Bawag: Elsners Schwiegersohn droht Anklage

(c) APA (Barbara Gindl)
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Der Staatsanwalt hegt den Verdacht, dass Elsners Schwiegersohn als Zeuge falsch ausgesagt hat.

WIEN (g. h.). Ein Blatt Papier kann fatale Folgen haben. Das Blatt fand Staatsanwalt Georg Krakow in den Bawag-Unterlagen. Es passte dort gar nicht hin, handelte es sich doch um einen Mietvertrag über eine Londoner Wohnung für den Schwiegersohn des früheren Bawag-Chefs Helmut Elsner. Der Angeklagte Elsner wundert sich, wie der Mietvertrag in die Bank kommt, meint gar, es seien böse Mächte im Spiel.

Der ebenfalls angeklagte Investmentbanker Wolfgang Flöttl weiß zumindest, dass Elsners Schwiegersohn Karl Kinsky in London für ihn gearbeitet hat. Und zwar auf Wunsch Elsners. Er sei dazu angehalten worden, Karl Kinsky eine internationale Banker-Karriere zu ermöglichen, sagt Flöttl.

Elsner bestreitet dies. Er habe weder interveniert, noch habe sein Schwiegersohn für Flöttl gearbeitet. Richterin Claudia Bandion-Ortner solle doch den Betreffenden selber Fragen. Das tat die Richterin auch. Als Zeuge sagte Kinsky unter Wahrheitspflicht aus, er habe nie für Flöttl gearbeitet und keine Geschäfte mit ihm gemacht.

Auch Übersiedlung bezahlt

Prompt legte Flöttl-Anwalt Herbert Eichenseder am Donnerstag einen Dienstvertrag zwischen einer Flöttl-Firma und Kinsky vor. Den Unterlagen zufolge zahlte Flöttl nicht nur das Gehalt Kinskys. Er bezahlte im Jahr 2003 auch die Übersiedlung der Familie Kinsky von London nach Wien. Damit hatte der Staatsanwalt genug gehört: Er prüft nun eine Anklage gegen Kinsky wegen falscher Zeugenaussage. Kinsky drohen drei Jahre Haft.

Dass sein Schwiegersohn nun in das Schlamassel hineingezogen wurde, schien Elsner wenig zu belasten. Vielmehr ärgerte ihn, dass man die Sache in Zusammenhang mit der Bawag bringt. „Mit der Bawag hat das nichts zu tun“, ärgert sich Elsner und überhaupt wisse er nicht, was er auf der Anklagebank zu suchen habe. Wegen der Subprime-Krise „sitzt niemand auf der Anklagebank, da gehen alle in Pension mit Millionenabfertigungen“, klagt Elsner über eine ungerechte Welt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2008)


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