Neuer Präsident will IV "offensiver" ausrichten

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Georg Kapsch wurde zum Nachfolger von Veit Sorger als IV-Präsident gewählt. Konkrete Vorschläge zur Steuerpolitik will er im September präsentieren. Sich selbst sieht Kapsch „eher als Fiskalist denn Monetarist“.

Wien/stef. Zunächst ist Jubel angesagt, für die Ausarbeitung konkreter Inhalte bleibe in den kommenden Monaten noch genug Zeit. So könnte man die Stimmung in der Industriellenvereinigung (IV) zusammenfassen, nachdem Georg Kapsch am Donnerstag zum neuen Präsidenten der Interessenvertretung gewählt worden war. „Sie werden sicher verstehen, dass wir heute kein fertiges Programm präsentieren können“, sagte Kapsch im Rahmen seiner ersten Pressekonferenz als neuer IV-Präsident.

Trotzdem nahm der 53-jährige zweifache Familienvater zu den wichtigsten wirtschaftspolitischen Themen Stellung, und eine grobe Richtungsvorgabe lässt sich durchaus ablesen. So werde die IV künftig „aus der Verteidigungshaltung in die Offensive“ gehen. Das möge man nicht als Kritik an seinem Vorgänger Veit Sorger verstehen, erklärte Kapsch. Es sei aber wichtig, dass die Interessenvertretung beispielsweise einen eigenen Vorschlag für ein Steuersystem erarbeite und diesen auch „offensiv“ präsentiere.

Abgabenquote soll sinken

Zentraler Punkt dürfte dabei die Forderung nach einer geringeren Abgabenquote sein. Laut Wirtschaftskammer hat Österreich mit 44 Prozent die fünfthöchste Abgabenquote unter den 27 EU-Mitgliedern. „Die Industriellenvereinigung steht zwar für Verteilungsgerechtigkeit“, sagt Kapsch. „Aber genauso wichtig ist die Leistungsgerechtigkeit.“

Das solle keinesfalls heißen, dass er sich nur hinter den wohlhabenden Teil der Bevölkerung stellen werde. „Es gibt Leistungsträger in jeder Einkommensschicht“, erklärt der Manager, der sich in den 1990er-Jahren auch kurzfristig als Politiker für das Liberale Forum (LIF) von Heide Schmidt versuchte.

Auf europäischer Ebene spricht sich Kapsch für eine Fiskalunion aus. „Ich gebe zu: In diesem Punkt habe ich meine Meinung geändert.“ Vor der Schuldenkrise habe er gedacht, Europa sei am erfolgreichsten „als freier Verbund“. Die Undiszipliniertheit vieler Staaten in puncto Verschuldung habe aber gezeigt, dass der Euro eine Fiskalunion mit Steuerung aus Brüssel nötig habe. Wenig hält Kapsch von den aktuellen Interventionen der Zentralbanken weltweit. „Ich sehe mich eher als Fiskalist denn Monetarist.“ Soll heißen: Wirtschaftspolitik solle auf ausgeglichenen Budgets und nicht auf einer allzu lockeren Steuerung der Geldmenge beruhen.

Amtszeit beträgt vier Jahre

Die IV gilt als wichtigste Interessenvertretung der heimischen Industrie. Sie hat in etwa 3500 Mitglieder. Eines der Hauptziele ist es, die Standortattraktivität Österreichs zu stärken. Als Kapschs Vizepräsident wurde am Donnerstag unter anderem Lenzing-Chef Peter Untersperger gewählt. Die Amtszeit des Präsidiums beträgt vier Jahre, maximal zwei Amtszeiten sind möglich. Von 2004 bis 2012 war Veit Sorger Präsident der IV.

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