Lufthansa bereitet sich vor, AUA die Flügel zu stutzen

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Für die Verhandlungen über einen Kollektivvertrag für Piloten und Flugbegleiter bleibt wenig Zeit. Sollte AUA-Chef Albrecht keine Fortschritte signalisieren können, werde die Lufthansa der AUA die Flügel stutzen.

Wien. Es wird geredet. Seit Dienstag sitzt der Betriebsrat der AUA mit dem Management am Verhandlungstisch. Von einer Einigung über einen kostengünstigeren Kollektivvertrag (KV) für Piloten und Flugbegleiter ist man jedoch meilenweit entfernt. Zu weit, um in nur sechs Tagen einen Abschluss zu erreichen. AUA-Chef Jaan Albrecht will jedoch dem Aufsichtsrat am 29. Februar bereits ein positives Ergebnis zum geplanten Sparpaket im Volumen von 260 Mio. Euro berichten.

Das Damoklesschwert einer Redimensionierung der AUA auf eine Regionalfluglinie – der schon bei der Übernahme der AUA durch die Lufthansa kolportierte „Plan B“ – senkt sich daher immer tiefer, wie die „Presse“ aus Unternehmenskreisen erfuhr. Bei der Mutter Lufthansa sollen jedenfalls schon Anfang dieser Woche entsprechende Beschlüsse gefallen sein: Sollte Albrecht nicht ernst zu nehmende Fortschritte aus den Gesprächen mit den Belegschaftsvertretern signalisieren können, werde die Lufthansa der AUA die Flügel stutzen.

Langstrecke wackelt

Das heißt im Klartext: keine Flottenerneuerung, keine zusätzlichen Langstreckenjets, keine neuen Langstrecken – eher die Einstellung der vorhandenen Interkontinentalziele. Wie berichtet, sollen noch heuer elf Boeing 737 verkauft und durch sieben Airbus A319/320 ersetzt werden. Diese sollen aus dem Lufthansa-Bestand kommen bzw. gekauft werden. Außerdem soll die AUA in den Jahren 2013/14 vier zusätzliche Langstreckenmaschinen des Typs Boeing 777 erhalten.
Da die AUA diese Investitionen nicht allein stemmen kann, hat die Lufthansa Hilfe zugesagt. Immerhin geht es um einen dreistelligen Millionenbetrag. Allerdings hat die Lufthansa diesen Investitionsschub nur zugesagt, wenn die AUA ihre Hausaufgaben erledigt und Einsparungen erreicht. Jetzt sei nochmals die Alternative bekräftigt worden, heißt es. Noch bevor die Lufthansa Ernst macht, hat die AUA Bombay (Mumbai) als Langstreckendestination ab dem Sommerflugplan gestrichen. Zur Disposition soll nun auch Chicago stehen.
Als so gut wie sicher gilt, dass die AUA ihre Eigenständigkeit verliert. Lufthansa-Boss Christoph Franz, der nicht mehr von einem Umbau, sondern einem „Teilabriss und Neubau“ des Airline-Konzerns spricht, hat im Zuge dessen angekündigt, die Töchter stärker an die Kandare zu nehmen. Bei der deutschen Regionaltochter Germanwings ist das schon passiert: Ihre Zahlen werden nicht mehr gesondert ausgewiesen.

Dass der AUA eher die Flügel gestutzt werden – dafür spricht auch der drohende Zwangsumstieg auf den um 20 bis 25 Prozent billigeren Tyrolean-KV. Wie „Die Presse“ exklusiv berichtete, will Albrecht für den Fall, dass kein neuer KV zustande kommt, das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz (Avrag) mit Änderungskündigungen in Kraft setzen. Das bedeute, dass der Betrieb von AUA und Lauda Air auf die Tyrolean übergeht. „Das Avrag ist ein ernsthafter Plan“, sagt dazu AUA-Sprecher Peter Thier.

Leasing wie bei „Niki“

Dem Vernehmen nach prüft Albrecht als weitere Alternative ein Personalleasingmodell, wie es Konkurrent „Niki“ hat. Piloten und Flugbegleiter der Billigairline sind bei einer Personalleasingfirma beschäftigt. Sie werden nach Leistung bezahlt: Das heißt, sie erhalten ein relativ niedriges Grundgehalt. Je mehr sie fliegen (im Rahmen der EU-Regelung), desto mehr verdienen sie. Das spart in den Wintermonaten Kosten.

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