"Plan B": Wo es beim AUA-KV noch hakt

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Beim Streit zwischen AUA-Führung und Betriebsrat geht es vor allem um die Gehaltshöhe. Es gibt allerdings auch andere Gründe, weshalb die AUA teurer fliegt als die Konkurrenz. Etwa die uneinheitliche Flotte.

Wien. Am Dienstag werden sich AUA-Führung und Betriebsrat zu einer letzten Verhandlungsrunde vor dem entscheidenden Aufsichtsrat am 29. Februar treffen. Wie „Die Presse“ berichtete, muss es eine grundsätzliche Einigung auf einen neuen Kollektivvertrag geben, damit der von der Belegschaft gefürchtete „Plan B“ in der Schublade bleibt. Diesem „Plan B“ zufolge soll nämlich der Flugbetrieb der AUA in die eigene Tochter Tyrolean integriert werden. Dadurch würde künftig auch bei der AUA der Tyrolean-Kollektivvertrag gelten, der rund 25 Prozent niedrigere Gehälter vorsieht.

Für die AUA-Piloten würde dies zwar keine Senkung der Gehälter bedeuten. Diese würden jedoch so lange eingefroren werden, bis die Tyrolean-Gehälter das AUA-Niveau erreichen. Die Fluglinie will dadurch die jährliche Steigerung der Personalkosten um rund sieben Prozent einsparen. Bis die Gehälter angeglichen sind, werden Jahre vergehen. So verdient ein Kapitän bei der Tyrolean im Schnitt 7000 Euro brutto. Bei der AUA sind es 10.200 Euro (wenn für den Kapitän der neue Kollektivvertrag von 2004 gilt) und 13.000 Euro brutto, wenn er noch nach dem „alten“ AUA-KV bezahlt wird.

Pilotengehälter als Tabuthema

Im internationalen Vergleich seien diese Gehälter für Kapitäne üblich, heißt es dazu von AUA-Piloten und Belegschaftsvertretern. Fundierte Zahlen dazu sind jedoch kaum erhältlich. So konnte weder die heimische Pilotenvereinigung ACA noch das deutsche Pendant Cockpit auf Anfrage genaue Daten liefern. Und selbst bei der AUA-Mutter Lufthansa gibt man sich zugeknöpft. „Wir geben nur die Einstiegsgehälter bekannt. Und diese betragen 60.000 Euro (brutto, Anm.) jährlich für einen Kopiloten und 112.000 für einen Kapitän“, so ein Sprecher.

Das Einstiegsgehalt eines Kapitäns bei der AUA liegt mit 90.000 Euro brutto jährlich deutlich darunter. Allerdings gebe es bei der Lufthansa keine automatischen jährlichen Steigerungen wie bei der österreichischen Tochter, heißt es dort. Noch schwieriger wird ein internationaler Vergleich mit Fluglinien aus dem arabischen Raum. Dort genießen die Piloten Steuervorteile, weshalb die Nettogehälter mitunter doppelt so hoch wie in Europa ausfallen können.

Nicht nur die Höhe der Gehälter ist Thema beim Streit um den Kollektivvertrag. Auch die Arbeitszeit soll laut AUA-Führung ausgeweitet werden. Bei der Konkurrenz liegt diese üblicherweise bei 900 Flugstunden pro Jahr, übrigens auch bei der AUA-Tochter Tyrolean. Im AUA-KV stehen jedoch lediglich 800 Stunden, und auch diese werden in der Regel nicht erreicht, da die AUA ab 70 Flugstunden pro Monat hohe Überstundenzuschläge zahlen muss. „Da wäre es dann günstiger, neue Piloten einzustellen“, sagt AUA-Sprecher Peter Thier. Und da ein Pilot im Schnitt auf zehn Arbeitsmonate komme, ergibt dies in der Regel 700 Flugstunden pro Jahr.

Dies heißt allerdings nicht, dass AUA-Piloten nur 700 Stunden pro Jahr arbeiten. Eine Flugstunde fällt nämlich nur an, wenn sich das Flugzeug bewegt. „Im Extremfall – einem Flug von Wien nach München und zurück – bedeutet das, dass ein Pilot viereinhalb Stunden arbeitet, obwohl er nur zwei Stunden fliegt“, sagt Jan Kurka von der Pilotenvereinigung ACA. Denn der Pilot muss über eine Stunde vor Abflug einchecken und hat auch eine Nachbearbeitungszeit. Die Zeit am Flughafen München sei zudem ja ebenfalls keine Freizeit. Bei Langstreckenflügen macht die Flugzeit jedoch naturgemäß einen viel größeren Teil der gesamten Arbeitszeit aus, so Kurka.

Zu viele Flugzeugtypen

Es gibt aber auch andere Gründe, warum die AUA teurer als die Konkurrenz arbeitet. Etwa die uneinheitliche Flotte. Diese verursacht nicht nur bei der Wartung hohe Kosten, sondern kann auch dazu führen, dass Piloten seltener fliegen. „Manche Destinationen werden von drei Flugzeugmodellen angeflogen“, sagt Kurka. Muss eine Crew dort verweilen, weil sie die maximale Arbeitszeit für diesen Tag bereits erreicht hat, kann es vorkommen, dass sie bis zu 24 Stunden warten muss, bis sie mit einem anderen Flugzeug weiterfliegen kann. Obwohl es auch dazwischen AUA-Flüge in diese Stadt gibt. Wenn diese jedoch mit anderen Flugzeugtypen geführt werden, dürfen die Piloten die Flugzeuge nicht zurückfliegen. „Gäbe es eine einheitliche Flotte, wären wir dieses Problem los“, so Kurka.

Die Vereinheitlichung der Flotte durch den Kauf von sieben zusätzlichen Airbus A320 ist Teil des Plans der AUA-Führung. Um die dafür notwendigen 100 Mio. Euro von der Lufthansa zu erhalten, muss AUA-Chef Jaan Albrecht jedoch im Aufsichtsrat die Details des Sparprogramms präsentieren. Dazu gehört aber auch eine grundsätzliche Einigung über Einsparungen beim Personal.

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