Griechenland: Hoffnung in letzter Sekunde

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Der Schuldenschnitt nimmt Form an: Gläubiger sollen auf bis zu 70 Prozent ihres Geldes verzichten.

Wien/Athen/Ag./Red. In Athen liefen am Freitag die Verhandlungen über einen Schuldenschnitt zwischen der Republik Griechenland und ihren Gläubigern bis in die Nacht. Bereits am Nachmittag äußerten sich mit den Verhandlungen vertraute Banker überraschend positiv über die Gespräche.

„Wir sind sehr dicht davor, die Sache abzuschließen“, sagte ein Banker der Nachrichtenagentur Reuters. Im Rahmen eines freiwilligen Anleihentausches könnten die Gläubiger auf 65 bis 70 Prozent ihrer Ansprüche verzichten, hieß es. Am Wochenende sollen noch technische Details geklärt werden. Schon am Montag will die griechische Regierung die Abmachung beim Treffen der Eurofinanzminister in Brüssel präsentieren.

Athen feilscht bereits seit Monaten mit dem Internationalen Bankenverband (IIF) über einen Forderungsverzicht der privaten Gläubiger. Der Schuldenschnitt ist die Voraussetzung dafür, dass das Euroland dringend benötigte Mittel aus einem 130 Milliarden Euro schweren Hilfspaket von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) erhalten kann. Ohne das Geld droht dem Land bereits im März ein ungeordneter Bankrott, wenn Staatsanleihen im Volumen von 14,5 Milliarden Euro bedient werden müssen. Im Gegenzug für die Hilfen muss Griechenland jedoch weitere harte Reformen versprechen.

Bis zur endgültigen Einigung schwebt aber ein Damoklesschwert über den Schuldenschnitt-Verhandlungen. So berichtete die „New York Times“ am Donnerstag, dass einige Hedgefonds, die griechische Anleihen halten, die Gespräche blockieren würden. Diese Hedgefonds würden laut „Times“ im Falle eines erzwungenen Schuldenschnitts sogar eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg erwägen. Das Argument der Hedgefonds: Ein Schuldenschnitt sei ein Eingriff in ihr Eigentum. Und Eigentum sei in der EU als Menschenrecht geschützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2012)

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