Das 47-Millionen-Einsparangebot der AUA-Bordcrews

Betriebsversammlung bei Austrian Airlines
Betriebsversammlung bei Austrian Airlines(c) dapd (Hans Punz)
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Das Bordpersonal will länger fliegen, weniger Freizeit und später in Pension gehen. "Große Brocken", wie die Belegschaft findet.

Auf 47 Millionen Euro beläuft sich das aktuelle Einspar-Angebot der Bord-Belegschaft in den Verhandlungen ums überlebenswichtige Sparpaket bei der AUA. Davon sind freilich 33 Millionen nicht nachhaltig, sondern durch Auflösungen von Pensionsrückstellungen nur einmal wirksam. Trotzdem glaubt der Bord-Betriebsratschef Karl Minhard, dass seine Gruppe damit ihren Teil der Forderungen erfüllt, die die Lufthansa als Sanierungsvorgaben zur 140-Millionen-Rekapitalisierung der AUA aufgestellt hat. Die Bord-Crews wären bereit, länger zu fliegen, bei den Einsatzzeiten saisonal flexibler zu sein und auch später in Pension zu gehen. "Große Brocken", wie die Belegschaft findet.

"Unser Angebot: 14 Millionen jährlich, und 33 Millionen Einmaleffekt", sagte Minhard für 1.845 FlugbegleiterInnen und 581 Piloten der AUA heute.

Die Arbeitnehmer-Vorschläge im Detail:

  • Änderung bei Inflationsabgeltung: Bisher jedes Jahr automatisch, hier soll jedes zweite Jahr ausgesetzt sein (bringt 3 Mio. Euro für heuer)
  • Änderung der jährlichen (Annual)- auf Bienalsprünge in Altverträgen: Vorrückungen nur mehr in Zweijahres-Abständen. Einsparung im ersten Jahr: 1,5 Mio. Euro.
  • Höhere Überstundengrenzen: Für jedes zusätzlich kommende Flugzeug würde die Überstundengrenze um 30 Minuten im Monat angehoben/Deckelung bei 2 Stunden im Monat. Jahres-Ersparnis: 1,5 Millionen.
  • Weitere 5 Millionen Euro Sparpotenzial brächten Arbeitszeit-Reformen, argumentiert der Betriebsrat. Weil es im Flugbetrieb mit 365 Tagen im Jahr kein Wochenende im herkömmlichen Sinn gibt, sind es bei der AUA 120 freie Tage im Jahr oder 10 im Monat. Um der "Saisonalität" Rechnung zu tragen, würde man in den Sommermonaten mit viel Flugverkehr weniger freie Tage konsumieren, im Winter dafür mehr. Laut Minhard kennt etwa Air Berlin für die dortigen Crews 132 freie Tage im Jahr.
  • Reduzierung der freien Tage nach Langstreckeneinsätzen um einen Tag. Kürzere Mindestaufenthaltszeit auf Langstrecken (Außenstationen).
  • Erhöhung der maximalen Flugstunden: Und zwar im Monat von 90 auf 93 Stunden, auf bis zu 250 Stunden im Quartal und von derzeit 800 auf 900 Stunden im Jahr.
  • Piloten später in Pension: In den AUA-Altverträgen gilt momentan ein Pensionsalter von 61,5 Jahren. Vorschlag: Erhöhung auf 63 Jahre. (Jährliche Einsparung: 3 Mio. Euro).
  • Einmaleffekt durch Auflösung der entsprechenden Rücklagen in der Pensionskasse und Umbuchung ins Eigenkapital: 33 Mio. Euro.

Die AUA hatte 2010 rund 2,2 Mrd. Euro Betriebsaufwand. Davon waren 417 Mio. Euro Personalaufwand, und davon wieder 141 Mio. Euro fürs fliegende Personal: 80 Millionen für Piloten, 61 Mio. Euro für Stewardessen. "Wegen einer Personalkostenersparnis von einem Prozent des gesamten Aufwands veranstaltet der Vorstand diesen Zinnober?", fragt sich der Bord-Betriebsrat. "Selbst wenn wir um die Hälfte fliegen würden, wäre die AUA damit nicht sanierbar".

Minhard sah sich heute genötigt, sich gegen "Kampagnen" gegen fürstliche Pilotengehälter bei der AUA zu wehren: Schon seit 2004 gelte ein "KV neu", mit einem Piloten-Einstiegsgehalt von 2.380 Euro brutto und 11.460 Euro in der 21. Kapitänsstufe (wofür man 35 Jahre brauche). "Wir liegen damit im unteren Schnitt vergleichbarer Airlines, darunter Swiss, Lufthansa, Air France und British Airways). Die Piloten haben ausgerechnet, dass ein AUA-Pilot seinen Passagier im Schnitt nicht mehr koste als der Kaffee vor dem Abflug (3,99 Euro).

In eigener Sache stellte Minhard am Freitag fest, dass jeder der behaupte, er selber würde sich jetzt im AUA-KV-Konflikt samt Abfertigung verabschieden, schlichweg lüge.

(APA)

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