Der neue Telekom-Großaktionär Ronny Pecik rührt kräftig um. Hannes Ametsreiter, Chef des skandalgebeutelten Konzerns, droht ein Machtverlust: Es kommen ein dritter Vorstand und neue Aufsichtsräte.
In der Telekom Austria ist die Nervosität spürbar. Weniger wegen dem Korruptions-Untersuchungsausschuss, der diese Woche das Kapitel Telekom abschließen soll. Sondern wegen der bevorstehenden Hauptversammlung: Am 23. Mai wird sie abgehalten, und es wird die erste mit dem neuen Großaktionär Ronny Pecik, der mittlerweile bereits 20 Prozent an dem Unternehmen hält. Pecik hat von Anfang an klar gemacht, dass er sich aktiv in das Unternehmen einbringen will. Und den Anfang wird er bei der Hauptversammlung machen: Auf Wunsch des neuen Telekom-Investors werden dort personelle Änderungen im Konzern eingeläutet.
Fix ist: Der derzeit zweiköpfige Vorstand bestehend aus Hannes Ametsreiter (CEO) und Hans Tschuden (Finanzen) wird um ein drittes Mitglied erweitert werden. Das wird Georg Donaubauer, wie die „Presse“ aus der Telekom erfuhr. Donaubauer wird Chief Operating Officer (COO), er wird also für das operative Geschäft der Telekom verantwortlich sein.
Georg Donaubauer Fixstarter
Der 44jährige Donaubauer ist die erste Wahl Peciks, und sie ist nicht die schlechteste: Donaubauer arbeitet seit 1999 im Unternehmen: anfangs war er Büroleiter des Finanzvorstands in der damaligen Post und Telekom Austria, dann war er jahrelang für die Unternehmensstrategie der Mobilkom Austria zuständig. Seit 2006 ist er Konzernstratege der Telekom Austria Holding. Vor allem aber genießt er nicht nur das Vertrauen von Pecik, sondern ist auch bei dessen Co-Investor, dem ägyptischen Milliardär Naguib Sawiris bestens angeschrieben. Und als ehemaliger Leiter der Abteilung Industriepolitik in der Industriellenvereinigung ist Donaubauer wohl auch bei ÖIAG-Chef Markus Beyrer bestens beleumundet – immerhin war Beyrer Generalsekretär der IV.
Ein dreiköpfiger Vorstand also – was aber nicht bedeutet, dass Ametsreiter und Tschuden mit einem sicheren Ticket fahren. Ametsreiter hat sich gut informierten Kreisen zufolge bereits nach einem neuen Job umgesehen. Zuletzt deponierte er sein Interesse an der Leitung des „Red Bull Media House“ von Dietrich Mateschitz. Ein Job, der seit dem Abgang von Horst Pirker vakant ist.
Und Hans Tschuden? Sein Vertrag wurde zwar unlängst als Telekom-Finanzvorstand verlängert, allerdings hat er sich den Unmut von Ronny Pecik zugezogen. Der Grund: Tschuden hat sich vom Telekom-Aufsichtsrat angesichts der enormen Verluste (siehe Bericht unten) die Begebung einer so genannten Hybridanleihe im Volumen von 250 Millionen Euro absegnen lassen – mit einer Verzinsung von üppigen 8,5 Prozent. Ein höchst teures Unterfangen, und Pecik soll darob auch toben.
Aufsichtsrat wird aufgestockt
Stichwort Aufsichtsrat: Auch hier wird es zu personellen Änderungen kommen. Pecik werden zwei Mandate zugestanden – was auch die Übernahmekommission so sehen dürfte. Allerdings ist ÖIAG- und Aufsichtsratschef Markus Beyrer nicht geneigt, auf bisherige Aufsichtsräte zu verzichten. Also wird die Zahl der Kapitalvertreter von acht auf zehn erhöht.
Demnach wird Pecik selbst in das Präsidium des Aufsichtsrates ziehen. Ihm wird dort Rechtsanwältin Edith Hlawati Platz machen müssen – sie wird einfaches Aufsichtsratsmitglied. Zusätzlich wird Peciks ägyptischer Partner Sawiris in den Aufsichtsrat einziehen.
Eine weitere Neuerung in dem Gremium: Der langjährige Aufsichtsrat Wilfried Stadler will sein Mandat anbieten. Eine Nachfolgerin ist jedenfalls schon ausgemacht: die 41jährige Gundel Perschler. Sie arbeitet bei der Energie Steiermark AG in der Rechtsabteilung, war zuvor Beraterin des Post-Vorstands sowie in der Industriellenvereinigung auf den Bereich Telekom spezialisiert. Davor war sie im Kabinett von FPÖ-Verkehrsminister Michael Schmid.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2012)