Cernko: Rückkehr zu Triple A wird Jahre dauern

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Bank-Austria-Chef Willibald Cernko hält das von der Regierung präsentierte Sparpaket für nicht ausreichend. Es werde daher drei bis sechs Jahre dauern, bis Österreich die Spitzenbonität zurückerhält.

Wien/Höll. Die Hoffnung der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP, mit dem in der Vorwoche präsentierten Belastungs- und Sparpaket die höchste Bonitätsstufe für Österreich zurückerobern zu können, werde sich nicht erfüllen. Bank- Austria-Chef Willibald Cernko geht davon aus, dass es drei bis sechs Jahre dauern wird, bis Österreich wieder das begehrte Triple-A-Rating erhalten wird.

Als erste der drei großen Ratingagenturen hatte Standard& Poor's im Jänner die Kreditwürdigkeit des Landes von „AAA“ um eine Stufe auf „AA+“ gesenkt. Am Dienstag reduzierte Moody's den Ausblick für Österreich von stabil auf negativ. Das bedeutet, dass in den nächsten 90 Tagen eine Herabstufung folgen könnte. Derzeit wird die Republik von Moody's noch mit dem Triple A bewertet.

Cernko sagte, das Belastungs- und Sparpaket sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, doch notwendige Strukturreformen im Gesundheits- und Verwaltungsbereich seien ausgeblieben. Außerdem fehlen die großen Wachstumsimpulse. „Da muss noch einiges nachkommen“, verlangt der Bankchef. Außerdem sei es unsicher, ob Maßnahmen wie die Finanztransaktionssteuer und das Steuerabkommen mit der Schweiz die erhofften Einnahmen bringen werden.

Ihn selbst werde das Belastungspaket wegen der Solidarabgabe für Spitzenverdiener einige zehntausend Euro kosten. Das gehe aber in Ordnung, so Cernko.

„Nicht in Panik verfallen“

Den Vorwurf, dass die Banken am schlechteren Rating Österreichs mitschuldig seien, lässt Cernko nicht gelten. Moody's und Standard & Poor's verweisen auf die hohen Risken, die Österreichs Finanzkonzerne in Osteuropa eingegangen sind. Bank Austria, Erste Group und Raiffeisen Bank International haben in der Region Kredite von 300 Milliarden Euro ausständig.

Das sind mehr als 100 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung. Die Analysten befürchten, dass bei einer sich verschlechternden Wirtschaftslage ein Teil der Darlehen ausfallen könnte und die Banken dann erneut Staatshilfe benötigen.

„Wir dürfen jetzt nicht in Panik verfallen“, so Cernko. Das Kreditvolumen von 300 Milliarden Euro in Osteuropa müsse man differenziert sehen. Denn davon seien 190 Milliarden Euro durch lokale Spareinlagen und Refinanzierungen abgesichert. Nur 100 bis 110 Milliarden Euro seien von Österreich aus besichert und gelten nach Meinung der Banken als tatsächliches Risiko. Es gibt allerdings Zweifel, ob beide Werte miteinander verknüpft werden können. Denn die Banken können bei ihren Osttöchtern nicht einfach die Spareinlagen von Kunden zur Abdeckung von Verlusten im Kreditgeschäft heranziehen.

Um die Risken einzudämmen, dürften die Banken im Osten auf Anordnung der Finanzmarktaufsicht künftig pro 100 Euro an Spareinlagen nicht mehr als 110 Euro an neuen Krediten vergeben, was laut Cernko aber kein Problem darstellt. Bei der Bank Austria liegt das Verhältnis zwischen Spar- und Kreditgeschäft in Osteuropa aktuell bei 106 Prozent, nur in Slowenien und der Ukraine sind es mehr als 110 Prozent.

Anders als Erste-Bank-Chef Andreas Treichl glaubt Cernko nicht an einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. „Europa kann es sich nicht leisten, Griechenland in eine unkontrollierte Insolvenz schlittern zu lassen.“ Das würde das Projekt Europa infrage stellen. Laut Cernko hätte man Griechenland schon viel früher mit einem zweistelligen Milliardenbetrag retten können. Nun sei man so weit, dass „eine Dramaturgie durchlaufen werden muss, an der am Ende fast eine Katastrophe“ stehen könnte.

Die Bank Austria hat im Vorjahr ihren Bestand an griechischen Anleihen um 400 Millionen Euro abgewertet. Trotzdem wird die UniCredit-Tochter 2011 einen Gewinn ausweisen. Details dazu werden im März bekannt gegeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2012)

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