chef Bernhard Felderer sieht in der Hebelung des EFSF-Rettungsfonds auf 1 Billion Euro eine Gefährdung für die noch verbliebenen Triple-A-Ratings in Europa, also auch jenem für Österreich. "Die EFSF-Hebelung wird ganz schön angezogen, ich habe gehofft, das sie nicht kommen wird", sagte Felderer. Er geht davon aus, dass die EFSF-Garantien "in erheblichem Umfang in Anspruch genommen werden". Die Bankenrekapitalisierung berge gemeinsam mit dem 50 Prozent-Schuldenschnitt für Griechenland die Gefahr, dass es zu einer Beschränkung bei der Vergabe von Krediten komme.

"Die Gefahr beim EFSF-Hebel ist die, dass die Finanzmärkte das nicht als Lösung akzeptieren und die Ratings der Staaten noch eher verschlechtert werden", sagte Felderer am Donnerstag gegenüber der APA. Die Gefahr bestehe, dass die Geberländer "mit in den Strudel" hineingezogen werden. "Wir haben da ganz grundsätzliche Bedenken", so Felderer.

Der IHS-Chef geht davon aus, dass der auf Österreich entfallende Garantierahmen von rund 22 Mrd. Euro "in erheblichem Umfang in Anspruch genommen wird". Das Rating sieht Felderer für den Fall gefährdet, dass die Finanzierung mit zusätzlichen Schulden erfolgen sollte. "Das tun wir, wenn wir den Hebel hinaufsetzen", so der IHS-Chef. Die Hebelung sei eine bedenkliche Maßnahme. Mit Spannung erwarte er, wie die Kapitalmärkte darauf reagieren werden.

Gefahr einer Kreditklemme

Die Bankenrekapitalisation sei grundsätzlich in Ordnung, findet Felderer. Wenn die Banken durch den 50 Prozent Schuldenschnitt für Griechenland-Anleihen viel Kapital verlieren, dann sei klar, dass viele Banken Kapital brauchen werden. In Österreich sei das aber nicht sehr viel. Da die Banken bereits schwere Lasten zu tragen hätten - Bankensteuern, Basel III - und jetzt eine neue Belastung dazu komme, sei zu befürchten, "dass wir einen Credit Crunch" (Kreditklemme) bekommen. Er hoffe aber nicht, dass das passieren werde. Wenn Banken überfordert werden, werden sie Aktiva verkaufen müssen und seien dann bei der Kreditvergabe restriktiver.

Fraglich sei, ob die Banken die Rekapitalisierung in so kurzer Zeit - bis Mitte 2012 - schaffen werden. Viele dürften das dazu nötige Geld nicht von den Kapitalmärkten bekommen, sondern sie müssten es dann von den Nationalstaaten bekommen. Das werde aber bei Ländern, die schon an der Kippe stehen, wie Griechenland, Portugal oder Italien, nicht möglich sein. "Im wesentlichen wird es vom EFSF kommen", glaubt Felderer. "Das ist keine gute Nachricht, der Verlust wird vergesellschaftet."

Ob der Schuldenschnitt für Griechenland richtig gemacht worden sei, werde sich an den Finanzmärkten in den kommenden Wochen herausstellen. Österreich komme bei den Hilfen für Griechenland, Portugal und Irland einigermaßen günstig davon.

(APA)

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