PRO: Warum sich Bausparen noch immer lohnt

Warum sich Bausparen noch
Warum sich Bausparen noch(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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PROAuch nach der Halbierung der Bausparprämie spricht vieles für Bausparen. Vier Gründe, warum 5,2 Millionen Österreicher nicht irren können.

5,2 Millionen Österreicher haben derzeit einen Bausparvertrag. Die Regierung sieht für das aktuelle Sparpaket vor, dass die staatlichen Prämien für das Bausparen ab 2013 halbiert werden. Die Prämienreduktion soll, zusammen mit der reduzierten Prämie für die Zukunftsvorsorge, 119 Millionen Euro in die Staatskassen spülen. Seitens der Bausparkassen wird diese Regelung naturgemäß scharf kritisiert. S-Bausparkassen-Chef Josef Schmidinger sieht die Sicherheit des österreichischen Bausparkassensystems, das gerade in der Finanzkrise ein stabilisierender Faktor war, gefährdet. Wüstenrot-Chefin Susanne Riess spricht im "Wirtschaftsblatt" von einer unsinnigen Maßnahme, die zu 100 Prozent entschärft werden wird.

Wie dem auch sei, es gibt auch nach Einführung der neuen Regeln gute Gründe, weiter auf das Bausparen zu setzen. Als da wären:

  • Förderung der österreichischen Bauwirtschaft

Beim Bausparen geht jeder Euro, der gespart wird in die österreichische Wirtschaft. "Das ist eine Sparförderung und eine Wirtschaftsförderung", sagt Schmidinger. Denn das staatlich geförderte Bausparen ist ein ganz wichtiger Faktor für die Bauwirtschaft. Die Österreicher sollten daher auch künftig Bausparverträge abschließen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Bauspardarlehen - die durch die Prämienzahlungen der Bausparer in die Bausparkassen finanziert werden - nicht mehr in der Höhe und mit günstigen Zinssätzen wie bisher weitergegeben werden können. Weniger oder geringe Bauspardarlehen verringern die Bautätigkeit und schaden letztlich der Bauwirtschaft. Aber nicht nur dieser. "Das wirkt sich auch negativ auf den Wohnbau aus", kritisiert Schmidinger die Regelung. Das könnte auch einen weiteren Anstieg bei den Wohnungspreisen nach sich ziehen.

  • "Es bleibt alles beim Alten"

Mitten in einer Boomphase für die Bausparkasssen kommt die kalte Dusche mittels Prämienhalbierung. Es sei bei den Österreichern angekommen, "dass Investieren in die eigenen vier Wände Sinn hat", sagt Schmidinger. Er kann auf eine im Jahr 2011 stark gestiegene Nachfrage nach Bauspardarlehen verweisen. Die Menschen wollen in Immobilien investieren, denn es geht ihnen um das sichere "Parken" ihrer Ersparnisse. Die Leute rennen den Bausparkassen die Türen ein. Damit das so bleibt, geht der VKI-Epxerte Walter Hager von einer leichten Zinsanhebung bei den Einlagen aus. Er glaubt, dass die Bausparkassen an den Konditionen etwas drehen werden und dann sei das Verhältnis wieder gleich wie vorher. Auch Sonja Hochreiter von der Raiffeisen Bausparkasse hält eine Zinsanpassung durch die Bausparkassen für möglich, sodass das Produkt weiterhin sicher und attraktiv bleibe.

  • Sicherheit in Krisenzeiten

72 Prozent der Österreicher denken in Zeiten der Schuldenkrise beim Thema Geldanlage an Sicherheit. Nur 13 Prozent wollen damit etwas verdienen, neun Prozent haben eine längerfristige Bindung ihres Vermögens vor Augen. Der Bausparvertrag zählt zu den Top drei beim Anlegen. Das geht aus einer einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts "Spectra" hervor. Diese seit über 80 Jahren stabile  Anlageform zählt hierzulande traditionell zu den beliebteste Formen des Sparens und der Finanzierung von Wohneigentum. Die unmittelbaren Folgen der Wirtschaftskrise verursachten einen großen Vertrauensverlust der Bevölkerung in kapitalmarktorientierte Anlageformen. Die Menschen streben wieder verstärkt nach hoher Sicherheit und Wertbeständigkeit. Und: "Die Bausparkassen haben keinen Euro in der Finanzkrise gebraucht. Gerade dieses System würde dazu beitragen, um künftige Krisen zu vermeiden", sagt Schmidinger.

  • Schutz gegen hohe Inflation

Auch wenn Bauspardarlehen derzeit selten günstiger als normale Bankkredite sind, bieten sie dennoch einen großen Vorteil: Bei Bauspardarlehen gibt es eine Zinsobergrenze von sechs Prozent. Bei Bankkrediten muss man für eine solche Obergrenze teuer bezahlen - einen Zinsdeckel für zwanzig Jahre erhält man gar nicht. Dass angesichts der europäischen Schuldenkrise die Zinsen bald wieder nach oben gehen könnten, davor hat der deutsche Ökonom Lüder Gerken Ende vergangenen Jahres  im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" indirekt gewarnt. Er rechne damit, dass die meisten Regierungen in der Eurozone und die Europäische Zentralbank (EZB) politisch eine Inflationsrate von knapp unter zehn Prozent in Kauf nähmen, sagte Gerken. Bei einem solchen Szenario würde das Pendel schnell in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen und Bausparer auf der sicheren Seite sehen.

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Die Serie "PRO und CONTRA" ist eine Sammlung von Für- und Wider-Argumenten zu einem aktuellen Thema, die nicht die Meinung der Autoren widerspiegelt.

(herbas)

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