AUA-Belegschaft: "Die Lufthansa hungert uns aus"

AUA: PROTEST-BETRIEBSVERSAMMLUNG
AUA: PROTEST-BETRIEBSVERSAMMLUNG(c) APA/RENE VAN BAKEL (Rene Van Bakel)
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Sparprogramm. Die AUA-Betriebsräte wollen von der Konzernmutter wissen, wohin die Reise geht.

[Wien] Seit der neue AUA-Boss Jaan Albrecht vor einem Monat ein radikales Sparkonzept mit kostengünstigeren Kollektivverträgen angekündigt hat, zeigt die Belegschaft der Fluglinie Nerven. Jetzt, nach der Pleite der ungarischen Malev, geht auch bei der AUA das Konkursgespenst um. Die Furcht der 5800 Mitarbeiter hat einen handfesten Hintergrund: Lufthansa-Boss Christoph Franz will bis 2014 die Kosten im Konzern um 1,5 Mrd. Euro senken - mit frischem Geld kann die schwer angeschlagene Tochter AUA daher nicht rechnen, heißt es im Unternehmen.

Die Betriebsräte des Boden- und des Bordpersonals verlangen deshalb von der Konzernmutter nun klare Worte: In einem Schulterschluss haben sie für Freitag eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung durchgesetzt, in der Lufthansa-Vorstand und AUA-Präsident Stefan Lauer erklären soll, wohin die Reise geht. „Wollen Sie uns aushungern oder sanieren - und wenn, wie?", formuliert Bodenbetriebsrats-Chef Alf Junghans die Kernfrage an Lauer. Die Belegschaft fürchte Ersteres. Bisher habe die Lufthansa nämlich „keinen Cent" investiert, sondern der defizitären Tochter nur ein Sparpaket nach dem anderen abverlangt.

Junghans und sein Kollege Karl Minhart vom Bordpersonal verlangen daher auch einen Kassasturz - Detailinformationen über die finanzielle Lage der AUA.

Weniger Eigenständigkeit

Franz' milliardenschweres Sparkonzept, das er am Montag den Führungskräften und am Dienstag den Belegschaftsvertretern vorstellte, wird die Freitagssitzung noch aus einem weiteren Grund prägen: Wie berichtet sollen die Töchter AUA, Swiss, Germanwings und Brussels Airlines ihre Eigenständigkeit teilweise abgeben müssen. Die Flugpläne könnten enger aufeinander abgestimmt, Technik, Verwaltung und IT-Systeme zentralisiert werden.

Obwohl Einzelheiten noch nicht bekannt sind, gehen Analysten wie Jürgen Pieper von der Metzler Bank davon aus, dass diese Schritte einen Personalabbau nach sich ziehen werden.

Junghans verweist auf die Vereinbarungen anlässlich des Verkaufs der AUA an die Lufthansa im Jahr 2009: Demnach muss fünf Jahre lang, also bis September 2014, die Betriebsgröße der AUA erhalten, die Entscheidungszentrale in Österreich und die Marke AUA bestehen bleiben.

Im Schlagabtausch zwischen AUA-Führung und Betriebsrat bzw. Gewerkschaften um die Kollektivverträge (KV) herrscht derzeit Funkstille. Seit die Gewerkschaften GPA-djp und Vida den von Albrecht eingeforderten Termin für die Unterschrift unter die neuen KV Ende Jänner platzen ließen, wurde kein neues Treffen vereinbart. Die Uhr tickt, denn Albrecht will dem Aufsichtsrat am 29. Februar die neuen Vereinbarungen präsentieren. „Wir sind natürlich gesprächsbereit - aber auf Augenhöhe", betont Junghans. „Auf Zuruf" werde man so einschneidende Dinge nicht regeln.

Angst vor Änderungskündigungen

Bei den neuen KV geht es vor allem um die Abschaffung der jährlichen bzw. alle zwei Jahre stattfindenden Gehaltsvorrückungen, um die Reduktion der weit über den ASVG-Regelungen liegenden Abfertigungen und um Änderungen bei den Betriebspensionen.

Die Chance, dass Albrecht sein Vorhaben ohne Widerstand durchbringt, schätzen AUA-Kenner mit null ein. Da der Druck der Lufthansa jedoch sehr hoch ist, könnte Albrecht eine unbeliebte Alternative ins Auge fassen: Änderungskündigungen. Dabei würden alle Mitarbeiter gekündigt und abgefertigt (die notwendigen Geldmittel muss die AUA rückgestellt haben). Danach erhielten sie neue Verträge. Die „ultima ratio" - die AUA sozusagen „geplant" in Konkurs zu schicken, womit alle alten Verträge automatisch erlöschen würden - will derzeit niemand offen diskutieren.

Mit Widerstand ist auch Franz konfrontiert. Die Flugbegleitergewerkschaft UFO klagt die Lufthansa wegen des Verstoßes gegen den Tarifvertrag. Es geht um den Einsatz von Leiharbeitern statt eigenen Personals bei Flügen ab Berlin.

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