Elsners Auftritt: Wegen Herzproblemen im Spital

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Helmut Elsner hätte vier Jahre nach seinem ersten Bawag-Urteil wieder vor Gericht erscheinen sollen. Doch dann kam alles anders, von Herzrhythmusstörungen war schon am Dienstag die Rede gewesen

Wien. Die Gerüchte überschlugen sich: Ist es Taktik, um die Haftunfähigkeit, die dem rechtskräftig verurteilten Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner attestiert wird, demonstrativ zu untermauern? Oder sind es doch akute gesundheitliche Probleme? Tatsache ist: Mittwochmorgen, bei der Fortsetzung des Bawag-Prozesses, erklärten Elsners Anwälte, dass ihr bald 77-jähriger Mandant nicht in der Lage sei, zum Prozess zu kommen. Dies sei von Primarius Kurt Huber vom Wilhelminenspital buchstäblich in letzter Minute festgestellt worden.

Von Herzrhythmusstörungen war allerdings schon am Dienstag die Rede gewesen – ein Umstand, der den Schöffensenat nicht gerade erfreute. Dass Elsner nicht komme, hätte man dem Gericht demnach schon früher mitteilen können, beklagte Richter Christian Böhm. Zuletzt „hoffte“ Böhm, dass Elsner, heute, Donnerstag, kurzfristig kommen werde.

Jedenfalls wartete der eigens in den Gerichtssaal bestellte Herzspezialist Leopold Günter Steurer – er war schon im ersten, vom OGH in weiten Teilen aufgehobenen Bawag-Prozess zur Stelle gewesen – vergeblich auf den zu zehn Jahren Haft verurteilten Ex-Bawag-Generaldirektor. Steurers Aufgabe ist es, medizinisch einzugreifen, sollte Elsner Probleme bekommen. Es ist die Bawag P. S. K., die nun in Sachen „Elsner“ in die Rolle der Staatsanwältin schlüpft. Im Bemühen, jene Auszahlung (Abfindung) der Bawag-Betriebspension, 6,8 Millionen Euro, zurückzuerobern, die Elsner Ende 2000 erwirkt hatte, brachte die Bank nämlich eine Subsidiaranklage ein. Sie beantragt damit eine Verurteilung Elsners wegen Betruges. Eine ebensolche Verurteilung war beim ersten Bawag-Prozess auch ergangen, doch hatte der OGH diesen Spruch mit scharfen Worten aufgehoben. Dies – und auch die Tatsache, dass Elsner wegen Untreue im Zusammenhang mit den Spekulationsgeschäften sowieso schon die Höchststrafe erhalten hat – veranlasste die Staatsanwaltschaft, von einer weiteren Verfolgung Abstand zu nehmen. So probiert es die Bawag nun eben im Alleingang.

Da nun Elsner nicht kam, hieß es für das mit Spannung erwartete Duell zwischen ihm und dem nun erneut angeklagten Spekulanten Wolfgang Flöttl: „Bitte warten!“ Dass der Richter Flöttl gleich zu Verhandlungsbeginn vorsorglich bat, ausnahmsweise auf der Vis-à-vis-Seite der Anklagebank Platz zu nehmen, habe aber – so versicherten Anwälte – einzig und allein strafprozessuale Gründe gehabt.

Ex-Freund ein „Dieb“?

Zuletzt sind die beiden einander nichts schuldig geblieben: Elsner stellte Flöttl, seinen einstigen Freund und Vertrauten, als „Dieb“ des verlorenen Bawag-Geldes hin (laut OGH-Urteil betrug der Schaden aus Spekulationen astronomisch anmutende 1,2Milliarden Euro). Flöttl schoss jüngst im Rahmen der Prozessneuauflage zurück: Als das Protokoll einer Elsner-Aussage über den seinerzeitigen Wert der Flöttl-Firma „Ross Capital“ verlesen wurde, wetterte Flöttl: „Das ist eine totale Lüge.“

Indessen stand auch die Einvernahme des früheren Bawag-Vorstandes Christian Büttner auf dem Programm. Der frühere Spitzenbanker, der als Repräsentant der seinerzeitigen Bawag-Großaktionärin „Bayerische Landesbank“ in den Vorstand entsandt worden war, erzählte von jenen entscheidenden Sitzungen im Oktober 1998, in denen die ersten großen Flöttl-Verluste bekannt gemacht worden waren. Er sei als Einziger dafür gewesen, die Verluste „zu nehmen“ – nicht krampfhaft zu versuchen, das Geld mit immer neuen riskanten Spekulationen zurückzuholen. Elsner habe diese Linie aber barsch zurückgewiesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2012)

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