AUA: Verhandlungsrunde mit Piloten erneut gescheitert

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Symbolbild(c) APA (Georg Hochmuth)
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Verhandlungen mit dem Betriebsrat über den Kollektivvertrag gingen ohne Ergebnis zu Ende. Nun dürfte der Betriebsübergang auf die Tyrolean folgen.

Wien. Heute, Dienstag, entscheidet sich die Zukunft der AUA – und alle Zeichen stehen auf den sogenannten „Plan B“. Das ist der von den Mitarbeitern so gefürchtete Betriebsübergang des AUA-Flugbetriebs auf die eigene Tochter Tyrolean. Denn die seit Wochen auf Hochtouren laufenden Verhandlungen zwischen AUA-Chef Jaan Albrecht und dem Betriebsrat sind am Montagnachmittag ergebnislos zu Ende gegangen.

Das bedeutet, dass Albrecht im heute stattfindenden Aufsichtsrat die Tyrolean-Variante vorschlagen wird. „Plan A“ war ein deutlich günstigerer Kollektivvertrag für das fliegende Personal. Allerdings spießte es sich bis zum Schluss an wesentlichen Punkten.

„Wir haben mehrere Angebote gemacht, so weit, wie die Geschäftsführung wollte, konnten wir aber nicht nachgeben“, sagte AUA-Bord-Betriebsrat Karl Minhard zur „Presse“. So hätten die Piloten angeboten, die automatische Inflationsabgeltung auszusetzen und die jährlichen Gehaltsvorrückungen zu reduzieren. Auch die maximale jährliche Gesamtarbeitszeit soll steigen. Zudem bot man eine Einsparung bei den Pensionen um 33 Mio. Euro. Dagegen habe die AUA-Führung die Auflösung der gesamtem Pensionsrücklagen für das Bordpersonal in Höhe von 180 Mio. Euro gefordert.

Bis zu 300 Piloten wollen gehen

Heute soll vor der Aufsichtsratssitzung nicht mehr verhandelt werden. Das heißt, dass AUA-Präsident und Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer mit brisantem Gepäck nach Frankfurt zurückkehrt. Dort findet am Mittwoch die Lufthansa-Aufsichtsratssitzung statt, wo die weiteren Schritt zur Tochter AUA besprochen werden.

Für den Fall des Betriebsübergangs zur Tyrolean drohen die Piloten: Sie würden die Übernahme verweigern, eine Kündigung geltend machen und mit voller Abfertigung (bis zu 39 Monatsgehälter) die AUA verlassen („Die Presse“ berichtete exklusiv am 7. März). Im schlimmsten Fall könnten bis zu 300 Piloten gehen. 15 Flugzeuge wären am Boden, viele Flüge würden ausfallen. Der Standort Wien würde dramatisch an Bedeutung verlieren, was wiederum tausende Arbeitsplätze – auch auf dem Flughafen – gefährden würde. Der Abgang der Piloten würde wegen der hohen Abfertigungen einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.

Die Stimmung bei den Mitarbeitern ist jedenfalls am Tiefpunkt: Vom Management würden laufend neue Sparpakete geschnürt, es gebe aber kein wirkliches Strategiekonzept für die Zeit danach. Minhard stellt zur Diskussion, warum AUA und Tyrolean in Wien und in Innsbruck zwei Unternehmenszentralen haben müssen. „Auch hier gäbe es Synergien zu heben“, sagt Minhard.
Die im März 2010 vom soeben ausgeschiedenen AUA-Vorstand Andreas Bierwirth präsentierte Strategie, durch einen Preiskampf mit Billigfluglinien Marktanteile gewinnen zu wollen, gilt als gescheitert. Dieses Match konnte die AUA trotz Passagierzuwachses nicht gewinnen, weil ihre Kosten viel höher sind als jene von Billig-Airlines wie „Niki“.

Zukunft in der Langstrecke?

„Die AUA muss im Lufthansa-Konzern eine unverwechselbare Position erringen“, lautet nun das Credo von Albrecht. Demnach soll die AUA nicht mehr wie bisher vorrangig Spezialist für Ost- und Südosteuropa sein. Vielmehr soll die Fluglinie – mit deutlich günstigeren Personalkosten mittels eines neuen oder des Tyrolean-KVs – als „Langstreckenspezialist mit wettbewerbsfähigen Preisen“ positioniert werden. Eine „Ryanair der Langstrecke“ sei aber nicht geplant, heißt es. Die AUA soll eine klassische Fluglinie mit dem Drehkreuz Wien bleiben, über das deutlich mehr Langstrecken angeboten werden.
Wie Albrecht schon angekündigt hat, soll die AUA in den Jahren 2013/14 vier zusätzliche Langstreckenmaschinen vom Typ Boeing 777 erhalten. Dieser Zugang untermauert die neue Strategie.

Im Gegenzug will Albrecht die Mittelstrecke ausdünnen. Das wird – vorausgesetzt, das Sparprogramm greift – auch mit der Umflottung passieren. Elf Boeing 737 werden verkauft und durch sieben Airbus A319/320 ersetzt. Welche Destinationen dadurch dem Rotstift zum Opfer fallen, ist im Detail noch nicht bekannt. Nur so viel, dass es Ziele „ganz im Süden und ganz im Norden Europas“ sowie an den Rändern Osteuropas treffen könnte. Das würde bedeuten, dass unter anderem Athen, Larnaka, Helsinki oder Stockholm fallen könnten.

Der neue Vorstand Carsten Benz, der Spezialist für Netzwerkplanung ist, soll bei der neuen Strategie sein Können ausspielen.

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