Nach Aussage seines Anwalts wurde Elsner wegen Herzrhythmusstörungen für nicht verhandlungsfähig erklärt. Richter Böhm zeigt sich verärgert.
Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner wird heute nicht zum zweiten BAWAG-Strafprozess kommen: Wie sein Anwalt Tassilo Wallentin kurz vor Beginn der Verhandlung sagte, habe sein Mandat Herzrhythmusstörungen. Deswegen sei er vom behandelnden Arzt im Wilhelminenspital, Kurt Huber, für verhandlungsunfähig erklärt worden. Dafür habe er eine Bestätigung des behandelnden Kardiologen Professor Kurt Huber. Elsners Ehefrau Ruth erläuterte, dass eine Herzuntersuchung (Szintigrafie, Anm.) gezeigt habe, dass sich der Gesundheitszustand ihres Mannes verschlechtert habe.
Elsners zweiter Anwalt Jürgen Stephan Mertens bot an, der Gerichtsgutachter könne den behandelnden Arzt Huber selber dazu befragen. Elsner hätte heute am vierten Prozesstag erstmals auf der Anklagebank im Wiener Straflandesgericht Platz nehmen sollen. Ob er in einer späteren Verhandlung teilnehmen könne, sei derzeit unklar, so sein Anwalt.
Richter verärgert
Richter Böhm zeigte sich über die Mitteilung erst zu Verhandlungsbeginn verärgert. Wenn Elsner seit vergangenem Donnerstag im Spital liege, warum das Gericht nicht früher informiert worden sei? "Das hätte man schon im Vorhinein nicht nur der Presse, sondern auch dem Gericht bekanntgeben können", meinte er. Elsner sei höchst interessiert, am Prozess teilzunehmen, aber "der behandelnde Arzt lässt ihn einfach nicht raus", sagte Wallentin. Elsner halte sich also an den ärztlichen Rat, er könnte ihn ja auch ignorieren, sinnierte der Richter.
Elsner solle morgen, Donnerstag, zu Gericht kommen, machte der Richter einen neuen Versuch. Mit dem Verzicht auf die formellen Ladungsfristen zeigten sich die Anwälte einverstanden. Professor Huber sei entgegen der Ankündigung der Anwälte doch nicht telefonisch für den Gerichtsgutachter erreichbar, teilte der Richter nach einer kurzen Pause mit.
Ruth Elsner: "Mein Mann wollte kommen"
"Mein Mann will sich dem Verfahren keineswegs entziehen", versicherte Ruth Elsner am Mittwochnachmittag. Wie Frau Elsner erklärte, habe ihr Ehemann "bis zuletzt gehofft, dass er kommen kann. Mein Mann wollte bei Gericht zu Gehör bringen, was schon längst gesagt gehört. Er hat dem Termin hingefiebert, damit er endlich persönlich Stellung beziehen kann. Aber er liegt aufgrund schwerer, offensichtlicher Herzprobleme nach wie vor im Spital, und die ärztlichen Gutachten sprechen eine eindeutige Sprache".
Elsner ist beim laufenden zweiten BAWAG-Strafprozess nur wegen der Subsidiaranklage der privatbeteiligten BAWAG angeklagt. Die Bank möchte sich von Elsner die Pensionsabfindung von rund sechs Millionen Euro zurückholen und erhofft sich durch die Klage Unterstützung für den Zivilrechtsweg. Die Staatsanwaltschaft hingegen hatte aus prozessökonomischen Gründen auf eine neuerliche Anklage verzichtet, da der frühere Bank-Chef schon rechtskräftig zu zehn Jahren Haft, der Höchststrafe für die vorgeworfenen Delikte, verurteilt ist. Davon hat er viereinhalb Jahre abgesessen, die Untersuchungshaft einberechnet.
Weil Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner (77) nun an TBC leidet, ist der Verhandlungsplan gekippt. Frühestens ab 6. August könnte der an einer Nebenfront angeklagte Ex-Bankchef auf der Anklagebank Platz nehmen.