AUA: Gewerkschaft kündigt Bord-Kollektivvertrag

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AUSTRIAN AIRLINES (AUA)(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
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Der Streit um die Arbeitskonditionen des Bordpersonals der AUA eskaliert. Die Gewerkschaft hat den KV der Tyrolean ohne Zustimmung des betroffenen Betriebsrates gekündigt.

Eskalation im Streit zwischen AUA und ihrem fliegenden Personal: Die Gewerkschaft vida hat heute Freitag zu Mittag den Kollektivvertrag des fliegenden Personals der AUA-Tochter Tyrolean gekündigt, teilte der Tyrolean-Betriebsrat mit. Die AUA hatte zuvor im Bemühen um Gehalts- und Pensionsreduktionen den Kollektivvertrag der AUA-Piloten und Flugbegleiter gekündigt und droht damit, das fliegende AUA-Personal in den deutlich günstigeren Tyrolean-KV überzuführen.

Die Entscheidung der Gewerkschaft erfolgt allerdings gegen den Willen der davon betroffenen Belegschaft: Die Kündigung sei "ohne unser Einverständnis und ohne den Betriebsrat Bord vorher über ihr Vorhaben zu informieren" erfolgt. "Herr Gottfried Winkler von der vida hat damit eindeutig seine Kompetenzen überschritten. Die Arbeitsgrundlage von fast 1000 Mitarbeitern aus 'taktischen Gründen' quasi als Faustpfand in die Verhandlungen zu nehmen ist eine unglaubliche Vorgehensweise und des ÖGB unwürdig" schreibt Alexandra Patzal im Namen des Tyrolean-Betriebsrates Bord in einer Aussendung.

"Vorsichtsmaßnahme"

Die Gewerkschaft vida bezeichnet die Kündigung in einer Aussendung als "Vorsichtsmaßnahme" und will damit Druck für weitere Verhandlungen machen. Sie will trotz Kündigung des Tyrolean-Kollektivvertrages weiter mit der AUA verhandeln und letztlich einen KV für den gesamten AUA-Konzern erreichen. Hätte man nicht gehandelt, dann hätte die AUA durch die Überführung des AUA-Bordpersonals in den Tyrolean-KV einseitig die Arbeitsbedingungen der AUA-Mitarbeiter verschlechtern können, begründet der Vorsitzende der vida-Sektion Verkehr, Gottfried Winkler, die Maßnahme.

Sobald es "gesicherte Verhandlungsergebnisse" für das fliegende Personal der AUA gebe, wäre die Gewerkschaft bereit, die Kündigung des Tyrolean-KV wieder zurückzunehmen, verspricht Winkler. Bei Tyrolean sind von der KV-Kündigung rund 950 Mitarbeiter betroffen. Die am 15. Februar von der Arbeitgeberseite ausgesprochene einseitige Kündigung des AUA-KV-Bord betraf rund 2400 Beschäftigte. Die AUA verlangt bis 5. April umfangreiche Kosteneinsparungen beim fliegenden Personal und bereitet als Alternative den Übergang des AUA-Flugbetriebs zu Tyrolean - mit automatischer Eingliederung in den Tyrolean-KV - vor.

47 Millionen Euro an Einsparungen geboten

Bisher verhandelte der AUA-Betriebsrat über neue Konditionen mit dem AUA-Management, am Mittwoch habe sich die vida eingeschaltet, so Winkler in einer schriftlichen Stellungnahme. Betriebsrat und Gewerkschaft hätten der AUA-Geschäftsführung Einsparungseffekte im Wert von bis zu 47 Mio. Euro angeboten. Dazu hätten längere Flugzeiten, eine "Streckung" der jährlichen Inflationsanpassung und der Biennalsprünge sowie ein Umstieg vom leistungs- auf ein beitragsorientiertes Modell bei der Alterssicherung beitragen sollen. Außerdem hätten die Arbeitnehmer den Umstieg des Bordpersonals in einen günstigeren "AUA-KV neu" angeboten, schreibt Winkler.

Die betroffene Tyrolean-Belegschaft fühlt sich von der Gewerkschaft nicht gut vertreten. "Dass Sozialpartner gegen den Willen der Belegschaft, die sie angeblich vertreten, die Arbeitsgrundlage entreißen, ist in Österreich einmalig und stellt unseres Erachtens die gesamte Einrichtung 'Gewerkschaft' in Frage. Wir werden selbstverständlich gegen die Kündigung unseres Kollektivvertrages vorgehen. (AUA-Vorstandsvorsitzender) Jaan Albrecht hat seine Unterstützung zugesichert", schreibt Alexandra Patzal vom Betriebsrat des fliegenden Personals bei Tyrolean.

AUA: "Andere fliegen auch ohne KV gut"

Die AUA bleibt auch nach der Kündigung des Tyrolean-Bord-Kollektivvertrages durch die Gewerkschaft bei ihrem Plan, den Flugbetrieb der AUA in ihre Regionalflugtochter überzuführen. Der Schritt der Gewerkschaft "verwundert uns etwas, behindert uns aber auch nicht", sagte AUA-Sprecher Peter Thier. So oder so würden die Mitarbeiter "gute Arbeitsbedingungen vorfinden" und auch Emirates oder Niki (flyniki) "fliegen ohne Kollektivvertrag gut".

(APA)

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