Keine Piloten: AUA streicht Flüge

Keine Piloten streicht Fluege
Keine Piloten streicht Fluege(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Am Wochenende musste die AUA 24 Flüge absagen, weil Piloten nicht zur Arbeit erschienen. Sie seien "unfit to fly". Der Streit über Piloten-Gehälter gerät außer Kontrolle.

Wien/Apa. „Wir telefonieren durch, um die Flüge zu besetzen“, sagte AUA-Sprecher Michael Braun am Sonntag. Doch obwohl die Drähte glühten, konnte die Fluglinie nicht verhindern, dass Flüge ausfielen. Denn bereits am Freitag hatten sich Piloten kurzfristig „unfit fo fly“ erklärt. Bis Sonntagabend waren es schließlich 24 AUA-Maschinen, die nicht starten konnte. Hunderte Passagiere mussten umgebucht oder auf spätere Flüge vertröstet werden. In der Eile konnte das Unternehmen keine neuen Piloten aus dem Hut zaubern und musste die Flüge zum Ärger der Passagiere ersatzlos streichen.

Etwa jenen am Samstag von Amsterdam nach Wien. Passagiere berichteten tags danach erbost, dass sie die Nacht auf dem Airport verbringen mussten.

Das gleiche Spiel wiederholte sich am Sonntag. Um elf Uhr sollte eine AUA-Maschine Richtung Thessaloniki abheben, sie blieb allerdings auf dem Boden. Wieder war der Pilot nicht erschienen, hatte sein Unternehmen allerdings so spät von seiner Unpässlichkeit unterrichtet, dass kein Ersatz mehr gefunden werden konnte. Das böse Spiel wiederholte sich am Muttertag noch weitere sieben Mal.

AUA-Sprecher Braun hielt sich am Sonntag mit Mutmaßungen über die grassierende Pilotenkrankheit sehr bedeckt. Er könne nicht sagen, ob die Ausfälle mit dem Betriebsübergang in Verbindung stehen. Die Optik ist verheerend genug und an eine plötzliche Epidemie unter AUA-Piloten glaubte zu diesem Zeitpunkt keiner mehr. Nur noch Bord-Betriebsrat Karl Minhard verwahrte seine Kollegen vor „Unterstellungen“, es könne sich bei den Krankmeldungen um eine Protestaktion handeln. Es dürfte sich aber niemand wundern, wenn einige „unfit to fly“ seien. „Seit Monaten wird auf unsere Leute hingehaut. Sie müssen sich überlegen, geh oder bleib ich, da geht es um Existenzen“, sagte er und fügte hinzu: „Dass das auf Psyche und körperliche Gesundheit schlägt, ist klar. jeder Pilot, der sagt ,ich kann jetzt so nicht‘, weil er sich geistig und körperlich nicht in vollständig guter Verfassung fühlt, handelt zum Glück verantwortungsbewusst“, sagt der Betriebsrat.

Noch Ende voriger Woche bemühte sich AUA-Chef Jaan Albrecht neuerlich zu betonen, dass er keine Engpässe bei den Piloten befürchte. Zuvor hatte er mehrmals betont: „Wir haben eigentlich einen Pilotenüberhang.“

Wie immer liegt das Problem im „eigentlich“. Denn ab 1. Juli werden die knapp 2100 AUA-Piloten und Flugbegleiter nicht mehr bei der AUA, sondern bei der Tyrolean angestellt sein. Dieser Betriebsübergang auf die Regionaltochter hat zur Folge, dass das Flugpersonal künftig weniger verdienen werde. Die Gehälter von 550 Piloten und 1500 Flugbegleitern werden eingefroren. An einem neuen Kollektivvertrag wird gearbeitet. Vorerst bietet das Unternehmen den Mitarbeitern Einzelverträge an.

43 Piloten sind schon weg

Nicht alle werden diese annehmen. Denn rund 300 Piloten sind im Genuss sogenannter Altverträge. In diesen steht festgeschrieben, dass sie im Falle des Betriebsübergangs das Unternehmen samt 39 Monatsgehältern Abfertigung verlassen können. 43 Piloten haben sich bereits entschieden, das Unternehmen zu verlassen. Immerhin beträgt die Abfertigung pro Piloten im Schnitt 500.000 Euro. Viele Airlines – vor allem im arabischen und asiatischen Raum – sind auf der Suche nach Piloten. Und deshalb schätzen Beobachter, dass mehr als 150 Piloten den lukrativen Abflug planen. Und dann seien die Ausfälle vom Wochenende nur ein kleiner Vorgeschmack. „Es wird noch ärger werden“, sagt Betriebsrat Minhard.

Auf einen Blick

Drei AUA-Flüge mussten am Samstag und am Sonntag gestrichen werden, weil die Piloten sich gesundheitlich nicht in der Lage sahen, die Maschinen zu fliegen („unfit to fly“). Im Unternehmen konnte so kurzfristig keine Ersatzcrew aufgetrieben werden, um die Passagiere nach Delhi, Dubai und Thessaloniki zu bringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2012)

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