Immer mehr Österreicher schlittern in Privatkonkurs

Immer mehr Menschen schlittern
Immer mehr Menschen schlittern(c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka)
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Die Zahl der Privatpleiten hat sich seit 2002 auf 9596 Fälle verdreifacht. Vor allem Männer sind betroffen. Auf deren Konto gehen zwei Drittel aller Fälle.

Immer mehr Private schlittern in die Pleite. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Privatinsolvenzen verdreifacht und im Vorjahr 9596 Fälle erreicht, gab der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) am Montag bekannt. Für 2012 werden mehr als 10.000 Privatkonkurse erwartet. Besonders betroffen sind Männer, Städter und ehemalige Selbstständige. Die gescheiterte Selbstständigkeit ist neben der Verschlechterung des Einkommens und dem Verlust des Arbeitsplatzes Hauptursache für eine Verschuldung. Aber auch Krankheit, eine Scheidung oder der sorglose Umgang mit Geld können in die Pleite führen, so der KSV.

Die durchschnittlichen Schulden pro Fall beliefen sich 2011 auf rund 124.000 Euro. Darin enthalten sind die Schulden ehemaliger Unternehmer (35 Prozent aller Verfahren), die als Einzelunternehmer haften. Die tatsächlichen Schulden dieser Gruppe betrugen 250.000 Euro pro Fall. Die Schulden der "echten" Privaten machten knapp 60.000 Euro aus.

Zwei Drittel Männer

Durchschnittlich 64 Prozent aller Privatkonkurse sind im Vorjahr auf das Konto von Männern gegangen. Noch stärker geht die Schere bei den ehemaligen Selbstständigen auf, hier waren drei Viertel Männer. Zudem hat sich gezeigt, dass der Privatkonkurs ein stark urbanes Phänomen ist: 73 Prozent aller Betroffenen leben im städtischen Raum. Die meisten Privatkonkurse gab es in den nördlichen bzw. nord-östlichen Bundesländern Österreichs, wobei mit 3868 Fällen mehr als ein Drittel aller Insolvenzen in Wien verzeichnet wurden.

61 Prozent der Betroffenen befanden sich in der Altersklasse von 30 bis 50, in der traditionell viele Finanzierungen durchgeführt werden. Als "alarmierend" bezeichnet der KSV, dass 17 Prozent der Konkurse im Vorjahr auf junge Menschen zwischen 21 und 30 Jahren zurückgehen. Dieser Prozentsatz sei nur die Spitze des Eisbergs, die Zahl der tatsächlich schwer verschuldeten Jungen dürfte um einiges höher sein, heißt es.

Verschuldung noch höher

"Obwohl die Zahl der Privatkonkurse von Jahr zu Jahr steigt, könnte sie noch höher sein. Denn in Österreich sind eigentlich noch viel mehr Menschen in einer Höhe verschuldet, die ein Schuldenregulierungsverfahren notwendig machen würde. Die Angst vor der Stigmatisierung lässt die Betroffenen oft die Antragstellung hinauszögern", so KSV-Vorstand Johannes Nejedlik.

(APA)

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