Casinos Austria: Die Suche nach dem verlorenen Glück

Karl Stoss
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Nach dem Aus für neue Casino-Lizenzen wird in Lotterie-Terminals investiert. Mit durchaus spannender Begleitmusik.

Sagen wir es gerade heraus: Beruflich hat Karl Stoss keinen guten Lauf. Einen ziemlich schlechten sogar. Schon im Jahr 2013 musste der 58-jährige Chef der Casinos Austria einen Flop in Argentinien und entsprechende Ertragseinbußen hinnehmen. Und auch heuer läuft es einigermaßen unrund. Vor wenigen Tagen gab es jedenfalls eine neuerliche Hiobsbotschaft: Die Auslandstochter des Unternehmens, Casinos Austria International, hat ihren Verlust im ersten Halbjahr 2014 verfünffacht.

Das Minus betrug dort 2,43 Millionen Euro. Jetzt soll in der Auslandstochter die Schrumpfkur fortgesetzt werden, zum Jahresende dürften sich somit gerade noch schwarze Zahlen ausgehen. Kein großes Drama also. Andererseits: Die Nerven des Karl Stoss sind heuer schon recht lädiert. Die Sache mit den neuen Casino-Lizenzen hat ihm arg zugesetzt.

Man kann es ihm nicht verdenken: Die Konkurrenten Novomatic sowie eine schweizerisch-deutsche Bietergruppe haben Ende Juni den Zuschlag für drei Lizenzen bekommen. Obwohl die Casinos Austria ursprünglich vom Glücksspielbeirat für die drei Standorte erstgereiht gewesen waren. Doch das Leben muss bekanntlich weitergehen. Stoss bekämpft die Bescheide des Finanzministeriums rechtlich. Weil das aber unternehmerisch keine nachhaltige Strategie ist, gibt es auch noch Plan B: Das Geschäft mit den ertragreichen Video-Lotterie-Terminals soll ausgebaut werden.

13 Standorte mit insgesamt rund 850 Lotterie-Terminals gibt es bereits. Betrieben werden sie seit 2004 gemeinsam von den Casinos Austria und ihrer Tochter, den österreichischen Lotterien, unter dem Namen Winwin. Die Terminals ähneln den klassischen Spielautomaten der Casinos, man kann allerdings bereits ab einem Einsatz von einem Cent mitspielen. Standorte gibt es in Niederösterreich (Bruck an der Leitha, Ebreichsdorf, Krems), Oberösterreich (Schärding, Steyr, Vöcklabruck, Wels), Salzburg (Salzburg-Stadt, Zell am See) und Tirol (Kufstein, Landeck, Mayrhofen, Lienz). Und das Geschäft läuft wirklich prächtig.

Ein weiterer Vorteil: Für neue Standorte sind keine zusätzlichen Lizenzen notwendig – jene der Lotterien reicht. Und so hat Stoss kurz nach dem negativen Bescheid über die Casino-Lizenzen Anfang Juli einen Brief an das Finanzministerium unter dem damaligen ÖVP-Chef Michael Spindelegger geschickt. Inhalt: Zu den bestehenden 13 Standorten, in denen Video-Lotterie angeboten wird, sollen sechs dazukommen. Geplant sind Standorte in Linz, Wels, Traun, Schwaz, Innsbruck und Villach.

Dem Plan dürfte nichts im Weg stehen: Der Finanzminister hat die Sache offiziell eh nur zur Kenntnis zu nehmen. Und der nunmehrige, Hans Jörg Schelling, wird sich ohnehin über zusätzliche Abgaben freuen. Also bestätigt auch ein Casinos-Sprecher: „Wir planen, im nächsten Jahr weitere Standorte zu eröffnen.“

Einziges Problem ist halt das liebe Geld. Rund drei Millionen Euro sind für einen Standort mit rund 50 Geräten veranschlagt, was sich für die Casinos Austria noch gerade ausgehen sollte. Aber das Kraut machen sechs weitere Standorte auch nicht fett. Doch mit weiterem Geld ist nicht zu rechnen: Die drei Casinos-Großaktionäre Münze Österreich, die Kirchenbank Schelhammer & Schattera sowie die Privatstiftung von Maria Theresia Bablik suchen bereits das Weite – sie wollen ihre Anteile verkaufen. Und Aktionär Raiffeisen ist mit seiner Geduld am Ende: Kein weiteres Geld für die Casinos Austria, lautet dort die recht grantige Devise.

Interessant sind in diesem Zusammenhang Ereignisse in London, von denen hinter vorgehaltener Hand berichtet wird. Dort soll Berater Tal Silberstein gerade sehr umtriebig sein, um einen Fonds aufzustellen. Ein Fonds, der in erster Linie Geld für die Video-Lotterie sammeln soll. Und zwar im großen Stil: Silberstein spricht gegenüber potenziellen Investoren von geplanten 900 Terminals „in einer ersten Phase“. Am Ende sollen es 5000 sein.

Dazu möchte sich der Casinos-Sprecher nicht eindeutig äußern: „Wir sind eine breit diversifizierte Unternehmensgruppe und reden immer wieder mit potenziellen Investoren oder werden von solchen angesprochen“, sagt er reichlich unverbindlich.
Dabei ist die Sache durchaus konkret: Silberstein verweist in den diskreten Gesprächen stets auf Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher, der auch tatsächlich für das Terminal-Geschäft zuständig ist. Trotzdem werden da einige hellhörig.

Hoscher gehört nämlich der roten Reichshälfte an. Und wie's der Zufall so will, hat Tal Silberstein einst auch Alfred Gusenbauer als SPÖ-Spitzenkandidat im Wahlkampf beraten. Jenen Alfred Gusenbauer, der gemeinsam mit dem Tiroler Immobilien-Tycoon René Benko und dem israelischen Diamantenmilliardär Beny Steinmetz Interesse an einem Einstieg in die Casinos Austria hat.
Kein Wunder, dass dies in Wien zu hektischen Spekulationen führt. Wird da – via Silbersteins Fonds – gerade eine Hintertür für die Möchtegern-Casinos-Investoren geöffnet?

Bei solchen Spekulationen wird auch gern auf eine Rochade verwiesen, die sich unlängst ereignet hat. Still und heimlich wurde Dietmar Hoscher per 3. Juli Vorstand in der Stiftung von Maria Theresia Bablik, man höre und staune. Jener Frau nämlich, die ihre Casinos-Anteile verkaufen möchte. Das mag zwar gute, alte Tradition sein: Immerhin sitzt auch Josef Leutgeb im Stiftungsvorstand – auch er bekam den Posten zu einer Zeit, als er noch Casinos-Finanzvorstand war.
Trotzdem ist der Zeitpunkt für die Hoscher-Rochade ungewöhnlich – weil Babliks Stiftung eben die Casinos-Anteile verkaufen möchte. Mit einem aktiven Casinos-Manager im Vorstand?

Das mag ein Zufallstreffer sein. Das kann aber auch bedeuten, dass das Terrain für eine neue Gruppe von Eigentümern aufbereitet wird. Die Branche steht vor einem Rätsel. Abgesehen von einer sicheren Prognose: Für Karl Stoss bleibt der Job bis auf Weiteres spannend.

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