OMV-Chef Roiss fordert EU-Strategie für Schiefergas

Schiefergasförderung
Schiefergasförderung(c) REUTERS (Kacper Pempel)
  • Drucken

OMV-Chef Roiss will bei der Erschließung von Schiefergasvorkommen weg von nationalen Strategien.

OMV-Chef Gerhard Roiss fordert eine europäische Strategie bei der Erschließung von Schiefergasvorkommen ("Shale Gas"). In den USA sei der Gaspreis aufgrund des Abbaus von Schiefergas massiv gefallen. Dadurch profitiere auch die US-Industrie, die billiger produzieren könne. "Der Impact von Shale Gas auf die Wirtschaft ist big", erklärte Roiss bei einem Vortrag am Dienstagabend in Wien. Auch China sei bei seiner Shale-Gas-Strategie weiter als Europa, wo in elf Ländern Lizenzen vergeben werden sollen. Europa tue sich schwer und setze auf die einfachste Lösung, nämlich nationale Strategien, kritisierte Roiss.

Die Frage sei, ob man im internationalen Wettbewerb auf das unkonventionelle Schiefergas verzichten könne? "Wie viele Arbeitsplätze kostet das in zehn Jahren?", fragte der OMV-Chef. Gleichzeitig stellte er klar, dass man das Heben dieser unkonventionellen Gasvorkommen nicht gegen die Bevölkerung durchführen könne. Diese müsse informiert werden, was aber auf EU-Ebene geschehen solle.

"Fossile Energie bleibt Hauptenergieträger"

Die OMV setze auch in Zukunft vor allem auf die Primärenergiequellen Öl und Gas, wobei der Öl-Anteil zugunsten von Gas zurückgehen werde. Auch in Zukunft werden diese zwei fossilen Energieträger mehr als 50 Prozent des Energiebedarfes abdecken. Dabei machte der OMV-Chef auf einen "gigantischen Widerspruch" bei den Prognosen für den Gasbedarf in den kommenden zwanzig Jahren aufmerksam. Während die Internationale Energieagentur (IEA) die Zunahme des Gasbedarfs um rund 20 Prozent prognostiziert, sieht die EU-Roadmap einen Rückgang um 20 Prozent vor. Roiss zufolge haben unterschiedliche Lobby-Gruppen wie etwa die Atom- oder Kohlelobbyisten für dieses "unrealistische Bild" gesorgt.

In Europa sei der Gasbedarf in den vergangen 20 Jahren um 40 Prozent gestiegen, in den letzten Jahren gab es aber einen leichten Rückgang wegen der Wirtschaftskrise und eines milden Winters. Derzeit verbraucht Europa jährlich rund 550 Mrd. Kubikmeter Gas, bis 2020 dürften weitere 50 bis 80 Mrd. m3 dazukommen. Gleichzeitig gehe die europäische Produktion zurück, sodass sich eine große Lücke auftue. Um dieses Probleme zu lösen, gibt es Roiss zufolge nur die Möglichkeit, die Abhängigkeit von Russland zu erhöhen oder neue Felder zu erschließen, was aber zumindest 10 Jahre Zeit in Anspruch nehme.

Einstieg in zweite Generation erneuerbarer Energie

Gas hat laut Roiss eine Brückenfunktion auf dem Weg zur wirtschaftlichen Nutzung von Erneuerbaren Energien. So seien die weltweiten Gasvorkommen in einem ausreichenden Maße vorhanden und würden für 200 Jahre reichen, wobei zwei Drittel der Vorkommen auf unkonventionelles Gas wie Schiefergas entfielen. Die OMV wolle aber erst in die zweite Generation der erneuerbaren Energie einsteigen. Große Hoffnung gebe es für die Stromgewinnung aus Wasserstoff, der wiederum durch Gas erzeugt werde, schilderte der OMV-Chef.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Ein „Gasland“ mit Hindernissen

Niederösterreich. Die OMV will mit neuen Methoden ein Gasfeld erschließen, das den heimischen Bedarf 30 Jahre decken könnte. Könnte – denn Bürger und Politik bremsen.
Österreich

Druck, Sand und Maisstärke: Wie Gas aus dem Stein wird

Warum die Förderung von Schiefergas kompliziert ist – und wie die Zukunft aussehen könnte.
Kritik SchiefergasErschliessung Hype
Österreich

Kritik an OMV: "Schiefergas-Erschließung ist ein Hype"

Die Alternativenergie-Anbieter fordern ein Verbot. Dass Österreich von Gasimporten unabhängig werde, sei eine Milchmädchenrechnung.
To match Insight POLAND-SHALEGAS/
Österreich

Studie zu Schiefergas: "Bedenken beruhen auf Mythen"

In Polen gibt das Staatliche Geologische Institut grünes Licht für den Abbau von Schiefergas. Dieser wird auch in Niederösterreich erwägt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.