An Luigi Moneti« kam in Österreich niemand vorbei

(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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Ludwig Scharinger baute in Oberösterreich sein Raiffeisenreich – nicht immer zur Freude von Generalanwalt Christian Konrad. »König Ludwig« hatte stets ein ambivalentes Verhältnis zu Raiffeisen in Wien.

27 Jahre stand er an der Spitze der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Freitagabend wurde mit einem rauschendem Fest im Linzer Raiffeisengebäude die Machtübergabe von Ludwig Scharinger an Heinrich Schaller gefeiert. Alles, was in Oberösterreich Rang und Namen hat, war da. Wer nicht nach Linz kommen konnte, schickte Videobotschaften – von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) abwärts, der auch gern die legendären Sommerfeste der RLB OÖ in Wien besuchte.

An „König Ludwig“ oder „Luigi Moneti“ kommt in Österreich keiner vorbei. Er hat die RLB OÖ von einer biederen Bauernbank zur größten Regionalbank gemacht. Die Bilanzsumme kletterte um das 20-fache von 1,6 auf 32 Milliarden Euro. Die Bank besitzt 525 Beteiligungen, die noch einmal 4,9 Milliarden Euro erwirtschaften.

Scharinger hat in Oberösterreich mehr Macht als der Landeshauptmann. Immer wenn es im Land ob der Enns darum ging, einen Industriekonzern vor feindlichen Investoren zu schützen, eilte Scharinger zu Hilfe. Als Frank Stronachs Magna-Konzern die Voestalpine übernehmen wollte, stellte der Banker ein „Österreich-Konsortium“ auf. Seitdem ist Raiffeisen der größte Aktionär des Linzer Stahlkonzerns. Als der Börsegang der oberösterreichischen Energie AG platzte, sprang Scharinger mit befreundeten Investoren ein. Erst vor wenigen Tagen sicherte sich Raiffeisen ein Aktienpaket am Aluminiumkonzern Amag.

Scharinger führte die fünftgrößte Bank Österreichs mit eiserner Hand. Hier wird sein Nachfolger andere Akzente setzen. „Ich bin ein Teamplayer“, sagt Schaller im Interview mit der „Presse am Sonntag“. Schaller war zuvor Chef der Wiener Börse. Ihm wird zugetraut, dass er seinem Vorgänger die Stirn bieten kann. Das wird auch notwendig sein. Denn der 70-jährige Patriarch Scharinger zieht sich nicht in die Pension zurück, sondern er bleibt der Bank als Konsulent erhalten. Gerüchten zufolge sollte er ein neues Büro im Linzer „Blumau Tower“ beziehen, was er aber entschieden ablehnte. „Da müsst ihr mich erschießen und raustragen“, sollen seine Worte gewesen sein. Schließlich wurde ihm ein Arbeitsplatz im obersten Stock des Raiffeisengebäudes eingerichtet – fünf Etagen über Schallers Büro. „Ich werde nicht einer sein, der zu Hause irgendwo den Bauch in die Sonne hält“, betont Scharinger.

Das Giebelkreuz in den Genen.
Der neue Generaldirektor hatte das Giebelkreuz in den Genen. Sein Vater, Karl Schaller, saß von 1949 bis 1973 im Chefsessel der Landesbank: „Ich habe das Raiffeisenzeichen durch meinen Vater schon mit der Geburt kennengelernt. Das ist ein großer Vorteil.“ Schaller war 13 Jahre alt, als seine Eltern bei einem Unfall verunglückten. An die Ära seines Vaters erinnert das „Schaller-Haus“, ein historisches Gebäude neben dem Glas- und Betonpalast der Landesbank, das jetzt als Kulturzentrum genutzt wird.

Scharinger hatte stets ein ambivalentes Verhältnis zu Raiffeisen in Wien. Mit Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad soll er nicht gerade ein enge Freundschaft pflegen. Konrad baute in Wien und Niederösterreich ein eigenes Industrieimperium auf, Scharinger tat das Gleiche in Oberösterreich. Schaller dagegen wird eine gute Gesprächsbasis zu Konrad und den Wiener Giebelkreuzern nachgesagt. Scharinger bezeichnete Schaller auch deshalb als Wunschkandidaten, weil dieser mit den Wiener Netzwerken vertraut sei. Das sei „wichtig, wenn man die Eigenständigkeit erhalten will“.

Ein radikaler Strategiewechsel ist bei Raiffeisen OÖ dennoch nicht zu erwarten, Schaller dürfte aber an der Stellschraube drehen. Er wird das unübersichtliche Netzwerk an Beteiligungen straffen und mit den Grabenkämpfen im Raiffeisensektor aufhören. Mit fast diebischer Freude nahm Scharinger anderen Landesbanken Kunden weg. Er kaufte die Salzburger Hypobank, was ihm die Salzburger Raiffeisenbanken nie verziehen haben. In Wien ließen sich die Oberösterreicher in bester Innenstadtlage, neben Oper und Albertina, nieder. Feixend erzählte Scharinger, dass die Wiener im Gegenzug eine Liegenschaft in Linz kauften: „Aber das war nix. Wir haben sie ihnen abgekauft.“

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