Kampf um die Kaffeekapsel ist noch nicht ausgefochten

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Symbolbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die heimischen Handelsriesen Spar und Rewe sind vor Kurzem mit ihren Nespresso-kompatiblen Kapseln in ein gut gehendes Geschäft eingestiegen. Nespresso könnte hierzulande aber noch gegen Nachahmer vorgehen.

Wien. Es ist ein gut gehendes Geschäft, in das die heimischen Handelsriesen Spar und Rewe vor Kurzem mit ihren Nespresso-kompatiblen Kapseln eingestiegen sind. Nur bei der technischen Umsetzung gibt es mitunter noch Probleme. Die Kapseln beider Firmen fallen zum Teil wieder aus der Maschine, Spar hat sein Modell bereits überarbeitet. Offen ist zudem auch die Frage, ob Nespresso sich die Tatsache, dass die Konkurrenzkapseln mit seiner patentierten Kaffeemaschine funktionieren, in Österreich gefallen lassen wird.
Bis jetzt seien hierzulande keine rechtlichen Schritte unternommen worden, sagt Konzernsprecher Julian Liew. Der Hersteller der Rewe-Kapseln, Ethical Coffee Company, sei jedoch einer jener Konkurrenten, durch den man sich in seinem geistigen Eigentum verletzt sehe – und gegen den man in anderen Ländern bereits rechtlich vorgegangen sei. Klagen gibt es nach Angaben der Ethical Coffee Company in Frankreich und der Schweiz. Bei Casa del Caffè Vergnano, dem italienischen Lieferanten von Spar, würden „derzeit die juristischen Optionen geprüft“, sagte Liew zur „Presse“.
Ob in Österreich gegen einen der Produzenten eine Klage eingereicht werden wird, will er nicht sagen. In jedem Land gebe es andere Gesetze: „Wir müssen alle Optionen in jedem Land prüfen.“

Markteinführung wurde geprüft

Jean-Paul Gaillard, Chef von Ethical Coffee Company und gleichzeitig jener Mann, der das Geschäft von Nespresso aufgebaut hat, sieht sich auf der sicheren Seite: Man habe die Markteinführung in Österreich geprüft – dabei seien unter anderem das Wettbewerbsrecht, Urheberrechte und die Patente, die Nespresso in Österreich hat, unter die Lupe genommen worden. Außerdem vertritt Gaillard – ebenso wie Casa del Caffè Vergnano – den Standpunkt, das eigene Produkt sei in keiner Hinsicht mit dem Original zu vergleichen.
Das Hauptargument: Nespresso fülle seinen Kaffee in Aluminiumkapseln ab; die eigenen seien aus biologisch abbaubaren Materialien. Außerdem benötigen die „falschen“ Kapseln zum Brühen des Kaffees nicht die „Nadeln“, mit denen die Nespresso-Maschine das Original zum Brühen aufstößt.
Die Kapseln der Ethical Coffee Company sind mit einem papierartigen Häutchen bedeckt; die italienischen Kapseln verfügen über mikroskopisch kleine Löcher, durch die Wasser in die Kapsel eindringt.
Folgt man der Argumentation von Gaillard, könnten die Konkurrenzkapseln die Patente von Nespresso tatsächlich unberührt lassen. „Es gibt im Wesentlichen sechs relevante Patente auf die Kapseln“, sagt Gaillard. „Wir verletzen keines davon.“ Die Nestlé-Tochter führe ihre 1700 Patente (auf das gesamte System zur Kaffeezubereitung) lediglich an, um die Konkurrenz einzuschüchtern. Viele Rechte seien etwa in jedem Land, in dem die Firma tätig ist, extra geschützt. Laut Gaillard geht es bei den Klagen gegen sein Unternehmen jedoch gar nicht um die Kapseln, sondern darum, dass dafür die Kaffeemaschinen von Nespresso verwendet würden. Eine Bestätigung dafür gibt es seitens Nespresso nicht.
Unwahrscheinlich sind Klagen nicht, sagt ein Marktbeobachter. Gaillard, für den die Provokation des übermächtigen Konkurrenten mittlerweile zum Sport geworden ist, hat seine eigene Theorie: „Sie werden wohl nicht in jedem Land klagen, da ihnen sonst das Image des bösen Riesen anhaftet, der keine Konkurrenz duldet.“

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