AUA: "Leasing-Piloten, wenn alle Stricke reißen"

UNIFORMEN
UNIFORMEN(c) AP (Hans Punz)
  • Drucken

Die Lufthansa-Tochter trifft Vorbereitungen für einen Massen-Abgang. Kommt der Tyrolean-KV, könnten laut AUA-Betriebsrat bis zu 300 Piloten gehen.

Die österreichische Lufthansa-Tochter AUA dürfte bereits einem Massen-Abgang von Piloten vorbauen. Das Management plant laut Bord-Betriebsratschef Karl Minhard Leasing-Piloten einzusetzen, um einem im Sommer drohenden "Riesenproblem" Herr zu werden. Die AUA schrieb in einem internen Papier, sie gedenke, Piloten "hereinzuleasen". AUA-Sprecher Michael Braun bestätigte der APA, der Einsatz von Leasing-Piloten sei denkbar. "Doch nur wenn es zwingend und dringend notwendig würde, wenn alle Stricke reißen".

So einfach sei das aber nicht, sagt Betriebsrat Minhard: "Wenn sie einen Fremden fliegen lassen, müssen sie mit mindestens drei Monaten rechnen." Fingen sie jetzt an, hieße das einen Ersatz frühestens im August. Für den Fall, dass einem Copiloten nach 18 Jahren ein neuer Kapitän von außen hineingesetzt würde, warnte Minhard außerdem vor einer "Meuterei" wie seinerzeit bei Swissair/Crossair. Da sei es sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen. "Die haben sich fast zerfetzt damals." Nun werde gefürchtet, dass das bei der AUA in die gleiche Richtung geht.

"200 bis 300 Piloten verlassen Unternehmen"

Die AUA droht wohl den ganzen Sommer über, in Probleme beim Flugbetrieb zu schlittern, wenn es beim zwangsweisen Umstieg des AUA-Kollektivvertrags in den billigeren Tyrolean-KV und damit zu Massen-Abgängen von AUA-Piloten kommt. Sobald der AUA-Aufsichtsrat am 5. April den Betriebsübergang beschließt, könnten die Mitarbeiter mit vollen Abfertigungen das Weite suchen - und zwar binnen eines Monats ab Feststellung einer Verschlechterung durch einen erzwungenen Übergang. "Wir rechnen damit, dass dann in einem Monat 200 bis 300 Piloten das Unternehmen verlassen", sagte Minhard.
"Das heißt die AUA steht am Boden. Das ist fast wie ein Konkurs" warnte Minhard. Er sprach von einem "Bauchfleck, der die AUA in der Substanz bedroht. Wir sehen diesem Vorhaben mit größter Sorge entgegen."

Derzeit gebe es im Konzern keinen Pilotenmangel, sondern sogar wieder einen Überhang, etwa durch 50 Tyrolean-Teilzeitpiloten, betonte die AUA. Die Airline beschäftigt zur Zeit mehr als tausend Piloten, unter ihnen knapp 350 nach dem teuren AUA-KV alt und 440 nach dem billigsten KV, dem der Regionaltochter Tyrolean.

"Klagsflut" droht

"Wenn am Donnerstag der Betriebsübergang beschlossen wird, dann laufen Fristen an. Damit wird eine Klagsflut einhergehen. Wir werden Feststellungsklagen einbringen", kündigte Minhard an. Schon in den vergangenen Tagen hätten 60 Piloten um ihre Abfertigung angesucht. Sechs Personen - vier davon krankheitsbedingt - seien berücksichtigt worden, bei allen anderen sei das von der AUA gestoppt worden.

Klagen würde der Betriebsrat in enger Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft vida einbringen, kündigte Minhard an. Details wollte er vorläufig nicht nennen, aber er kann sich vorstellen, dass die Causa wahrscheinlich über den Instanzenzug über die nationalen Gerichte hinaus bis zum Europäischen Gerichtshof (EuGH) geht. Er verwies auf bisherige EuGH-Judikatur und europäische Richtlinien, wonach ein Betriebsübergang (in dem Fall in Österreich das AVRAG/Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz) da sei, Mitarbeiter zu schützen und nicht missbraucht werden dürfe, um schlechtere Bezahlungen zu erzwingen.

"Alle Fragen werden ein rechtliches Nachspiel haben, das Unternehmen wird in den nächsten Jahren mit Klagen befasst sein", so Minhard - und teure Rückstellungen dafür bilden müssen. Noch ist der Betriebsrat der Hoffnung, dass wieder verhandelt wird. Seit Mittwoch voriger Woche war dies unterblieben.

Alternatives Sparprogramm

Auf Basis der bestehenden Regeln im Kollektivvertrag (der von der AUA ja aufgekündigt ist), hat der Bord-Betriebsrat sein eigenes Einspar-Angebot formuliert: Während die Vorstands-Forderung im gesamten 220-Millionen-Sparpaket für die AUA dem fliegenden Personal 13,2 Millionen Euro abverlange, laute das Verhandlungsangebot des Bord-Betriebsrates auf 14 Millionen Euro im ersten Jahr plus 33 Millionen Euro Einmaleffekt - letzteres durch angebotene spätere Piloten-Pensionierungen durch Auflösung von Rücklagen. Generell bieten die Piloten auch an, länger zu fliegen und dazwischen auf Freizeit-Zeiten zu verzichten.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Arbeitskampf: "Der AUA droht ein Bauchfleck"

Bordbetriebsratschef Minhard kündigt bei einer weiteren Eskalation des Streits eine Klageflut an und fürchtet ein Chaos im Sommerflugverkehr.
Betriebsversammlung bei Austrian Airlines
Österreich

Das 47-Millionen-Einsparangebot der AUA-Bordcrews

Das Bordpersonal will länger fliegen, weniger Freizeit und später in Pension gehen. "Große Brocken", wie die Belegschaft findet.
bietet ihren Piloten bdquoGolden
Österreich

AUA bietet ihren Piloten „Golden Handshakes“ an

Etwa 50 Piloten wollen sofort gehen und die Airline reduziert so die Kosten. Alle gehören der Gruppe jener 338 Piloten an, die noch den alten, besonders lukrativen Kollektivvertrag besitzen.
Österreich

Tyrolean-Betriebsrat: „Wir wollen unseren KV zurück“

Die Fronten zwischen der Arbeitnehmervertretung der AUA-Tochter und der Gewerkschaft Vida sind hart. Eine Konzern-KV als Kompromiss?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.