Österreich: Verheddert in der Steuerschraube

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Laut der Studie "Paying Taxes 2012" sind Unternehmen nur in wenigen Ländern der Welt so hoch mit Steuern und Abgaben belastet wie in Österreich. Das senkt die Standortqualität stark, meinen Experten.

Wien. Österreich ist nicht nur für Einkommensbezieher ein extremes Hochsteuerland, auch Unternehmen sind – trotz moderater Körperschaftsteuer – insgesamt mit Steuern viel stärker belastet als andere europäische Länder. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Steuerstudie „Paying Taxes 2012 – The global picture“ hervor, die vom Wirtschaftsprüfungskonzern PricewaterhouseCoopers (PwC), der Weltbank und der International Finance Corporation erstellt wurde.

Standortattraktivität leidet

Für die Studie wurde ein „Musterunternehmen“ konstruiert, für das dann die Gesamtsteuerbelastung und die Belastung, die durch die Bezahlung dieser Śteuern entsteht (Anzahl der Steuerzahlungen, Zeitaufwand für die Erstellung der Unterlagen) errechnet wurde. In die Berechnung der Steuerzahlungen wurden alle Steuern und Abgaben, die dieses Musterunternehmen im jeweiligen Land zu leisten hat – von der Körperschaftsteuer über die Unternehmeranteile bei den Sozialabgaben (Lohnnebenkosten) bis hin zur Mineralölsteuer (für den Fuhrpark) – herangezogen.

In diesem Szenario schneidet Österreich mit dem 78. Platz unter 183 untersuchten Ländern ziemlich blamabel ab. 77 Länder wären in puncto Gesamtsteuerbelastung für Unternehmen demnach attraktiver.

Friedrich Rödler, Senior-Partner von PwC Österreich, relativiert das im Gespräch mit der „Presse“ freilich ein wenig: Die Steuern seien nur einer von mehreren Faktoren für die Standortqualität. In den Gesamtrankings der Attraktivität für Investoren liege das Land wesentlich besser. Allerdings, so Rödler, zeige die Studie, wo Österreich in Sachen Standortqualität den allergrößten Erneuerungsbedarf habe. Nämlich bei den Steuern und Abgaben.

Im Gesamtranking der Steuerattraktivität liegen Steuerparadiese wie etwa die Malediven (Platz eins) und ölreiche Golfstaaten wie Qatar (Platz zwei) ganz vorn. Dahinter folgen aber schon asiatische Wirtschaftsmetropolen wie Hongkong (Platz drei) und Singapur (Platz vier). Allen gemeinsam ist das weitgehende Fehlen von steuer- oder abgabenfinanzierten Sozialsystemen, die in den Industriestaaten einen substanziellen Teil der Steuer- und Abgabenbelastung ausmachen. Der Vergleich mit solchen Ländern ist also wenig aussagekräftig.

Allerdings ist Österreich auch unter vergleichbaren Ländern für Unternehmen ein ausgeprägtes Hochsteuerland. Bei der Höhe der gesamten zu zahlenden Steuern (in Prozent des Gewinns) liegt die Alpenrepublik in der EU mit 53,1 Prozent (siehe Tabelle) auf dem nicht gerade berauschenden 22. Platz. Und damit recht deutlich hinter Deutschland, das mit 46,7 Prozent Gesamtsteuerbelastung auf Rang 17 liegt.

Interessant. Obwohl der Körperschaftsteuersatz in Österreich bei 25 Prozent liegt, würde das Musterunternehmen hier nur 15 Prozent des Gewinns an Gewinnsteuern abführen. Als wirklich harter Brocken schlagen dagegen die unter Lohnnebenkosten zusammengefassten Abgaben zu Buche, die dem Musterunternehmen 34,8 Prozent des Gewinns „wegfressen“ würden.

Hier sollte man auch bevorzugt ansetzen, meint Rödler. Die Gesamtbelastung sei nur durch eine deutliche Senkung dieser Lohnnebenkosten herunterzubekommen. Da müsste übrigens nicht allzu kräftig ins Sozialsystem geschnitten werden: Der Rechnungshof ortet beispielsweise im teilweise aus Lohnnebenkosten finanzierten Gesundheitswesen substanzielle Einsparungspotenziale durch eine Reform.

Blamabler Platz 147

Bei der gesamten Steuer- und Abgabenbelastung liegt Österreich unter den 183 untersuchten Staaten übrigens auf Rang 147. Dass es das Land in der Endabrechnung doch noch auf den 78. Platz und damit unter die ersten hundert geschafft hat, liegt daran, dass die Steuereinhebung unbürokratischer als in anderen Ländern läuft. Besonders die Möglichkeit, die Steuererklärung elektronisch einzureichen, hat das Land deutlich nach vorn gebracht.

(c) Die Presse / HR

Um im internationalen Steuerwettbewerb bestehen zu können, ist das aber zu wenig, meint Rödler. Wobei auch in der Administration noch Verbesserungspotenzial vorhanden sei. Etwa durch eine Reduktion der Anzahl der Steuerzahlungen oder durch die Abschaffung von lästigen „Nebensteuern“ wie etwa der Werbeabgabe.

Auf einen Blick

Österreich gehört auch für Unternehmen zu den absoluten Hochsteuerländern: Insgesamt gehen mehr als 50 Prozent des Gewinns für Steuern und Abgaben drauf, in einem von PricewaterhouseCoopers erstellten globalen Ranking der Abgabenbelastung liegt die Alpenrepublik damit nur auf Rang 147 von 183 untersuchten Ländern.

Besonders kräftig schlagen die Lohnnebenkosten zu Buche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2012)

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