Hofer: Umweltschutz und Markenware statt „Diskont pur“

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Wie sehr liegt Österreichs drittgrößtem Einzelhändler „Bio“ am Herzen? Es gibt außerdem Gerüchte über Gespräche mit mit Firmen wie Johnson & Johnson, Procter & Gamble sowie Coca Cola.

Wien/Juk/Stef. Österreichs drittgrößter Einzelhändler Hofer genießt nicht gerade den Ruf als öko-freundlicher Bioladen, der zudem hoch qualitative Markenware verkauft. Doch am Image kann man bekanntlich arbeiten. Und so lud der Diskonter zu einer Veranstaltung, bei der Bio-Pionier Werner Lampert und Abenteurer David de Rothschild über gesundes und umweltfreundliches Essen philosophierten. Außerdem tauchten am Mittwoch Gerüchte auf, wonach schon bald Markenfirmen den Einzelhändler beliefern könnten.

„Wir denken mehr darüber nach, welche Features unser Handy hat, denn darüber, woher die Lebensmittel kommen, die wir tagtäglich essen“, erklärte Rothschild, Milliardär und Erbe der Bankendynastie, der sich selbst als „Vielgereister“ bezeichnet. Es sei nachgerade „bizarr“, dass Fruchtproduzent Del Monte prämiert werde, wenn er Bananen einzeln in biologisch abbaubare Plastiktüten verpacke. „Viele Kinder glauben, die Bananen wachsen in dieser Verpackung.“

Billigmarken haben viele

Der „Kurier“ berichtet indes, dass Hofer bereits Gespräche mit Firmen wie Johnson & Johnson, Procter & Gamble sowie Coca Cola führe und deren Waren ins Sortiment aufnehmen wolle. Das Problem des Diskonters: Mittlerweile verkaufen auch die Marktführer Rewe (Billa, Merkur) und Spar Billigprodukte unter Eigenmarken. Einer der größten Vorteile Hofers – der günstige Preis – ist deshalb für die Kundschaft nicht mehr so wichtig. Sie bekommt günstige Produkte auch bei der Konkurrenz, dafür aber keine Markenware. Das könnte sich nun ändern.

Hofer wollte sich zu den Gerüchten am Mittwochnachmittag nicht äußern. Dafür plädierte Bio-Pionier Werner Lampert, der die Rewe-Marke „Ja! Natürlich“ und danach die Hofer-Bio-Marke „Zurück zum Ursprung“ aufgebaut hat, bei einer Veranstaltung in Wien für die Rückkehr zu einer regionalen Landwirtschaft und die Abkehr von Sojabohnen als Futtermittel. In Südamerika würden riesige Regenwaldflächen gerodet, um den weltweiten Bedarf an Soja zu decken. In Brasilien steige die Anbaufläche von Soja bis 2020 auf 30 Mio. Hektar, wodurch die einstige Landbevölkerung vertrieben werde. „Soja ist eine Katastrophe für Menschen, Natur und Tiere.“

Abenteurer Rothschild prangerte indes an, dass die Menschen heute zwar Wälder am Fernsehbildschirm bewundern, aber sich scheuen, einen Schritt in die reale Natur setzen. Und: „Wir schützen die Natur nicht“, sagt er. So würden beispielsweise weiterhin Plastik- statt Glasflaschen verwendet. Das sei umweltschädlich. Lampert äußerte sich dazu nicht. Hofer verkauft seine Getränke fast ausschließlich in Plastikflaschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2012)

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