Zu wenig Eier: Backwaren werden teurer

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Mit dem Verbot der konventionellen Käfighaltung ist das Angebot an Eiern auch in Österreich knapper geworden. Die Preise in der Industrie explodieren. Große Bäckereiketten denken über Preiserhöhungen nach.

Wien/Hie. Um sein Osterei braucht sich heuer wohl niemand zu sorgen. 70 Millionen Eier werden hierzulande jedes Jahr am Osterwochenende vertilgt, so die Daten der Agrarmarkt Austria Marketing. Davon würden 50 Millionen Stück bereits gekocht und gefärbt verkauft. Dieser Bedarf sei gedeckt: „Für den Lebensmittelhandel stehen reichlich Eier zur Verfügung“, sagt Benjamin Guggenberger, Geschäftsführer der Österreichischen Frischeier Erzeugergemeinschaft.

Anders sieht es in der Nahrungsmittelindustrie aus: Betriebe, die Eier weiterverarbeiten – wie etwa Bäcker –, haben es schon mit Engpässen auf dem Eiermarkt zu tun. Seit Anfang 2012 ist nämlich die herkömmliche Käfighaltung von Legehennen EU-weit verboten. Österreich hat das Verbot bereits 2009 umgesetzt, einige Länder haben später nachgezogen. 13 EU-Staaten, darunter auch große Länder wie Italien, Spanien und Polen, haben das Verbot verschlafen und halten nach wie vor mindestens 50 Millionen der rund 330 Millionen Hühner in den verbotenen Käfigen. Diese Eier dürfen zwar in den jeweiligen Staaten verkauft, aber nicht mehr ins Ausland exportiert werden. Tschechien stellt erst jetzt um, was das Angebot weiter verknappt. Mit dem Resultat, dass die Preise anziehen. Tschechische Verbraucher reisten sogar extra nach Deutschland, um an günstigere Eier zu kommen.

Besonders die Industrie stöhnt: Kostete ein Kilo Industrieeier (etwa 18 bis 20 Stück) im Sommer noch 40 Cent, seien es jetzt zwischen 1,40 und zwei Euro, so Benjamin Guggenberger, Geschäftsführer der Österreichischen Frischeier-Erzeugergemeinschaft. Und das wird auch der Konsument spüren: „Die Ware muss teurer werden. Irgendjemand muss das bezahlen“, so Guggenberger.

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Preissteigerungen im Supermarkt erwartet

Die Handelsketten haben mit den Erzeugern langfristige Verträge. So sind die Eierpreise im Lebensmittelhandel in den letzten zwei Jahren stabil geblieben. Über kurz oder lang würden Eier aber auch im Supermarkt teurer.

Und auch die Preissteigerungen für Kuchen, Golatschen und Co. werden wohl nicht lange auf sich warten lassen. So meint etwa Bernhard Ölz, geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigen Kette: „Wir sind von den massiven Preissteigerungen stark betroffen und müssen daher die Auswirkungen bei unseren Produkten im Detail prüfen.“ Ölz verbraucht jedes Jahr rund 30 Millionen Eier aus Bodenhaltung. Auch bei Ströck ist es laut Geschäftsführer Philipp Ströck schwierig, Ware zu bekommen: „Es reicht nicht. Im Moment geben wir noch nichts an unsere Kunden weiter, aber in absehbarer Zeit wird es schon Preissteigerungen geben.“ Ähnliches ist von Ankerbrot zu hören: „Wir registrieren die steigenden Preise und befürchten, dass das noch nicht das Ende war“, sagt Sprecherin Doris Mülleder. Höhere Kosten habe man also bereits. Man prüfe aber noch, was das für Auswirkungen hat. Wie Ströck verwendet auch Anker nur österreichische Eier aus Bodenhaltung.

Österreicher verbraucht 233 Eier pro Jahr

Für den Konsumenten ist allerdings nicht immer klar ersichtlich, woher die Eier kommen, die er isst. Deshalb fordern die Vertreter der Lebensmittelproduzenten eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, in denen Ei enthalten ist – auch in der Gastronomie: „Wenn das Ei in der Panier vom Schnitzel verschwindet, sind dem Konsumenten die Hände gebunden“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski.

Die Österreicher verbrauchen etwa 233 Eier pro Jahr und Kopf. Mit 67Prozent kommen die meisten im Lebensmittelhandel gekauften Eier aus Bodenhaltung (siehe Grafik). 77Prozent der in Österreich konsumierten Eier stammen auch aus Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2012)

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