Flöttl lobt Vranitzky: "Er war preiswert"

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Ex-Kanzler Vranitzky erhielt als Berater eine Mio. Schilling von Flöttl. Dieser will den Vertrag mit Vranitzky nur geschlossen haben, weil ihn Ex-Bawag-Chef Elsner "unter Druck" gesetzt habe. Elsner: "Kompletter Humbug".

Der frühere SP-Bundeskanzler Franz Vranitzky hat am Montag beim Bawag-Prozess im Wiener Landesgericht als Zeuge ausgesagt, er habe den nun angeklagten Investmentbanker Wolfgang Flöttl im Jahr 1999 zur Einführung des Euro beraten und dafür von diesem eine Million Schilling (72.673 Euro) als Honorar erhalten. Ein schriftlicher Vertrag sei nicht geschlossen worden, "keiner von uns beiden hat das verlangt", betonte Vranitzky.

"Ich habe mir gedacht, eigentlich ist das ein kluger Schachzug", schilderte Vranitzky heute seine damalige Reaktion auf Flöttls Angebot. Einen Europäer mit politischen Kontakten als Berater zu beauftragen sei ihm damals aus Sicht Flöttls nicht unvernünftig erschienen.

Flöttl lobt Vranitzky als "preiswert"

Die Initiative zu dem Beratungsvertrag sei von Flöttl ausgegangen. Der Beratungsgegenstand sei ihm damals plausibel erschienen, die Beratung durch ihn sei durch mehrere Telefonate mit Flöttl im ersten Halbjahr 1999 erfolgt, sagte Vranitzky. An die genaue Zahl der Telefonate kann sich Vranitzky nicht mehr erinnern, vielleicht habe es sich um acht oder zehn Telefonate gehandelt. Damals habe er keine öffentliche Funktion mehr gehabt. Von den großen Verlusten der Bawag im Herbst 1998 habe er erst viel später aus den Medien erfahren.

Flöttl erklärte heute vor Gericht, er habe sich nie vom früheren Bundeskanzler distanziert. "Ich habe mich niemals beim Bundeskanzler beschwert, dass ich keine Leistung bekommen habe", erklärte Flöttl heute. "Ich habe niemals von Parteienfinanzierung gesprochen", betonte er. Flöttl lobte Vranitzky als "preiswert". Ex-US-Außenminister Henry Kissinger, ein weiterer Flöttl-Berater, sei viel teurer gewesen, so Flöttl.

Flöttl: "Hatte keinen Beratungsbedarf"

Vranitzky habe sich bemüht, ihn zu beraten, aber diese Beratung sei für seine Geschäfte nicht nötig gewesen, weil er sich auf Asien konzentriert hatte. Flöttl wollte die Beratung nicht: "Meine Beschwerde ist, dass ich damals eigentlich keinen Beratungsbedarf hatte."

"Wenn Herr Dr. Flöttl der Auffassung war, dass er von mir keine Beratung gebraucht hat, erstaunt es mich, dass er sieben Jahre gebraucht hat, um das kundzutun", wunderte sich Vranitzky.

Flöttl: Von Elsner "unter Druck" gesetzt

Den Beratungsvertrag mit Vranitzky habe er überhaupt nur geschlossen, weil ihn der - mitangeklagte - damalige Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner "unter Druck" gesetzt habe, so Flöttl. Elsner habe ihn damals gebeten, Vranitzky zu engagieren.

Er sei von der Bawag damals nach den großen Verlusten im Oktober 1998 wirtschaftlich abhängig gewesen, erläuterte Flöttl seine damalige Situation. Die Million Schilling für das Honorar für Vranitzky habe er aus seinen eigenen Finanzen bezahlt, nicht aus Bawag-Mitteln. Obwohl er den Großteil seines Vermögens der Bawag überschrieben hatte, sei er ja damals nicht mittellos gewesen.

Elsner: "Kompletter Humbug"

Elsner wies die Angaben Flöttls über seine angebliche Initiative zu dem Beratungsvertrag mit Vranitzky als "kompletter Humbug" zurück. Die Beratung durch Vranitzky habe mit ihm absolut nichts zu tun, "Ich bin nicht der Manager vom Dr. Vranitzky", sagte Elsner. Es gebe da überhaupt keinen Zusammenhang mit der Bawag oder mit der Westdeutschen Landesbank, für die Vranitzky damals als Berater tätig war.

Tumpel-Gugerell: Nie Einfluss genommen

Die frühere Vize-Gouverneurin der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Gertrude Tumpel-Gugerell, unterstrich in ihrer Zeugenbefragung, sie habe niemals auf den Bawag-Prüfbericht der OeNB aus dem Jahr 2001 Einfluss genommen. Laut einem Gedächtnisprotokoll des mitangeklagten Ex-Bawag-Vorstands Christian Büttner hatte Elsner in einer Vorstandssitzung gesagt, er werde mit Tumpel-Gugerell reden, damit sie die Nationalbank-Prüfung "steuern" könnte. Sowohl Elsner als auch die übrigen damaligen Bawag-Vorstände hatten dementiert, dass Elsner von Tumpel-Gugerell gesprochen hatte.

Tumpel-Gugerell ortet die Verantwortung für eine Reaktion auf den kritischen OeNB-Prüfbericht 2001 der Bawag beim Finanzministerium, das damals die Finanzmarktaufsicht inne hatte. Dieses habe offenbar nicht reagiert und den Prüfbericht "schubladisiert". "Der Prüfbericht spricht für sich", sagte die frühere OeNB-Vizegouverneurin, sie habe sich nicht berufen gesehen die Finanzmarktaufsicht noch extra auf Probleme durch mangelnde Unterlagen zu den Offshore-Gesellschaften aufmerksam zu machen. Eine Interessenskollision im Zusammenhang mit der früheren Tätigkeit ihres Ehemanns Herbert Tumpel, der bis April 1997 Aufsichtsratspräsident der Bawag war, ortet Tumpel-Gugerell nicht. Sie habe auch nicht mit ihm über die Bawag gesprochen, und erst Anfang 2006 von den Verlusten der Bank aus den Medien erfahren, so die heutige EZB-Direktorin. (APA/Red.)


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