AUA: "Ein Sparpaket vom Sparpaket gibt's nicht"

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AUA(c) (Robert Jaeger)
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AUA-Bodenbetriebsratschef Alf Junghans geht mit Airline-Chef Jaan Albrecht auf Kollisionskurs: Die Belegschaft will die Sanierung der schwer angeschlagenen Fluglinie nicht allein stemmen.

[Wien] „Wir werden sicher nicht akzeptieren, dass nur das Personal für die Sanierung der AUA zur Kasse gebeten wird." Alf Junghans, Betriebsratschef des Bodenpersonals der AUA, geht angesichts des neuen Sanierungskonzepts gegen Airline-Boss Jaan Albrecht auf Kollisionskurs. Junghans will zwar nicht gleich eine Streikdrohung aussprechen - „bisher wurde uns das Konzept ja noch nicht einmal im Detail präsentiert". Aber einen Arbeitskampf schließt er nicht aus. Albrecht muss seine Hoffnung, das Sparpaket ohne großen Widerstand durchzusetzen, daher begraben. Zumal der Bordbetriebsrat ebenfalls auf Kampf eingestellt ist.

„Wenn es um einen modernen Kollektivvertrag geht, etwa um eine andere Verteilung des Lebenseinkommens, sind wir durchaus offen", gibt sich Junghans im Gespräch mit der „Presse" verhandlungsbereit. Es gehe aber nicht an, den bestehenden Kollektivvertrag (KV), der bis Ende 2012 gelte, einfach „auf Zuruf" zu kippen. Das sei Sache von Sozialpartnerverhandlungen. Auch Albrecht müsse das Arbeitsverfassungsrecht akzeptieren.

Was Junghans so erzürnt, ist, dass im Zuge der Übernahme der AUA durch die Lufthansa 2009 und 2010 schon drei Sparpakete vereinbart worden sind. Eines davon betraf einen Gehaltsverzicht von fünf Prozent über fünf Jahre - es läuft also noch bis 2015. Es soll 150 Mio. Euro bringen. Niemand habe sich offenbar überlegt, was damit nun passiert. „Ein Sparpaket vom Sparpaket gibt's nicht", sagt Junghans. Das Gros des Bodenpersonals, das im Schnitt etwa 2000 Euro brutto verdiene, sei nicht gewillt, noch etwas herzugeben. Diese Einstellung herrsche übrigens auch beim Kabinenpersonal.

Ein Verzicht etwa auf die automatischen Gehaltsvorrückungen, wie von der AUA-Führung gefordert, wäre tatsächlich groß: Das Bodenpersonal erhält in Form von Biennalsprüngen alle zwei Jahre eine Erhöhung des Grundgehalts um fünf Prozent. Bei Piloten und Flugbegleitern gibt es automatische Steigerungen von rund 2,8 Prozent im Jahr. Hinzu kommen die Lohnerhöhungen aus den KV-Runden.

Für die Mitarbeiter am Boden wurde bei der letzten KV-Runde eine gestaffelte Inflationsabgeltung von 35 bis 45 Euro brutto pro Monat vereinbart. Als Zugeständnis an die prekäre Lage der AUA seien diese Zahlungen aber 2011 ausgesetzt und erst im Dezember begonnen worden. Junghans ortet darin auch einen Grund, warum die Personalkosten heuer stärker steigen dürften. Allerdings bezweifelt er die Berechnungen des Managements. Albrecht hat am Dienstag vorgerechnet, dass die Personalkosten der AUA heuer ohne Sparmaßnahmen um sieben Prozent auf 439 Mio. Euro steigen würden - das entspräche dem Niveau von 2009, obwohl der Personalstand seither um ein Fünftel (oder 1500 Mitarbeiter) gesunken ist.

Flughafen und Austro Control gefordert

Zudem ortet Junghans bei den schon vereinbarten Sparpaketen ein großes Ungleichgewicht: Die von Ex-Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber postulierte Formel, dass je 150 Mio. Euro vom Personal, von den Geschäftspartnern und vom Unternehmen kommen müssten, sei bei den Geschäftspartnern nicht aufgegangen. Flughafen Wien und Austro Control hätten durch Tarifsenkungen nur rund 30 Mio. Euro beigesteuert. „Solange sich da nichts bewegt, bewegen wir uns auch nicht." Mit der Forderung nach einem höheren Beitrag von Flughafen und Austro Control ziehen Betriebsrat und AUA-Spitze an einem Strang. Die AUA muss nämlich deutlich mehr Gebühren zahlen als andere Fluglinien. Gegenüber der Air Berlin hat die AUA etwa 20 Prozent höhere Kosten.

Wie zäh das Jahr 2011 für die AUA gelaufen ist, zeigt die Verkehrsstatistik: 11,261 Millionen Passagiere bedeuten zwar einen Zuwachs von 3,4 Prozent. Dieser liegt allerdings deutlich unter dem Plus bei der Swiss von acht Prozent. Außerdem sank bei der AUA die Auslastung um 3,1 Prozentpunkte auf 73,8 Prozent - obwohl die Kapazität im Jahresverlauf schon reduziert worden ist.

Einen ersten Eindruck von der Stimmung in der Belegschaft kann sich Albrecht am 20. Jänner machen. Da hat Junghans und die Gewerkschaft eine Betriebsversammlung angesetzt. Schon am Freitag steigt bei der AUA-Mutter Lufthansa die neue Gehaltsrunde für das Bodenpersonal und die Flugbegleiter. Die Forderung von 6,1 Prozent Gehaltsplus verspricht harte Auseinandersetzungen.

Die Ticketsteuer bleibt

Die AUA-Spitze stößt mit ihren Forderungen auch bei der Politik auf taube Ohren: „Eine Abschaffung der Ticketsteuer kommt angesichts der Budgetlage nicht in Frage", sagt Harald Waiglein, Sprecher des Finanzministeriums, zur „Presse". Im Gesetz sei vorgesehen, dass die Abgabe evaluiert werde, sobald es für die europäische Luftfahrt zusätzliche Belastungen gäbe und sich das internationale Umfeld eintrübe. Die seit Anfang 2012 geltende Einbeziehung in den Emissionshandel sei so eine Belastung. „Deshalb evaluieren wir die Ticketsteuer jetzt." 2011 seien dadurch wie veranschlagt rund 60 Mio. Euro ins Budget geflossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12. Januar 2012)

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