Bawag-Prozess unterbrochen - Zwettler und Elsner krank

BAWAG-PROZESS: ARCHIVBILD JOHANN ZWETTLER / HELMUT ELSNER
BAWAG-PROZESS: ARCHIVBILD JOHANN ZWETTLER / HELMUT ELSNER(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Die beiden ehemaligen Bawag-Chefs konnten nicht zur Einvernahme erscheinen. Der Prozess wird daher am 21. Mai fortgesetzt.

Der fünfte Prozesstag beim zweiten Bawag-Verfahren ist heute recht rasch zu Ende gegangen, nachdem der für Donnerstag erneut geladene Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner aus gesundheitlichen Gründen nicht erschienen ist. Elsner liege im Spital, erklärte Richter Christian Böhm bei der heutigen Verhandlung. Und auch Elsners Nachfolger an der Bank-Spitze, Johann Zwettler, der morgen Freitag als Zeuge geladen war, befindet sich im Krankenhaus. Darum lässt Böhm den morgigen Prozesstag ausfallen und will am 21. Mai mit der Einvernahme von Zwettler den Strafprozess gegen die acht Angeklagten fortsetzen. Am 22. Mai sollen dann die in die Vorgänge vom Oktober 1998 involvierten Anwälte und Bawag-Mitarbeiter als Zeugen befragt werden.

In der dreistündigen Verhandlung am Donnerstag standen vor allem Ex-Bawag-Vorstand Josef Schwarzecker und Ex-Bawag-Wirtschaftsprüfer Robert Reiter dem Gericht Rede und Antwort. Schwarzecker schilderte die hektischen Vorgänge im Oktober 1998, als der Vorstand von den Verlusten des Spekulanten Wolfgang Flöttl durch Elsner informierte wurde. Seiner Darstellung zufolge hatte Elsner das Gesamtpaket für die Sanierung der Flöttl-Verluste geschnürt und in der Sondervorstandssitzung am 26. Oktober präsentiert und zur Abstimmung gebracht. Ex-Bawag-Vorstand Christian Büttner habe sich dabei gegen den Elsner-Vorschlag gestellt und protestiert.

Laut Schwarzecker bestand der Elsner-Plan darin, sich das Flöttl-Vermögen - 78 Kunstwerke und einige Liegenschaften - übertragen zu lassen. Im Gegenzug sollte Flöttl die Verluste von 639 Millionen Dollar durch neue Spekulationsgeschäfte mit Bawag-Geldern wieder wettmachen. Dabei würde Flöttl vorsichtiger agieren als zuvor, wurde Schwarzecker versichert. Letztendlich ging auch das neue Geld bei Flöttls Geschäften verloren.

Prüfer: Ende 1998 von Totalverlust erfahren

Wirtschaftsprüfer Robert Reiter, der 1992 zur Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG gekommen war, war bereits für die Bawag-Bilanz 1993 zuständig. Vom Totalverlust der Flöttl-Geschäfte erfuhr Reiter am 11. November 1998, sagte er aus. Damals wurde er gefragt, ob die liechtensteinischen Stiftungen der Bawag bilanzpflichtig seien. Nach knapp einer Woche habe er Zwettler mitgeteilt, dass dies seiner Rechtsansicht nach nicht nötig sei.

Darüber hinaus sei Reiter auch über das Vermögen von Flöttl, die 78 Gemälde und Liegenschaften, informiert worden. Vom Bawag-Vorstand habe er eine Auflistung der Kunstwerke erhalten, bei zwei der Kunstwerke habe er den vom Vorstand angebenen Wert damals durch eine Internetrecherche überprüft. Dabei habe er nach Bildern der identen Maler und gleichwertigen Gemälden gesucht.

Richter Böhm fragte bei Reiter nach, ob eine Internet-Recherche nicht ungewöhnlich sei? Es habe seit 1993 keinen Anlass gegeben, an den Aussagen des Bawag-Vorstandes zu zweifeln, meinte Reiter. Er habe sich damals die Wertansätze des Vorstandes angesehen und diese stichprobenartig überprüft. Die Anschaffungswerte von Flöttl habe er nicht gekannt, sie hätten für ihn auch keine Relevanz gehabt. Zudem sei er Anfang 1999 nach Zürich geflogen, um sich elf von Ex-Bawag-Sekretär Peter Nakowitz ausgewählte Bilder anzusehen.

Dass damals bei der Bilanzerstellung die Angst vor dem Publikwerden der "Milliardenverluste" der Bank ein Thema war, gestand Reiter nach Vorhalt seiner Aussagen im Vorverfahren ein. Dennoch verteidigte er auch heute seine damalige Vorgehensweise bei der Erstellung der Bilanzen.

(APA)

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