Die Angst vor dem Thema „Pflegebedürftigkeit“

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Symbolbild(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Für das Alter sorgen viele vor, für die Pflege nur wenige. Im Schnitt würde man 25 Euro pro Monat springen lassen, viele tun nicht einmal das. Ursache für die Zurückhaltung ist die geringe Attraktivität des Themas.

Wien/b. l. „Pflege im Alter“ ist kein besonders attraktives Thema. 55 Prozent der Österreicher finden, dass sie dieses Thema nicht betrifft, einem weiteren Fünftel macht es Angst. Das geht aus einer GfK-Umfrage im Auftrag der S-Versicherung hervor.

Dementsprechend gering ist die Bereitschaft, für den Fall des Falles vorzusorgen. 57 Prozent räumen ein, bei „Vorsorge“ nicht an Pflege zu denken. Die Hälfte davon will sich mit diesem Thema schlicht nicht befassen, ein Drittel setzt im Fall des Falles auf die Unterstützung von Familie und Staat.

Tatsächlich hat nicht einmal einer von 100 Österreichern eine Pflegeversicherung abgeschlossen. Der Umfrage zufolge wären die anderen aber grundsätzlich bereit, im Schnitt 25 Euro pro Monat für die Pflegevorsorge springen zu lassen. Damit will man später die „Pflegehilfe für zu Hause“ finanzieren, einen Kostenbeitrag für Rollstuhl, Treppenlift oder Essen auf Rädern erhalten oder den Heimplatz zahlen.

Staat greift auf Vermögen zu

Zieht man in ein Pflegeheim – ein solches kostet 2000 Euro pro Monat aufwärts, nach oben gibt es keine Grenze –, und reichen dafür Pension und Pflegegeld (zwischen 154,2 und 1655,8 Euro pro Monat) nicht aus, muss man sein Vermögen verwerten. Je nach Bundesland wird auch auf Schenkungen in den vorangegangenen Jahren zurückgegriffen. Darüber hinaus können der Ehepartner und in der Steiermark auch die Kinder zur Kasse gebeten werden.

Doch auch die Pflegeversicherung deckt nicht zwingend die Differenz ab, sondern garantiert nur eine Zahlung in bestimmter Höhe. Mit 25 Euro Prämie würde man zumeist keine großen Sprünge machen. Im Fall des Falles erhält man dann ab Pflegestufe fünf (180 Stunden Pflegebedarf pro Monat) eine monatliche Leistung zwischen 1998 Euro (Mann, der ab dem 20. Lebensjahr in eine Pflegeversicherung einzahlt) und 132 Euro (Frau, die ab dem 70. Lebensjahr einzahlt), rechnet Heinz Schuster, Vorstandsdirektor der S-Versicherung, vor. Und wie es um die Kaufkraft von 1000 Euro in ein paar Jahrzehnten bestellt sei, könne man derzeit nur schwer abschätzen, räumt Peter Bosek, Privatkundenvorstand der Erste Bank, ein.

Er spricht sich für eine höhere steuerliche Begünstigung oder Förderung aus – ähnlich wie für die Zukunftsvorsorge. In diesem Zusammenhang kritisierte er die Politik: Alle paar Jahre würden die Förderungen und steuerlichen Voraussetzungen je nach ideologischer Ausrichtung der jeweiligen Regierung geändert. Das sorge für Verunsicherung.

Unzufrieden mit dem Ersparten

Erst kürzlich wurden im Zuge des Sparpakets die Prämien für die Zukunftsvorsorge und das Bausparen halbiert. Laut der GfK-Umfrage legen die Österreicher im Schnitt 124 Euro pro Monat für Vorsorgezwecke aller Art (Alter, Pflege, Immobilien, Notgroschen etc.) zur Seite. Weniger als die Hälfte sind jedoch mit der Höhe ihrer Ersparnisse und der Höhe ihres Einkommens zufrieden.

Aktiv daran ändern wollen die Befragten allerdings auch nicht viel: Während 60 Prozent auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance und 53 Prozent auf einen sicheren Arbeitsplatz Wert legen, wollen nur 31 Prozent mehr Möglichkeit zur Gestaltung in ihrem Beruf und 24 Prozent eine Beförderung. „Beim Ehrgeiz sind die Österreicher eher im mentalen Sparbereich“, stellt Bosek fest.

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