Raiffeisengruppe holt sich ein halbe Milliarde Euro

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Das Projekt soll in mehreren Phasen bis 2014 umgesetzt werden. Die Raiffeisengruppe NÖ-Wien ist die einzige Organisation, bei der es eine Finanzspritze geben wird.

Wien/Höll. In der Raiffeisengruppe gibt es weiteren Kapitalbedarf. Am Sonntag kündigte der neue Obmann der Raiffeisen-Holding, Erwin Hameseder an, dass die Raiffeisenbankengruppe NÖ-Wien bis zu eine halbe Milliarde Euro an Eigenkapital aufbringen wolle.

Das Projekt werde in mehreren Phasen umgesetzt. „2013 und vermutlich 2014“, sagte Hameseder der „NÖN“. Die Details stehen allerdings noch nicht fest. Das Geld soll in den Geschäftsausbau fließen, heißt es.

Hameseder ist der neue starke Mann bei Raiffeisen. Er hatte Anfang Mai die Nachfolge von Raiffeisen-Manager Christian Konrad übernommen. Hameseder ist unter anderem für die Raiffeisen-Industriebeteiligungen (wie Strabag, Kurier, LLI, NÖM) zuständig.

Verschiedene Baustellen

Die Raiffeisengruppe NÖ-Wien ist die einzige Organisation, bei der es eine Finanzspritze geben wird. Erst Ende April erklärte die zu Raiffeisen gehörende Uniqa-Versicherung, dass sie im Sommer eine Kapitalerhöhung von 500 Mio. Euro durchführen wird. Das Geld soll zur Stärkung des Eigenkapitals und für Zukäufe in Osteuropa ausgegeben werden.

Die Uniqa hatte im Vorjahr wegen Abschreibungen in Griechenland und wegen Kosten für einen Konzernumbau einen Vorsteuerverlust von 326 Mio. Euro erzielt. Die jetzt benötigen 500 Mio. Euro sollen in erster Linie die derzeitigen Aktionäre (Raiffeisen und Austria Versicherungsverein) zuschießen. 2013/2014 soll es eine weitere Kapitalerhöhung im dreistelligen Millionenbereich geben.

Der größte Kapitalbedarf besteht aktuell bei der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Diese muss bis Ende Juni laut Anordnung der Europäischen Bankenaufsicht einen zusätzlichen Eigenkapitalpuffer von 2,1 Mrd. Euro aufbauen. Das Institut setzt alle Hebel in Bewegung, um diese Vorgaben zu erfüllen. Bei der Hauptversammlung am 23. Mai soll eine Kapitalerhöhung von 840 Mio. Euro fixiert werden. Mehr als 90 Prozent der RZB gehören den Raiffeisen-Landesbanken in den Bundesländern. Diese werden allerdings kein Geld in die Hand nehmen, sondern es kommt zu einem Tausch von Wertpapieren. So werden sogenannte „Partizipationsscheine“, stimmrechtslose Wertpapiere, in Stammkapital gewandelt. Durch diese Maßnahme erhöht sich das harte Kernkapital um die genannten 840 Mio. Euro. Dann plant die Raiffeisen Zentralbank noch eine Reihe von internen Maßnahmen, um die Aufsicht zufriedenzustellen.

Unklarheiten wegen Staatshilfe

Noch unklar ist, wie und wann die Giebelkreuzer die im Jahr 2009 erhaltene Staatshilfe von 1,75 Mrd. Euro zurückzahlen werden. Ursprünglich hat es geheißen, dass die RZB-Tochter Raiffeisen International eine Kapitalerhöhung an der Börse durchführen wird. Doch der Aktienkurs ist im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise stark gefallen.

Fest steht indes, dass die Raiffeisen Landesbanken näher zusammenrücken werden. Hameseder kündigte an, dass sich die Niederösterreicher mit den Oberösterreichern Kooperationen vorstellen können. Anfang April war der langjährige Chef der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, Ludwig Scharinger, in Pension gegangen. Dieser hatte ein ambivalentes Verhältnis zu den Wiener Raiffeisen-Managern. Sein Nachfolger, Heinrich Schaller, sagte im „Presse“-Interview, er habe keine Berührungsängste mit Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2012)

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