"Rechte Hand" Nakowitz: "Elsners Wort war heilig"

Narkowitz weist jede Mitverantwortung bei den
Narkowitz weist jede Mitverantwortung bei den "Unibonds" zurück(c) dapd (Ronald Zak)
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Er weist jede Mitverantwortung für "Unibonds" zurück. Seine Wahlmöglichkeit bei Anordnungen von Elsner sei Null gewesen.

Im zweiten BAWAG-Prozess standen heute am sechsten Verhandlungstag die Themenkomplexe "Unibonds" und "Capper" im Mittelpunkt. Vor allem Peter Nakowitz, die ehemalige "rechte Hand" von Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner, wurde wegen einer möglichen Mitverantwortung beim Themenkomplex Unibonds intensiv befragt. Zu den "Unibonds" habe er nichts beigetragen, betonte Nakowitz. An vorbereitenden Treffen in Paris und London habe er nur teilgenommen, weil ihn Elsner darum gebeten hatte. Hinterfragt habe er dies nicht. "Das Wort von Elsner war heilig", so Nakowitz.

Elsner habe sogar ein Weisungsrecht gegenüber dem Vorstand gehabt, verwies Nakowitz auf die damaligen Macht- und Kommunikationsstrukturen in der BAWAG.  "Das ist absichtlich so installiert worden", so der Angeklagte ehemalige Generalsekretär und spätere BAWAG-Vorstand. So habe der Aufsichtsrat nicht einmal gewusst, wie viel der Vorstand verdiene.

Unibonds sollten Verluste ausgleichen

Nakowitz war bereits am zweiten Tag der Neuauflage des BAWAG-Strafprozesses in den zwei Anklagepunkten "Hapenny" und "Ophelia" nicht rechtskräftig  zu einer Zusatzstrafe von drei Jahren, davon ein Jahr unbedingt, verurteilt worden.

Bei den "Unibonds" und "Capper" hat es sich um neue Investments der BAWAG gehandelt, mit denen die damalige Gewerkschaftsbank ab 1998/1999 die zuvor erlittenen großen Verluste mit Wolfgang Flöttl wieder wett machen wollte.

Wirtschaftlich voll der Bawag zuzurechnen

Das Unibonds-Investment war laut den Ex-Vorständen zur Streuung des Risikos in sieben Vehikel bzw. Strategien aufgeteilt. Laut Flöttl waren aber keine sieben Strategien vereinbart, wie er heute betonte. Tatsächlich hatte Flöttl das Investment nicht diversifiziert, sondern das Geld gemeinsam veranlagt und verloren.

Zusätzlich zu den sieben Uni-Bonds gab es noch Vereinbarungen mit drei Investmentgesellschaften, die wirtschaftlich der BAWAG zuzurechnen waren. Diese Gesellschaften sollten mit 80,5 Millionen Euro eine Eigenkapitalunterlegung von 22,5 Prozent für die Investition der BAWAG in die Unibonds darstellen. Das ganze Geld (430,5 Millionen Euro) kam also letztlich von der BAWAG.

Strohmann für Flöttl

Weil die früheren BAWAG-Vorstände Flöttl nach seinen Verlusten kein neues Kapital mehr anvertraut wollten, wurde von Elsner - so die damaligen Vorstände - der Londoner Investmentbanker Kaveh Alamouti als neuer Manager der Gelder vorgeschoben. Tatsächlich hatte Alamouti aber kein Geld für die BAWAG investiert. Flöttl managte die UniBonds alleine und verlor im Jahr 2000 fast die ganze Summe durch riskante Spekulationen. Damit summierten sich der Verlust bei der BAWAG auf 1,44 Milliarden Euro.

Nakowitz wies bei seiner heutigen Befragung mehrmals darauf hin, dass er keine genaue Erinnerung mehr daran habe, was bei den Treffen in Paris und London konkret besprochen worden sei. Er gehe aber davon aus, dass er dabei keine unmittelbare Rolle gespielt habe. Zum Vorwurf, die "rechte Hand" Elsners gewesen zu sein, meinte Nakowitz, er habe ein rein dienstliches Verhältnis gehabt. Er sei zu vielen Treffen mitgeschickt worden, weil Elsner aus erster Hand informiert werden wollte. "Wenn der Generaldirektor sagt, sie fahren hin und reden mit Alamouti, dann fang ich nicht zu diskutieren an", sagte Nakowitz. Seine Wahlmöglichkeit sei Null gewesen.

Alamouti hatte keine Konzession

Zu den "Unibonds" habe er nichts beigetragen, sagte Nakowitz. Damit seien bankintern der damalige Chef und Leiter der Bilanzabteilung, Robert Schatzer, und der frühere BAWAG-Treasurer Thomas Hackl inhaltlich bestimmend und ausführend gewesen.

Flöttl führte aus, Alamouti schon einige Jahre vorher gekannt zu haben. Er habe sich bemüht, ihn zu gewinnen, damit er bei den Unibonds-Veranlagungen helfe. Das Problem sei aber gewesen, dass Alamouti keine Konzession hatte. Ziel der Unibonds sei es gewesen, die Verluste in fünf bis sechs Jahren zurückzugewinnen. Dazu brauche man Hasardeure, so Flöttl. Nakowitz sei kein Entscheidungsträger gewesen, er habe aber viel Kontakt mit ihm gehabt, da er praktisch immer erreichbar gewesen sei. Für ihn als Manager der Gelder sei klar gewesen, dass die BAWAG die Beschäftigung von Alamouti nicht zur Voraussetzung mache. Alamouti sei in den Dokumenten auch nicht genannt worden.

Wette auf steigenden Zinssatz

Am sechsten Verhandlungstag stand auch die "Capper Ltd.", eines der vielen Investmentvehikel des Mitangeklagten Flöttl, am Prozessfahrplan. Über diese Firma soll ein Schaden von 17 Millionen Dollar entstanden sein. Die Idee war, weiteres BAWAG-Geld über Capper zu investieren, um alte Verluste wieder wettzumachen. Die japanische Zentralbank hatte den kurzfristigen Zinssatz von Null auf 0,25 Prozent erhöht. Die Idee sei gewesen, eine Swap-Option zu kaufen, da Elsner gemeint hatte, ddass die Zentralbank vielleicht noch auf 0,5 Prozent gehen werde. Dies habe er an den Vorstand nach Wien gefaxt, aber lange keine Antwort erhalten.

Erst als Elsner, der zuvor bei Flöttl auf den Bermudas geurlaubt hatte, im September wieder zurückgefahren war, habe er Ende September 18 Millionen Dollar bekommen. Die Option gab es allerdings nicht mehr zu kaufen, woraufhin er in der Bank in Wien angerufen und um eine Einschätzung gefragt habe, ob er dieses Investment machen solle. Er sei dazu von Nakowitz mündlich beauftragt worden, eine Million wollte die Bank aber aus irgendwelchen Gründen zurück. Die restlichen 17 Millionen Dollar seien in Cash angelegt worden und acht Wochen dort gelegen. "Ich bin von der Zustimmung des Vorstandes ausgegangen", so Flöttl. Er habe das Investment als Teil der Unibond-Verträge angesehen.

(APA)

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