Ex-Vorstand Kreuch: "Habe Weg als vernünftig angesehen"

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Kreuch hatte ein "korrektes" Verhältnis zum damailgen Generaldirektor Elsner(c) APA/HELMUT FOHRINGER (Helmut Fohringer)
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Der ehemalige-Vorstand leistete keinen Widerstand gegen Fortsetzung der Flöttl-Spekulationen. Er orientierte sich auch am Aufsichtsratschef Weninger.

Aus Sicht von Hubert Kreuch, seit 1991 im Bawag-Vorstand für das Filial-Geschäft zuständig, verliefen die Karibik-Sondergeschäfte von Wolfgang Flöttl "bestens, nicht auffällig", bis Helmut Elsner am 23. Oktober 1998 in einem Extrazimmer in München dem Vorstand berichtete, das gesamte Investment mit Flöttl sei "den Bach runtergegangen", wie sich Kreuch am Mittwoch in seiner Beschuldigteneinvernahme erinnerte.

Bei der Vorstandssitzung am 26. Oktober 1998 habe er einem Grundsatzbeschluss - Übertragung des Flöttl-Vermögens an die Bawag, Fortsetzen der Spekulationsgeschäfte mit Flöttl - zugestimmt, "weil ich das damals als Weg gesehen habe, dass die Bank nicht zu Schaden kommt". Er habe "das als vernünftig angesehen".

Verluste durch Flöttl-Vermögen abgedeckt

Insgesamt habe er Flöttl damals auf "etwa ein bis 1,2 Milliarden Euro schwer" eingeschätzt - heute wisse er es besser, räumte Kreuch ein. Aus Sicht Kreuchs waren mit diesen Werten die erlittenen Verluste, die Flöttl angerichtet hatte, jedenfalls abgedeckt, um Flöttl grundsätzlich einen weiteren Liquiditätszuschuss zuzubilligen, "damit er weiter am Markt sein kann".

Entscheidend war für Kreuch, dass auch BAWAG-Aufsichtsratspräsident Weninger keine Einwände gegen diese Vorgangsweise hatte: "Wenn der Eigentümervertreter und Aufsichtsrat Bedenken gehabt hätten, wäre ich bei dieser Lösung nicht mitgegangen."

Disput mit Flöttl-Verteidigern

Dass bereits am 27. Oktober 1998 weitere Bawag-Gelder zu Flöttl flossen, habe er erst "im Prozess erfahren", sagte Kreuch. Wie der Ex-Bawag-Vorstand ex post einräumte, hätten auf jeden Fall die von Flöttl angebotenen Sicherheiten überprüft werden müssen, ehe es dazu kam, was die Bawag jedoch unterlassen hatte.

Zu einem Wortgefecht zwischen Kreuch und Flöttls Verteidigern kam es, als diese zu Flöttls Rolle bei der Krisensitzung im Oktober 1998 nachfragten. Laut Kreuch hat Flöttl seine Überzeugung vermittelt, dass er mit einer Option das Verlustproblem wieder lösen könne, "aber er braucht ein bissi Liquidität, 80 Millionen Dollar". Wie Flöttl all dies darlegen konnte, wenn er doch nur teilweise bei der Sitzung anwesend war, wollte Flöttls Verteidiger Herbert Eichenseder von Kreuch wissen. "Aber Sie haben doch Flöttl erlebt, was er alles in einer Stunde unterbringt", spielte Kreuch auf die schnelle Redeweise des mitangeklagten Spekulanten an.

Kreuch wurde im ersten Rechtsgang zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hob dieses Urteil wegen Feststellungsmängeln im Dezember 2010 zur Gänze auf.

(APA)

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