Österreicher stürmen die Autohäuser

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Das Geschäft mit Neuwagen boomt in Österreich. Mit 332.787 verkauften Neuwagen wurde per Ende November das Rekordergebnis des Vorjahres übertroffen. Niedrige Zinsen und Inflationsängste sind zwei Gründe dafür.

Wien. Bevor das Ersparte nichts mehr wert ist, kaufe ich mir lieber ein neues Auto davon: Diesen Gedankengang dürften zur Zeit viele Österreicher haben. Denn das Geschäft mit Neuwagen boomt. 332.787 Autos wurden hierzulande zwischen Anfang Jänner und Ende November neu zugelassen. Das sind um 4224 mehr als im gesamten Jahr 2010. Allerdings war auch das Vorjahr schon beileibe kein schlechtes Jahr für den heimischen Autohandel: 2010 wurde vielmehr der zuvor seit 1992 ungeschlagene Rekord an neu zugelassenen Autos in einem Jahr gebrochen.
„Wir können mit dem Jahr 2011 wirklich nicht unzufrieden sein“, meint dazu Burkhard Ernst, Obmann der Sparte Fahrzeughandel in der Wirtschaftskammer. Die Unsicherheit durch die Eurokrise und Inflationsängste würden viele Österreicher dazu bringen, ihr Geld nicht mehr zu sparen.

Stattdessen würden sie vermehrt konsumieren – und dazu gehört häufig auch ein neues Auto. Ähnlich sieht das Hermann Becker, Sprecher des heimischen Marktführers VW: „Bei niedrigen Sparzinsen denken sich viele, jetzt kauf ich mir etwas, was ich ohnehin schon lange haben will.“

Rückkehr der Firmenwagen

Dies sind allerdings nicht die einzigen Gründe für das außerordentlich starke Autojahr 2011. Bemerkbar machte sich etwa auch die Rückkehr der Firmen auf dem Automarkt. Hatten sich viele Unternehmen im Krisenjahr 2009 und auch 2010 beim Kauf neuer Firmenwagen noch zurückgehalten, wurden 2011 die alten Autos nun häufig ersetzt. Dies lässt sich gut an der Detailstatistik ablesen. So ging der Anteil von Benzinfahrzeugen und Autos mit unter 90 PS signifikant zurück, während sich etwa Autos mit mehr als 120 PS sowie jene mit Dieselmotoren über Zuwachsraten von fast 20 Prozent freuen konnten. Firmen setzen bei ihren Dienstwagen in der Regel auf verhältnismäßig große Autos mit starken Dieselmotoren.
In Euphorie wollen die Branchenvertreter aber dennoch nicht verfallen. Denn wie 2010 ist auch dieses Jahr ein Teil des Booms auf sogenannte Kurzzulassungen zurückzuführen. Dabei handelt es sich um Autos, die von den Händlern oder Importeuren selbst für bis zu 90 Tage angemeldet werden.

Die Autos können danach billiger als Gebrauchtwagen verkauft werden und erhöhen in der Statistik den Marktanteil der betreffenden Marke, von dem etwa die Vergütungen der Hersteller gegenüber ihren Händlern abhängen. In den ersten zehn Monaten wuchsen die Kurzzulassungen mit 15,7 Prozent deutlich stärker als der Gesamtmarkt, aber schwächer als 2010.

Streit um Kurzzulassungen

Ernst erwartet, dass die Zahl der Kurzzulassungen von 70.000 im Vorjahr heuer auf 80.000 steigen wird. Obwohl das Jahr 2011 auch nach Abzug der Kurzzulassungen ein deutliches Wachstum gegenüber den Vorjahren bringen wird, ärgert sich der Branchenobmann: „Das ist eine kindische und unnötige Verzerrung des Marktes.“
Problematisch sei vor allem, dass rund die Hälfte der Autos schlussendlich gar nicht auf Österreichs Straßen landet, sondern direkt ins Ausland verkauft wird. Ein Vorwurf, der von jenen Unternehmen, die besonders viele Kurzzulassungen aufweisen, zurückgewiesen wird. Denn Kurzzulassungen sind in der Branche kein Massenphänomen. So stellten per Ende Oktober nur drei Marken (Hyundai, Ford und Citroën) mehr als die Hälfte aller Kurzzulassungen. Dies sorgt bei den anderen Firmen für Ärger, da diese meinen, dass so ihr Marktanteil „künstlich“ verringert werde.

Zudem ist das Neuwagengeschäft für die meisten Händler nur mehr ein Mittel zur Kundenbindung, bei dem aufgrund der Rabatte und Aktionen nichts mehr verdient werden kann. „Bei Neufahrzeugen legt die Branche oft sogar etwas drauf“, sagt Ernst. Die Gewinne erzielen die Unternehmen erst durch die Servicearbeiten und Reparaturen in den späteren Jahren des Autolebens.

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